Zunächst einmal bedeutet "klar und bekannt" nicht, dass alles im juristischen Sinne bewiesen war.
Deswegen musste ja auch beispielsweise KPMG alles so vorsichtig formulieren, dass es nicht angreifbar war; wir wissen ja, wie aggressiv Wirecard und auch seine Aktionäre auf Anschuldigungen reagierten. Die starken Verdachtsmomente stützten sich ja auch nicht darauf, dass es Beweise für Fälschungen gab, sondern dass Wirecard nichts vorlegen konnte und wollte, was entlastend gewesen wäre. Im Prinzip gab es dafür nur eine Erklärung.
Die Behörden hätten dies alles noch aufarbeiten müssen; es gab ja auch nach Veröffentlichung des Berichtes Ermittlungen der BaFin mit Durchsuchungen der Wirecard-Zentrale. Allerdings haben sich die deutschen Behörden nicht mit Ruhm bekleckert. Ich kenne mich da zu wenig aus, um das beurteilen zu können. Wenn ich es recht verstehe, sagt die BaFin, dass sie halt nur für die Wirecard-Bank zuständig sei, und nicht etwa für Bilanzbetrügereien außerhalb davon, wofür eben die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung zuständig sei.
Wir als Investoren haben einen großen Vorteil: Wir müssen nicht investieren. Wir müssen auch nicht juristisch beweisen, dass eine Firma betrogen hat. Uns reicht ein hinreichender Verdacht, um unser Geld lieber an anderer Stelle zu investieren. Und rückblickend muss ich sagen, dass der Verdacht hinreichend genug war. Ich habe allerdings auch selbst nicht genau hingeschaut, wie viele andere.
Der KPMG-Bericht war jedenfalls vernichtend. Wer vertraut schon einem Treuhänder ein Milliardenkonto an, ohne diesen Treuhänder vorher zu überprüfen oder einen Vertrag mit ihm zu schließen? Das nur als ein Beispiel der zum Himmel stinkenden Details aus dem Bericht.