Teil 3 der Trilogie:
Dieser Teil macht mir schwer zu schaffen, denn jetzt geht es unter die Gürtellinie.
Nach der Siegerehrung im "The old George" trat dann doch noch eine Musikerfamilie a la "The Partridge Family" auf, sie nannten sich "Heaven Sent" und bestanden aus Vater, Mutter und zwei prächtig gewachsenen Töchtern, von denen eine dem Sieger des Karaoke-wettbewerbs ständig zuzwinkerte. Ein Gruß unter Kollegen dachte ich zunächst in meiner Naivität.
Doch mit der Zeit ging mir auf, daß sie verdammt gut aussah und dann ging alles ziemlich schnell, euer estrich hat sich verschossen, aber wie! Sie konnte verdammt gut singen und hatte eine Stimme, daß sie jeder Soul Diva das Wasser reichen konnte.
Im "The Old George" waren alle Generationen und Klassen versammelt. Ein Senior, der 90 Jahre alt war tanzte mit allen Frauen, der Reihe nach. Wenn ich mit 60 noch so fit sein könnte, wäre ich froh.
Der Auftritt von "Heaven Sent" dauerte an, die Stimmung kochte über, der Tanzboden glich einem Feuerwerk. Ich wollte unbedingt den richtigen Moment abpassen um meine neue Liebe, die mich immer noch fokussierte, anzusprechen. Ich mußte zwar dringend mal auf "Für kleine Jungs", aber ich fürchtete, daß sie während meiner Abwesenheit ihren Auftritt beenden könnten, um dann hinter der Bühne auf immer zu verschwinden.
Dann habe ich etwas ziemlich dummes gemacht.
Neben mir auf dem Plüschsofa saß unauffällig meine Kollegin mit dem unstillbaren Hunger nach Skizzierpapier. Enthemmt wie ich war, bot ich Ihr das "DU" an und wir tranken Brüderschaft. Das hat sie sofort ausgenutzt. Sie hat behauptet, daß man sich nach dem Trinken küssen müßte, weil es sonst nichts wert sein würde, stimmt das?
Also ich war sofort nüchtern und erklärte ihr, daß das in meiner Generation nicht so sei. Ich meine, ich versuche immer professionell zu sein und das heißt "Keine Intimitäten unter Kollegen". Das war doch richtig von mir, oder?
Ich entschuldigte mich von Ihr mit der Begründung, daß ich mir mal die Nase pudern müßte und torkelte in die Treppen hinunter. Hinter der Gentlemen-Tür fand ich etwas seltsames vor.
Dem Waschbecken gegenüber war etwas aus Blech an die Wand gehängt, das aussah wie eine Viehtränke. Ich grübelte ziemlich lange darüber nach, was das wohl sein könnte, bis ich entschied, daß diese Blechwanne das Urinal sein müsse, sodaß ich mich dort entleerte. Mir war aber schon ganz schwindlig und ich konnte nicht mehr klar denken, die Musik, der Alkohol, die Frauen. Plötzlich erstarrte ich zur Salzsäule, denn es stand niemand anders neben mir als der Vater meiner Angebeteten und quatschte mit mir. Ich meine, das ist doch wohl die peinlichste Art seinen eigenen Schwiegervater kennenzulernen, oder?
Aus der Geschichte wurde übrigens nichts, denn das nächste, an das ich mich erinnere war, daß ich auf meiner Luftmatratze aufgewacht bin, mit einem ziemlichen Hämmern in meinem Kopf.