Die ehrenwerten Mafiabosse
Veröffentlicht am 24. Juli 2011
„Die Märkte“ unterhöhlen die Demokratie
Wer sind diese „Märkte“, vor denen alle zittern? Sie treiben viele Regierungen dazu, ihre Völker in Elend und Verzweiflung zu stoßen. Sie lösen weltweit Hungersnöte aus – Jean Ziegler spricht von hundert Millionen „Morden“. Sie zwingen Regierungen dazu, die Parlamente zu übergehen, Gesetze zu brechen und in wenigen Tagen Rettungsschirme in Milliardenhöhe auf Kosten der Steuerzahler aufzuspannen – „alternativlos“, wie die deutsche Kanzlerin zu sagen pflegt. In den USA haben sie die Zahl der Zwangsvollstreckungen von Wohnhäusern auf sechs Millionen pro Jahr vervielfacht.
Sind „die Märkte“ eine abstrakte, unsichtbare Kraft, die über aller politischen Macht thront? Über dem Selbstbestimmungsrecht und dem Willen der Völker? Über der unantastbaren Würde des Menschen, welche das deutsche Grundgesetz zu garantieren meint? Über den „unveräußerlichen Rechten wie Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück“ in der großartigen Vision der amerikanischen Verfassungsväter? Sind diese „Märkte“ stärker als alle militärische Gewalt? Wirkungsvoller als alle Aktionen von Selbstmordattentätern?
Vor dem Gesetz mögen alle Menschen gleich sein. Die Gesetze aber werden im Interesse derer gemacht und umgesetzt, die die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz durch die Gleichheit der Dollars und Euros vor dem Gesetz ersetzt haben. Wall Street Börsenmakler haben Regierungsbeamte bestochen, Bücher gefälscht, Kunden betrogen, Geldwäsche betrieben, Scheinverluste gedeckt, bei der Steuerflucht geholfen, Betrug begangen und vieles mehr. Dafür haben sie eine Strafe von $ 1 Milliarde akzeptiert.
Credit Suisse hat eine Strafe von $ ½ Milliarde angenommen, die Deutsche Bank $ 554 Mio, die UBS $ 780 Mio, Citibank, JP Morgan und Merrill Lynch je $ 385 Mio, die weltweit größte Versicherungsgesellschaft AIG $ 1,6 Milliarden und die Bank of America gar $ 8,5 Milliarden – immer in Verbindung mit einer „Nichtverfolgungsvereinbarung“ mit der amerikanischen Staatsanwaltschaft und der Steuerbehörde IRS. Auch in London wollten die Behörden durchgreifen: £ 840.000 Strafe und £ 1,5 Mio Entschädigung wurden der Deutschen Bank auferlegt. In Südkorea, musste sie € 642.000 Strafe zahlen und ihre Wertpapiergeschäfte für sechs Monate teilweise aussetzen.
Im Gegensatz zu Mafiabossen sind die hierfür Verantwortlichen strafrechtlich nirgendwo belangt worden. Vielleicht weil sie – wie Marcus Antonius über Marcus Iunius Brutus gesagt haben soll – zwar korrupt sind, morden und die Welt zerstören, es sich aber um ehrenwerte Leute handelt. Wer sind denn diejenigen, die die ganze Welt in ihrem Bann halten?
Korrupte Männer beherrschen die Märkte
akademieintegra.wordpress.com/2011/07/24/...erten-mafiabosse/