Der Sturz des Firmenjägers Ehlerding droht zum Desaster für die Banken zu werden. Eine ungewöhnliche Call-Option könnte sich als verhängnisvoll erweisen.
Irgendwann in den vergangenen Monaten muss Roland Flach (59) der Bezug zur Realität abhanden gekommen sein. Der Vorstandsvorsitzende der in Frankfurt/Main ansässigen WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG führt sich auf wie der Informationsminister eines untergehenden Regimes in den letzten Tagen vor dem Zusammenbruch.
Kein Händchen mehr: WCM-Großaktionär Ehlerding
Durchhalteparolen, Schuldzuweisungen und das Herbeireden neuer Verbündeter - all das gehört zum alltäglichen Repertoire des ebenso geschäftigen wie geschwätzigen Flach.
Es steht nicht gut um WCM. Das Unternehmen des Hamburger Finanzjongleurs Karl Ehlerding (61), das jahrelang die Deutschland AG erzittern ließ, hat sich auf vielfältige Weise verspekuliert.
Die Firma ist mit 2,4 Milliarden Euro verschuldet, Großaktionär Ehlerding (Anteil der Familie: 46 Prozent) persönlich noch einmal mit knapp einer halben Milliarde. Aufgrund der hohen Zinsbelastung verbrennt WCM angeblich jeden Monat zehn Millionen Euro. Der Vorstand ist kaum noch handlungsfähig, das Sagen haben die Gläubiger.
Das Ende einer Erfolgsgeschichte. Jahrelang schien sich alles, was Ehlerding berührte, in Gold zu verwandeln. Seine Arbeitsweise war stets die gleiche. WCM kaufte Aktien von Publikumsgesellschaften auf, setzte das Management unter Druck, versuchte mit allerlei Tricks, die Kontrolle über die Firma zu bekommen, um sie sodann auszuschlachten.
Wenn das Ziel mal nicht erreicht wurde, konnte WCM wenigstens die Aktien Gewinn bringend wieder losschlagen - jedenfalls so lange, bis die Börsenbaisse kam. Seither gehen die auf Pump finanzierten Spekulationen nicht mehr auf.
Auch Großaktionär Ehlerding steckt in existenziellen Schwierigkeiten. Mit einem missglückten Engagement in Commerzbank-Aktien häufte der einst mehrfache Milliardär 470 Millionen Euro Schulden an. Seine Aktien sind verpfändet, auf Druck der Gläubiger muss er bis zum 30. Juni 2004 einen Investor finden, der ihm einen großen Teil des Pakets abkauft.
Der Sturz des einst als genial gepriesenen Firmenjägers und seines Vehikels WCM hätte tiefer kaum sein können. Ehlerding schickte sogar seine beiden Sekretärinnen aus dem Hamburger Penthouse-Büro nach Hause; Anrufe nimmt jetzt sein Fahrer entgegen. Jüngstes Opfer der Misere ist WCM-Immobilienvorstand Michael Albertz (55). Der verabschiedete sich still zum 31. Juli.
CIAO