Friedenspfeife statt Kriegsbeil
Warten auf Börsen-HV
Mit viel Spannung wird heute die Hauptversammlung der Deutsche-Börse-Aktionäre erwartet. Noch bis vor kurzem hatte sich abgezeichnet, dass das entscheidende Gefecht zwischen dem Börsen-Management und den kritischen Aktionären genau dort ausgetragen wird.
Mittlerweile sind die wesentlichen Entscheidungen jedoch bereits gefallen: Der Börsen-CEO Werner Seifert wurde entlassen, und der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf-Ernst Breuer hat seinen Rücktritt angekündigt. Statt zum Schlachtfeld zu werden, dürfte die Hauptversammlung damit das Forum für das Entzünden der Friedenspfeife bieten.
Christopher Hohn, Manager des Hedgefonds The Childrens Investment Fund (TCI) und Wortführer der kritischen Aktionäre, hatte der Hauptversammlung bereits am Montag mit seinem Einlenken die letzte Brisanz genommen. Hohn will nicht weiter auf eine sofortige Abwahl Breuers drängen. Damit erscheint auch fragwürdig, ob Hohn überhaupt wie angekündigt selbst zur Hauptversammlung anreisen wird. Er könne durch eine persönliche Präsenz nichts mehr gewinnen, sagen Beobachter. Er würde es sogar riskieren, dadurch zur Zielscheibe für seine Kritiker zu werden. Zudem gilt Hohn als eher öffentlichkeitsscheu.
Mit Hohns Einlenken wird es auch unwahrscheinlich, dass sich auf der Hauptversammlung eine Auseinandersetzung unter den verschiedenen Aktionärsfraktionen entwickelt. An der Frage einer Absetzung Breuers hätte sich eine solche Diskussion durchaus entzünden können. Das Lager der deutschen Fondsgesellschaften werde sich auf der Hauptversammlung weitgehend zurückhalten, vermuten Beobachter. Somit bleibt das Feld ideologischer Kritik gegen angeblich kurzfristig agierende Hedgefonds den Vertretern der Kleinaktionäre überlassen.
Am einzigen verbliebenen Gegenantrag lässt sich ablesen, wie stark das Konfliktpotenzial im Vorfeld der Hauptversammlung bereits zusammengeschmolzen ist: Union Investment hat beantragt, den Bilanzgewinn von knapp 227 Mio. Euro vollständig an die Aktionäre auszuzahlen. Das Börsenmanagement hatte zuvor vorgeschlagen lediglich rund 78 Mio. Euro per Dividende auszuschütten und den verbleibenden Bilanzgewinn in die Gewinnrücklagen einzustellen.
Allerdings hat die Börse bereits angekündigt, bis Jahresende insgesamt 800 Mio. Euro über Dividenden oder Aktienrückkäufe an die Aktionäre auszuschütten. Gut 353 Mio. Euro hat die Börse bereits in einem Aktienrückkaufprogramm vor der Hauptversammlung zurückfließen lassen, das nächste Programm soll von den Aktionären genehmigt werden. Damit reduziert sich der Gegenantrag der Union Investment auf die Frage der technischen Abwicklung der Barmittelauskehrung. Die strategische Entscheidung, die einst pralle Kasse der Deutschen Börse aufzulösen und an die Aktionäre zurückzuzahlen, ist bereits im Vorfeld gefallen.
Die Fragen der Aktionäre an das Börsen-Management dürften vornehmlich auf die strategischen Optionen des Unternehmens zielen, über die in den vergangenen Wochen in den Medien breit spekuliert worden ist. Die Palette der Themen reicht dabei von einer möglichen Abspaltung der Abwicklungstochter Clearstream bis zu einer Fusion mit der Vierländerbörse Euronext. Beobachtern zufolge wird der derzeitige Vorstand hierzu lediglich recht vage Antworten geben können, da der CFO Mathias Hlubek derzeit nur kommissarisch die Position des Vorstandsvorsitzenden ausübt. Eine konkrete Strategie könne kaum ohne den künftigen CEO festgelegt werden.
Letztlich unbeantwortet bleibt wohl auch die Frage, ob Hohn mit seinem Antrag auf Breuers Abwahl tatsächlich eine Mehrheit der anwesenden Aktionäre hätte hinter sich bringen können. In Medienberichten war zwar immer wieder behauptet worden, rund ein Drittel der Börsen-Aktionäre sei gegen die geplante Übernahme der London Stock Exchange durch die Deutsche Börse gewesen. Aber belegt worden ist diese Zahl nie. Zudem bleibt fraglich, ob tatsächlich alle Fusionsgegner zugleich auch für eine Abwahl Breuers gestimmt hätten.
Quelle: n-tv.de
...be invested
Der Einsame Samariter
Warten auf Börsen-HV
Mit viel Spannung wird heute die Hauptversammlung der Deutsche-Börse-Aktionäre erwartet. Noch bis vor kurzem hatte sich abgezeichnet, dass das entscheidende Gefecht zwischen dem Börsen-Management und den kritischen Aktionären genau dort ausgetragen wird.
Mittlerweile sind die wesentlichen Entscheidungen jedoch bereits gefallen: Der Börsen-CEO Werner Seifert wurde entlassen, und der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf-Ernst Breuer hat seinen Rücktritt angekündigt. Statt zum Schlachtfeld zu werden, dürfte die Hauptversammlung damit das Forum für das Entzünden der Friedenspfeife bieten.
Christopher Hohn, Manager des Hedgefonds The Childrens Investment Fund (TCI) und Wortführer der kritischen Aktionäre, hatte der Hauptversammlung bereits am Montag mit seinem Einlenken die letzte Brisanz genommen. Hohn will nicht weiter auf eine sofortige Abwahl Breuers drängen. Damit erscheint auch fragwürdig, ob Hohn überhaupt wie angekündigt selbst zur Hauptversammlung anreisen wird. Er könne durch eine persönliche Präsenz nichts mehr gewinnen, sagen Beobachter. Er würde es sogar riskieren, dadurch zur Zielscheibe für seine Kritiker zu werden. Zudem gilt Hohn als eher öffentlichkeitsscheu.
Mit Hohns Einlenken wird es auch unwahrscheinlich, dass sich auf der Hauptversammlung eine Auseinandersetzung unter den verschiedenen Aktionärsfraktionen entwickelt. An der Frage einer Absetzung Breuers hätte sich eine solche Diskussion durchaus entzünden können. Das Lager der deutschen Fondsgesellschaften werde sich auf der Hauptversammlung weitgehend zurückhalten, vermuten Beobachter. Somit bleibt das Feld ideologischer Kritik gegen angeblich kurzfristig agierende Hedgefonds den Vertretern der Kleinaktionäre überlassen.
Am einzigen verbliebenen Gegenantrag lässt sich ablesen, wie stark das Konfliktpotenzial im Vorfeld der Hauptversammlung bereits zusammengeschmolzen ist: Union Investment hat beantragt, den Bilanzgewinn von knapp 227 Mio. Euro vollständig an die Aktionäre auszuzahlen. Das Börsenmanagement hatte zuvor vorgeschlagen lediglich rund 78 Mio. Euro per Dividende auszuschütten und den verbleibenden Bilanzgewinn in die Gewinnrücklagen einzustellen.
Allerdings hat die Börse bereits angekündigt, bis Jahresende insgesamt 800 Mio. Euro über Dividenden oder Aktienrückkäufe an die Aktionäre auszuschütten. Gut 353 Mio. Euro hat die Börse bereits in einem Aktienrückkaufprogramm vor der Hauptversammlung zurückfließen lassen, das nächste Programm soll von den Aktionären genehmigt werden. Damit reduziert sich der Gegenantrag der Union Investment auf die Frage der technischen Abwicklung der Barmittelauskehrung. Die strategische Entscheidung, die einst pralle Kasse der Deutschen Börse aufzulösen und an die Aktionäre zurückzuzahlen, ist bereits im Vorfeld gefallen.
Die Fragen der Aktionäre an das Börsen-Management dürften vornehmlich auf die strategischen Optionen des Unternehmens zielen, über die in den vergangenen Wochen in den Medien breit spekuliert worden ist. Die Palette der Themen reicht dabei von einer möglichen Abspaltung der Abwicklungstochter Clearstream bis zu einer Fusion mit der Vierländerbörse Euronext. Beobachtern zufolge wird der derzeitige Vorstand hierzu lediglich recht vage Antworten geben können, da der CFO Mathias Hlubek derzeit nur kommissarisch die Position des Vorstandsvorsitzenden ausübt. Eine konkrete Strategie könne kaum ohne den künftigen CEO festgelegt werden.
Letztlich unbeantwortet bleibt wohl auch die Frage, ob Hohn mit seinem Antrag auf Breuers Abwahl tatsächlich eine Mehrheit der anwesenden Aktionäre hätte hinter sich bringen können. In Medienberichten war zwar immer wieder behauptet worden, rund ein Drittel der Börsen-Aktionäre sei gegen die geplante Übernahme der London Stock Exchange durch die Deutsche Börse gewesen. Aber belegt worden ist diese Zahl nie. Zudem bleibt fraglich, ob tatsächlich alle Fusionsgegner zugleich auch für eine Abwahl Breuers gestimmt hätten.
Quelle: n-tv.de
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Der Einsame Samariter