Experten: Index-Höchststände werden durchbrochen
Wall Street rechnet mit weiteren Kursgewinnen bis zum Sommer
Die Rally an der Wall Street ist trotz einiger Rückschläge zwar noch nicht erschöpft. Doch sie hat an Kraft verloren und dürfte spätestens im Herbst größere Schwächen zeigen, glauben führende technische Analysten der Wall Street.
HB DÜSSELDORF. Dabei sei der Markt sehr gespalten: Während sich Nebenwerte und einzelne Branchen längst in einem echten Bullenmarkt (steigenden Markt) bewegten, seien Technologiewerte und Medientitel noch meilenweit von ihren ehemaligen Höchstständen entfernt. Technische Analysten treffen ihre Kursprognosen auf Grund historischer Muster und lassen wirtschaftliche Daten unberücksichtigt.
„Wir haben einen alten Bullen“, sagt Ralf Acampora, technischer Chefanalyst des Finanzkonzerns Prudential. Zweieinhalb Jahre nach Beginn des Aufwärtstrends nähere er sich dem Ende des üblichen Vierjahres-Zyklus. Dabei bezeichnet er auch 2004 trotz des Seitwärtstrends des S&P 500 als ein Bullenjahr, weil einzelne Branchen gute Fortschritte gemacht hätten. Für die Zukunft ist Acampora vorsichtig: „Energietitel führen derzeit die Rally an, das ist kein gutes Zeichen.“ Steigende Ölpreise führten schnell zu Inflation, das könne auf die Kurse drücken. Um dauerhafte Fortschritte auf den Aktienmärkten zu erzielen, müssten Technologiewerte mehr Expansion zeigen.
Tim Hayes von Ned Davis Research, einem angesehenen unabhängigen Marktanalyse-Institut in Florida, fürchtet neben wachsendem Inflationsdruck auch steigende Zinsen: „Von diesen beiden Faktoren kommt die größte Gefahr für den derzeitigen Aufwärtstrend“, sagt er. Doch rein technisch gesehen sei er noch intakt. Innerhalb einer Woche hätten zuletzt 18 Prozent der an der New Yorker Börse NYSE gehandelten Titel neue Höchststände erzielt, dagegen sind nur zwei Prozent auf einen Tiefststand gesackt. Ein gutes Zeichen. Hayes’ Prognose: Die größeren Aktienindizes, wie der Standardwerteindex Dow Jones und der S&P 500 werden in den nächsten Wochen neue Höchststände erreichen. „Verkaufen Sie nicht zu früh“, sagt Hayes, „die Rally kann noch ein paar Monate dauern.“ Skeptischer ist Richard McCabe von Merrill Lynch. „Die Märkte bleiben holprig, die kurzfristige Rally kommt bald zu einem Ende“, sagt er. Auch langfristig bewegten sich die Kurse in einer Handelsspanne seitwärts. Für Anfang April erwartet McCabe eine Korrektur um etwa zehn Prozent nach unten. Bis dahin könne aber der Dow-Jones-Index noch 11 300 (derzeit 10 770) Punkte erreichen, der breiter gefasste S&P 500 1 250 (1 200) Punkte, der Sammelindex der Nasdaq könne es innerhalb der nächsten Wochen noch bis auf 2 200 (2 040) Punkte schaffen. McCabes Rat an die Anleger: auf dem Sprung bleiben, mehr Kasse halten und auf die defensiveren Werte setzen.
Genauer besehen verbergen sich hinter den größeren Bewegungen der Aktienindizes sehr unterschiedliche Situationen einzelner Branchen. So haben die im S & P 500 enthaltenen Energiewerte seit März 2000 um knapp 70 Prozent zugelegt, auch die Grundstoffindustrie und Finanzwerte haben kräftig gewonnen. Dagegen befinden sich Technologie-Werte und Medientitel noch immer zwei Drittel unterhalb ihrer Höchststände, ein langfristiger Bärenmarkt. Das noch immer hohe Gewicht dieser Branchen innerhalb des Index sorgt für das Gesamtbild eines in großen Bandbreiten seitwärts gehenden Markts.
„Der Markt ist ziemlich zersplittert“, sagt Acampora. „Stock-Picking“ sei jetzt dringend angesagt, das Herauspicken einzelner Aktien. Neben Energietiteln haben nach Meinung Acamporas auch Industriewerte wie Boeing, Lockheed Martin oder Honeywell noch weiteres Kurspotenzial.
Korrekturen eingeschlossen, dürften die großen Indizes noch bis zum Sommer nach oben gehen. Doch die Analysten sehen für 2006 nicht viel Gutes. Selbst der eher optimistische Acampora erwartet dann kräftige Kursrückschläge.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 14. März 2005, 09:24 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Wall Street rechnet mit weiteren Kursgewinnen bis zum Sommer
Die Rally an der Wall Street ist trotz einiger Rückschläge zwar noch nicht erschöpft. Doch sie hat an Kraft verloren und dürfte spätestens im Herbst größere Schwächen zeigen, glauben führende technische Analysten der Wall Street.
HB DÜSSELDORF. Dabei sei der Markt sehr gespalten: Während sich Nebenwerte und einzelne Branchen längst in einem echten Bullenmarkt (steigenden Markt) bewegten, seien Technologiewerte und Medientitel noch meilenweit von ihren ehemaligen Höchstständen entfernt. Technische Analysten treffen ihre Kursprognosen auf Grund historischer Muster und lassen wirtschaftliche Daten unberücksichtigt.
„Wir haben einen alten Bullen“, sagt Ralf Acampora, technischer Chefanalyst des Finanzkonzerns Prudential. Zweieinhalb Jahre nach Beginn des Aufwärtstrends nähere er sich dem Ende des üblichen Vierjahres-Zyklus. Dabei bezeichnet er auch 2004 trotz des Seitwärtstrends des S&P 500 als ein Bullenjahr, weil einzelne Branchen gute Fortschritte gemacht hätten. Für die Zukunft ist Acampora vorsichtig: „Energietitel führen derzeit die Rally an, das ist kein gutes Zeichen.“ Steigende Ölpreise führten schnell zu Inflation, das könne auf die Kurse drücken. Um dauerhafte Fortschritte auf den Aktienmärkten zu erzielen, müssten Technologiewerte mehr Expansion zeigen.
Tim Hayes von Ned Davis Research, einem angesehenen unabhängigen Marktanalyse-Institut in Florida, fürchtet neben wachsendem Inflationsdruck auch steigende Zinsen: „Von diesen beiden Faktoren kommt die größte Gefahr für den derzeitigen Aufwärtstrend“, sagt er. Doch rein technisch gesehen sei er noch intakt. Innerhalb einer Woche hätten zuletzt 18 Prozent der an der New Yorker Börse NYSE gehandelten Titel neue Höchststände erzielt, dagegen sind nur zwei Prozent auf einen Tiefststand gesackt. Ein gutes Zeichen. Hayes’ Prognose: Die größeren Aktienindizes, wie der Standardwerteindex Dow Jones und der S&P 500 werden in den nächsten Wochen neue Höchststände erreichen. „Verkaufen Sie nicht zu früh“, sagt Hayes, „die Rally kann noch ein paar Monate dauern.“ Skeptischer ist Richard McCabe von Merrill Lynch. „Die Märkte bleiben holprig, die kurzfristige Rally kommt bald zu einem Ende“, sagt er. Auch langfristig bewegten sich die Kurse in einer Handelsspanne seitwärts. Für Anfang April erwartet McCabe eine Korrektur um etwa zehn Prozent nach unten. Bis dahin könne aber der Dow-Jones-Index noch 11 300 (derzeit 10 770) Punkte erreichen, der breiter gefasste S&P 500 1 250 (1 200) Punkte, der Sammelindex der Nasdaq könne es innerhalb der nächsten Wochen noch bis auf 2 200 (2 040) Punkte schaffen. McCabes Rat an die Anleger: auf dem Sprung bleiben, mehr Kasse halten und auf die defensiveren Werte setzen.
Genauer besehen verbergen sich hinter den größeren Bewegungen der Aktienindizes sehr unterschiedliche Situationen einzelner Branchen. So haben die im S & P 500 enthaltenen Energiewerte seit März 2000 um knapp 70 Prozent zugelegt, auch die Grundstoffindustrie und Finanzwerte haben kräftig gewonnen. Dagegen befinden sich Technologie-Werte und Medientitel noch immer zwei Drittel unterhalb ihrer Höchststände, ein langfristiger Bärenmarkt. Das noch immer hohe Gewicht dieser Branchen innerhalb des Index sorgt für das Gesamtbild eines in großen Bandbreiten seitwärts gehenden Markts.
„Der Markt ist ziemlich zersplittert“, sagt Acampora. „Stock-Picking“ sei jetzt dringend angesagt, das Herauspicken einzelner Aktien. Neben Energietiteln haben nach Meinung Acamporas auch Industriewerte wie Boeing, Lockheed Martin oder Honeywell noch weiteres Kurspotenzial.
Korrekturen eingeschlossen, dürften die großen Indizes noch bis zum Sommer nach oben gehen. Doch die Analysten sehen für 2006 nicht viel Gutes. Selbst der eher optimistische Acampora erwartet dann kräftige Kursrückschläge.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 14. März 2005, 09:24 Uhr
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Der Einsame Samariter