Der gebürtige Westfale ist Vorstandschef der Viva Media AG
Dieter Gorny: Der König des Popgeschäfts
Von HANS-PETER SIEBENHAAR
Der 48-jährige Gorny erfüllt sich am Montag einen weiteren Traum: Sein neuer Musiksender Viva Plus geht an den Start und löst den Verlustbringer Viva 2 ab.
KÖLN. Montag Mittag knallen im vierten Stock des Kölner Mediaparks die Prosecco-Korken. Dieter Gorny, Vorstandschef der Viva Media AG, feiert sein jüngstes Kind: Viva Plus. Der Nachfolger für den verlustreichen Sender Viva 2 soll für neue Zuschauer und Einnahmen sorgen.
Mit großen Worten für den neuen TV-Kanal hat das Medienschwergewicht bisher nicht gespart. Wenn es um die Ästhetik geht, spricht Gorny gerne vom „CNN des Musikfernsehens“. Das werbewirksame Attribut hat eine doppelte Bedeutung. Zum einen sieht Viva Plus mit seinem geteilten Bildschirm und den Laufbändern am unteren Rand der Mattscheibe tatsächlich ein wenig wie das Nachrichtenfernsehen aus Atlanta aus. Zum anderen weist er auf die Kooperation mit dem weltgrößten Medienkonzern AOL Time Warner hin, zu dem Ted Turners News-Kanal gehört.
Die Amerikaner haben es Gorny angetan. „Wir möchten die Nummer zwei im weltweiten Musik-TV-Geschäft werden“, sagt der 48-Jährige ganz unbescheiden. Um seinen Traum vom größten Musikfernsehkonzern der Welt nach dem britischen Erzfeind MTV zu verwirklichen, brauchte er einen starken Partner. Da kamen die Amerikaner gerade recht. Ohnehin war dem Musikbessenen Deutschland längst zu klein geworden. Durch die provinzielle Briller mancher Ministerpräsidenten mochte er die Medienwelt nicht mehr betrachten.
Und dennoch ist er mit Nordrhein-Westfalen eng verbunden. Hier bekam er die medienpolitische Unterstützung für sein Ziehkind Viva. Auf der Fernsehmesse Mip-TV in Cannes versäumte es Gorny nicht, die von Nordrhein-Westfalen gecharterte „Medien“-Yacht anzusteuern. Hier durfte er sich als der Star fühlen.
In NRW ist der gebürtige Westfale zu Hause. Der Musiklehrer studierte an der Hochschule für Musik in Köln. Als Streichinstrumentalist sorgte er bei den Bochumer Symphonikern und dem Wuppertaler Symphonie-Orchester für den richtigen Klang. Seine erste Erfüllung fand Gorny in den achtziger Jahren als Leiter des Rockbüros NRW. Er lernte viele Größen der Popszene kennen. Diese Kontakte nutzte er für die Gründung der Popkomm, der heute weltgrößten Musikmesse Europas.
Sein Meisterstück ist die am Neuen Markt notierte Viva Media AG. Was als Videoclip-Sender vor acht Jahren begann, ist heute eine ansehnliche Firmengruppe. Darauf ist er mächtig stolz. Kein Zweifel: Gorny ist Viva, und Viva ist Gorny. Längst hat er sich vom langhaarigen Rockfreak zum Medienmanager in feinstem Zwirn gewandelt; spricht lieber über Benchmark und Ebitda als über Madonna und Hip-Hop. Nur noch selten greift Gorny selbst zu seinem Lieblingsinstrument: der Bassgitarre. Viel Zeit für Privates bleibt dem Vater dreier Kinder nicht. Der Vieltelefonierer ist ein leidenschaftlicher Sammler von Handys und Uhren. Wenn es um Mobiltelefone geht, muss es für den Technik-Fan stets das letzte Modell sein.
Als im Sommer 2000 – auf dem Höhepunkt der Medien- und Interneteuphorie – der anfangs belächelte Musiksender Viva an die Börse ging, musste Gorny viel Häme einstecken. Kaum einer hatte ihm die ergebnisorientierte Lenkung einer Aktiengesellschaft zugetraut. Längst hat Gorny jedoch seine Kritiker in die Schranken gewiesen.
Medienwerte haben derzeit an der Börse eine schlechte Konjunktur. Einer der wenigen Werte, die von Analysten überhaupt noch zum Kaufen empfohlen werden, ist die Viva-Aktie. Gorny ist bei aller Liebe zu großen Worten nie dem Größenwahn verfallen, wie etwa ein Thomas Haffa mit seiner Filmrechtefirma EM.TV. Im Gegenteil, Gorny investiert vorsichtig und sparsam. Selbst die Konzernzentrale auf dem ehemaligen Gelände eines Kölner Güterbahnhofs strahlt Kostenbewusstsein aus. Feine Büromöbel, opulente Lobby, viel Personal – alles Fehlanzeige.
Wenn Gorny, der in der Zentrale nur „der Dieter“ genannt wird, mit dem kleinen Führungskreis konferiert, blickt er auf eine Großbaustelle im Mediapark. Auch sein eigenes Unternehmen ist im Umbruch. Mit der Übernahme des Kölner TV-Produzenten Brainpool („TV Total“) steigt er ins Inhaltegeschäft ein. Außerdem will Gorny einen Mittelwellen-Sender gründen und die Expansion in Europa vorantreiben. Porschefahrer Gorny ist mal wieder auf der Überholspur.
HANDELSBLATT, Sonntag, 06. Januar 2002, 17:58 Uhr
Dieter Gorny: Der König des Popgeschäfts
Von HANS-PETER SIEBENHAAR
Der 48-jährige Gorny erfüllt sich am Montag einen weiteren Traum: Sein neuer Musiksender Viva Plus geht an den Start und löst den Verlustbringer Viva 2 ab.
KÖLN. Montag Mittag knallen im vierten Stock des Kölner Mediaparks die Prosecco-Korken. Dieter Gorny, Vorstandschef der Viva Media AG, feiert sein jüngstes Kind: Viva Plus. Der Nachfolger für den verlustreichen Sender Viva 2 soll für neue Zuschauer und Einnahmen sorgen.
Mit großen Worten für den neuen TV-Kanal hat das Medienschwergewicht bisher nicht gespart. Wenn es um die Ästhetik geht, spricht Gorny gerne vom „CNN des Musikfernsehens“. Das werbewirksame Attribut hat eine doppelte Bedeutung. Zum einen sieht Viva Plus mit seinem geteilten Bildschirm und den Laufbändern am unteren Rand der Mattscheibe tatsächlich ein wenig wie das Nachrichtenfernsehen aus Atlanta aus. Zum anderen weist er auf die Kooperation mit dem weltgrößten Medienkonzern AOL Time Warner hin, zu dem Ted Turners News-Kanal gehört.
Die Amerikaner haben es Gorny angetan. „Wir möchten die Nummer zwei im weltweiten Musik-TV-Geschäft werden“, sagt der 48-Jährige ganz unbescheiden. Um seinen Traum vom größten Musikfernsehkonzern der Welt nach dem britischen Erzfeind MTV zu verwirklichen, brauchte er einen starken Partner. Da kamen die Amerikaner gerade recht. Ohnehin war dem Musikbessenen Deutschland längst zu klein geworden. Durch die provinzielle Briller mancher Ministerpräsidenten mochte er die Medienwelt nicht mehr betrachten.
Und dennoch ist er mit Nordrhein-Westfalen eng verbunden. Hier bekam er die medienpolitische Unterstützung für sein Ziehkind Viva. Auf der Fernsehmesse Mip-TV in Cannes versäumte es Gorny nicht, die von Nordrhein-Westfalen gecharterte „Medien“-Yacht anzusteuern. Hier durfte er sich als der Star fühlen.
In NRW ist der gebürtige Westfale zu Hause. Der Musiklehrer studierte an der Hochschule für Musik in Köln. Als Streichinstrumentalist sorgte er bei den Bochumer Symphonikern und dem Wuppertaler Symphonie-Orchester für den richtigen Klang. Seine erste Erfüllung fand Gorny in den achtziger Jahren als Leiter des Rockbüros NRW. Er lernte viele Größen der Popszene kennen. Diese Kontakte nutzte er für die Gründung der Popkomm, der heute weltgrößten Musikmesse Europas.
Sein Meisterstück ist die am Neuen Markt notierte Viva Media AG. Was als Videoclip-Sender vor acht Jahren begann, ist heute eine ansehnliche Firmengruppe. Darauf ist er mächtig stolz. Kein Zweifel: Gorny ist Viva, und Viva ist Gorny. Längst hat er sich vom langhaarigen Rockfreak zum Medienmanager in feinstem Zwirn gewandelt; spricht lieber über Benchmark und Ebitda als über Madonna und Hip-Hop. Nur noch selten greift Gorny selbst zu seinem Lieblingsinstrument: der Bassgitarre. Viel Zeit für Privates bleibt dem Vater dreier Kinder nicht. Der Vieltelefonierer ist ein leidenschaftlicher Sammler von Handys und Uhren. Wenn es um Mobiltelefone geht, muss es für den Technik-Fan stets das letzte Modell sein.
Als im Sommer 2000 – auf dem Höhepunkt der Medien- und Interneteuphorie – der anfangs belächelte Musiksender Viva an die Börse ging, musste Gorny viel Häme einstecken. Kaum einer hatte ihm die ergebnisorientierte Lenkung einer Aktiengesellschaft zugetraut. Längst hat Gorny jedoch seine Kritiker in die Schranken gewiesen.
Medienwerte haben derzeit an der Börse eine schlechte Konjunktur. Einer der wenigen Werte, die von Analysten überhaupt noch zum Kaufen empfohlen werden, ist die Viva-Aktie. Gorny ist bei aller Liebe zu großen Worten nie dem Größenwahn verfallen, wie etwa ein Thomas Haffa mit seiner Filmrechtefirma EM.TV. Im Gegenteil, Gorny investiert vorsichtig und sparsam. Selbst die Konzernzentrale auf dem ehemaligen Gelände eines Kölner Güterbahnhofs strahlt Kostenbewusstsein aus. Feine Büromöbel, opulente Lobby, viel Personal – alles Fehlanzeige.
Wenn Gorny, der in der Zentrale nur „der Dieter“ genannt wird, mit dem kleinen Führungskreis konferiert, blickt er auf eine Großbaustelle im Mediapark. Auch sein eigenes Unternehmen ist im Umbruch. Mit der Übernahme des Kölner TV-Produzenten Brainpool („TV Total“) steigt er ins Inhaltegeschäft ein. Außerdem will Gorny einen Mittelwellen-Sender gründen und die Expansion in Europa vorantreiben. Porschefahrer Gorny ist mal wieder auf der Überholspur.
HANDELSBLATT, Sonntag, 06. Januar 2002, 17:58 Uhr