FTD, 12.2.07
Industriestaaten lassen den Yen fallen
von Mark Schieritz, Guido Bohsem und Mark Schrörs (Essen)
Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industriestaaten haben ein gemeinsames Signal gegen den dramatischen Wertverfall des Yen abgelehnt. In der Abschlusserklärung ihres G7-Treffens in Essen wird die Währung nicht erwähnt.
Die Gruppe einigte sich lediglich darauf, die Märkte indirekt vor Spekulationen auf einen weiter sinkenden Yen zu warnen. "Die Erholung in Japan wird sich fortsetzen. Wir sind zuversichtlich, dass die Auswirkungen dieser Entwicklungen von den Marktteilnehmern berücksichtigt werden", heißt es in dem Dokument.
Die G7 signalisieren damit, dass sie derzeit nicht bereit sind, sich mit höheren Zinsen in Japan oder Deviseninterventionen gegen den Wertverfall der Währung zu stemmen. Dass ihr Appell an die Märkte ausreichen wird, um die Talfahrt des Yen zu stoppen, gilt unter Analysten als fraglich. "Ich glaube nicht, dass das die Entwicklung umdrehen wird", sagte Julian Callow, Europa-Chefvolkswirt bei Barclays Capital.
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* G7 lassen den Yen im Stich
Die Formulierung ist ein Kompromiss zwischen den Europäern, die ein gemeinsames Plädoyer gegen die Yen-Schwäche gefordert hatten, sowie den USA und Japan, die die japanische Währung in der Erklärung überhaupt nicht thematisieren wollten.
Dramatische Abwertung
Der Yen hat in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber dem Euro rund 13 Prozent abgewertet - für eine Währung ein sehr hoher Wert. Das belastet Europas Exporteure und fördert Ungleichgewichte an den Finanzmärkten, weil Investoren angesichts des geringen Zinsniveaus in Japan und der Abwertung der Währung billig Geld aufnehmen und dieses in Ländern mit höheren Zinsen anlegen.
Dies gilt als gefährlich, weil bei einer Aufwertung des Yen die Kreditlast der Spekulanten steigt und Finanzinstitute in Zahlungsschwierigkeiten kommen könnten. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und sein japanischer Kollege Koji Omi warnten die Märkte ausdrücklich vor den "Risiken einseitiger Wetten". US-Finanzminister Henry Paulson sagte lediglich, die Abschlusserklärung spreche "für sich selbst".
Unter Teilnehmern des Treffens hieß es, die Japaner lehnten eine Stützung des Wechselkurses etwa durch Zinserhöhungen ab, weil Tokio Nachteile für die heimische Wirtschaft befürchte. Den USA sei vor allem an einer Liberalisierung der streng regulierten chinesischen Währung gelegen. Das passe nicht zu Forderungen nach einer Stützung des Yen, der frei an den Märkten gehandelt werde.
Die G7 einigten sich darauf, Hedge-Fonds stärker zu beobachten. Es solle geprüft werden, ob eine freiwillige Selbstverpflichtung für mehr Transparenz in der Branche sorgen kann.