und links zu schwinden"
Die sich anbahnende Rezession in den USA ist nicht nur ein Zahlen-Spiel: Schön langsam beginnt sie sich im Leben der Menschen bemerkbar zu machen.
Von unserem Korrespondenten LUCIAN CASPAR
Bange Blicke an den US-Börsen | (c) epa
WASHINGTON. Sechzehnte Straße, Morgen-Stoßverkehr: Beide Spuren sind völlig verstopft. Jeeps und Trucks, riesige, tonnenschwere Vehikel, versperren die Sicht. Daneben ein schicker Porsche, mit einer Nationalflagge auf dem Kühler. Aber auf der Dreizehnten Straße geht's auch nicht schneller, denn dort gibt's viele Schulen. Dicke Schwarze dirigieren den Verkehr, damit die Schulkinder ungefährdet den Zebrastreifen überqueren können. Heute dauert das Pendeln wieder einmal länger.
Zinslose Kredite locken
Chromglitzernde Ungetüme werden immer noch verkauft, und Stoßverkehr gibt es immer noch. Der US-Automarkt hat sich seit dem 11. September ein Stück weit erholt. Aber nur dank der praktisch zinslosen Kredite, die die Hersteller offerieren. Ewig kann dies wohl nicht weitergehen. Und Zusatzkosten für Hilfspersonal werden in Zukunft nicht mehr nur die Schulen haben, sondern auch der Staat und die Wirtschaft. Denn Regierungsgebäude und Fabriken müssen jetzt bewacht werden. Dies kostet Geld.
Die Arbeitsplätze beginnen jetzt rechts und links zu verschwinden. "Jedermann fürchtet um seinen Job", sagt Louise, eine pensionierte Dame aus Silver Spring. Louises Tochter sucht eine neue Stelle, aber es ist nicht leicht. Die Zeiten, als man Stellen praktisch über Nacht kriegte, sind vorbei. Keith, ein 24-jähriger "College-drop-out", der in Florida lebt, verlor kurz nach dem 11. September seinen Job in einem Vergnügungspark. Dann wurde er von einem Sportartikelgeschäft entlassen, weil die Touristen ausblieben und keine Kanufahrten mehr buchten.
Der Boom ist vorbei. Die Telephongesellschaft "Verizon" möchte ihren Kunden "DSL service" verkaufen - Hochgeschwindigkeits-Linien fürs Internet. Aber der Service kostet pro Monat 50 Dollar. Dies ist heute vielen Amerikanern zu teuer. Niemand hat so richtig Lust, anzubeißen, und man wartet lieber ab.
Ähnlich geht es gewissen Wallstreet-Banken. UBS Warburg zum Beispiel versucht im Raum Washington Kunden zu akquirieren, indem sie Seminare für Investoren abhält. Eingeladen werden Leute, die guten Kredit haben. Ein kürzliches Seminar war den "Hedge Funds" gewidmet, die von der Baisse profitieren. Aber das Interesse hielt sich in Grenzen. Die Leute haben keine Lust mehr, an der Börse zu spekulieren.
So geht es fast jeden Tag. Die Unternehmer haben den Schwung verloren, und wo dies nicht der Fall ist, klemmen die Banken. Ohne Internet-Rummel und Börsenhausse ist der Boom nicht fortsetzbar. "Die Hühner kehren zurück ins Nest", wie man im Amerikanischen sagt. Die Terroranschläge vom 11. September schlugen zu einem Zeitpunkt ein, als der Boom bereits vorbei war. Der wirtschaftliche Schock wirkt deshalb doppelt.
Schock wirkt doppelt
Die Flug- und Reisebranche zum Beispiel hatte den Konjunktur-Höhepunkt bereits überschritten. Die Fluggesellschaften hatten sich mit ihren überhöhten Tarifen bei den Geschäftskunden unbeliebt gemacht, und die Hotel-Ketten hatten überexpandiert. Die Bauwirtschaft hatte sich ebenfalls übernommen: Grüne Wiesen vor US-Städten stehen voll halbfertiger Glaspaläste.
Viele Unternehmen sind verschuldet. Denn die "Just-in-time"-Mentalität der 90er Jahre erstreckte sich auch auf die Firmen-Finanzen. Die Buchhalter unternahmen alles, um versteckte Reserven zu aktivieren. Das Resultat ist jetzt, daß die Unternehmen ohne Fettpolster dastehen. Und die Zuversicht des US-Konsumenten steht auf der Kippe. Wenn der Kongreß nicht schleunigst etwas unternehme, spiele man "mit dem Feuer", warnte Präsident Bush kürzlich. Zudem hat die Notenbank Federal Reserve ihr Pulver bald verschossen.
All diese Dinge hat der Amerikaner im Hinterkopf. Aber momentan hat er noch andere Sorgen. Er hat Angst, die Post zu öffnen, und die Regierung hat soeben vor neuen Anschlägen gewarnt. "Was wird, wenn die Terroristen beim Weißen Haus eine kleine Atombombe plazieren?", fragt Pamela, eine Sozialarbeiterin aus Washington. "Es kann noch schlimmer kommen." Neuerdings trägt sie sich mit dem Gedanken, aus Washington auszuziehen.
In einem solchen Klima geht das Leben zwar weiter, aber neue Projekte werden kaum gestartet. Die Rezession ist unausweichlich. Die ersten Anzeichen werden jetzt sichtbar. Der Einkaufsmanager-Index, ein verläßliches Konjunktursignal, brach im Oktober auf den tiefsten Stand seit Februar 1991.
nd links zu schwinden"
Die sich anbahnende Rezession in den USA ist nicht nur ein Zahlen-Spiel: Schön langsam beginnt sie sich im Leben der Menschen bemerkbar zu machen.
WASHINGTON. Sechzehnte Straße, Morgen-Stoßverkehr: Beide Spuren sind völlig verstopft. Jeeps und Trucks, riesige, tonnenschwere Vehikel, versperren die Sicht. Daneben ein schicker Porsche, mit einer Nationalflagge auf dem Kühler. Aber auf der Dreizehnten Straße geht's auch nicht schneller, denn dort gibt's viele Schulen. Dicke Schwarze dirigieren den Verkehr, damit die Schulkinder ungefährdet den Zebrastreifen überqueren können. Heute dauert das Pendeln wieder einmal länger.
Zinslose Kredite locken
Chromglitzernde Ungetüme werden immer noch verkauft, und Stoßverkehr gibt es immer noch. Der US-Automarkt hat sich seit dem 11. September ein Stück weit erholt. Aber nur dank der praktisch zinslosen Kredite, die die Hersteller offerieren. Ewig kann dies wohl nicht weitergehen. Und Zusatzkosten für Hilfspersonal werden in Zukunft nicht mehr nur die Schulen haben, sondern auch der Staat und die Wirtschaft. Denn Regierungsgebäude und Fabriken müssen jetzt bewacht werden. Dies kostet Geld.
Die Arbeitsplätze beginnen jetzt rechts und links zu verschwinden. "Jedermann fürchtet um seinen Job", sagt Louise, eine pensionierte Dame aus Silver Spring. Louises Tochter sucht eine neue Stelle, aber es ist nicht leicht. Die Zeiten, als man Stellen praktisch über Nacht kriegte, sind vorbei. Keith, ein 24-jähriger "College-drop-out", der in Florida lebt, verlor kurz nach dem 11. September seinen Job in einem Vergnügungspark. Dann wurde er von einem Sportartikelgeschäft entlassen, weil die Touristen ausblieben und keine Kanufahrten mehr buchten.
Der Boom ist vorbei. Die Telephongesellschaft "Verizon" möchte ihren Kunden "DSL service" verkaufen - Hochgeschwindigkeits-Linien fürs Internet. Aber der Service kostet pro Monat 50 Dollar. Dies ist heute vielen Amerikanern zu teuer. Niemand hat so richtig Lust, anzubeißen, und man wartet lieber ab.
Ähnlich geht es gewissen Wallstreet-Banken. UBS Warburg zum Beispiel versucht im Raum Washington Kunden zu akquirieren, indem sie Seminare für Investoren abhält. Eingeladen werden Leute, die guten Kredit haben. Ein kürzliches Seminar war den "Hedge Funds" gewidmet, die von der Baisse profitieren. Aber das Interesse hielt sich in Grenzen. Die Leute haben keine Lust mehr, an der Börse zu spekulieren.
So geht es fast jeden Tag. Die Unternehmer haben den Schwung verloren, und wo dies nicht der Fall ist, klemmen die Banken. Ohne Internet-Rummel und Börsenhausse ist der Boom nicht fortsetzbar. "Die Hühner kehren zurück ins Nest", wie man im Amerikanischen sagt. Die Terroranschläge vom 11. September schlugen zu einem Zeitpunkt ein, als der Boom bereits vorbei war. Der wirtschaftliche Schock wirkt deshalb doppelt.
Schock wirkt doppelt
Die Flug- und Reisebranche zum Beispiel hatte den Konjunktur-Höhepunkt bereits überschritten. Die Fluggesellschaften hatten sich mit ihren überhöhten Tarifen bei den Geschäftskunden unbeliebt gemacht, und die Hotel-Ketten hatten überexpandiert. Die Bauwirtschaft hatte sich ebenfalls übernommen: Grüne Wiesen vor US-Städten stehen voll halbfertiger Glaspaläste.
Viele Unternehmen sind verschuldet. Denn die "Just-in-time"-Mentalität der 90er Jahre erstreckte sich auch auf die Firmen-Finanzen. Die Buchhalter unternahmen alles, um versteckte Reserven zu aktivieren. Das Resultat ist jetzt, daß die Unternehmen ohne Fettpolster dastehen. Und die Zuversicht des US-Konsumenten steht auf der Kippe. Wenn der Kongreß nicht schleunigst etwas unternehme, spiele man "mit dem Feuer", warnte Präsident Bush kürzlich. Zudem hat die Notenbank Federal Reserve ihr Pulver bald verschossen.
All diese Dinge hat der Amerikaner im Hinterkopf. Aber momentan hat er noch andere Sorgen. Er hat Angst, die Post zu öffnen, und die Regierung hat soeben vor neuen Anschlägen gewarnt. "Was wird, wenn die Terroristen beim Weißen Haus eine kleine Atombombe plazieren?", fragt Pamela, eine Sozialarbeiterin aus Washington. "Es kann noch schlimmer kommen." Neuerdings trägt sie sich mit dem Gedanken, aus Washington auszuziehen.
In einem solchen Klima geht das Leben zwar weiter, aber neue Projekte werden kaum gestartet. Die Rezession ist unausweichlich. Die ersten Anzeichen werden jetzt sichtbar. Der Einkaufsmanager-Index, ein verläßliches Konjunktursignal, brach im Oktober auf den tiefsten Stand seit Februar 1991.
Die sich anbahnende Rezession in den USA ist nicht nur ein Zahlen-Spiel: Schön langsam beginnt sie sich im Leben der Menschen bemerkbar zu machen.
Von unserem Korrespondenten LUCIAN CASPAR
Bange Blicke an den US-Börsen | (c) epa
WASHINGTON. Sechzehnte Straße, Morgen-Stoßverkehr: Beide Spuren sind völlig verstopft. Jeeps und Trucks, riesige, tonnenschwere Vehikel, versperren die Sicht. Daneben ein schicker Porsche, mit einer Nationalflagge auf dem Kühler. Aber auf der Dreizehnten Straße geht's auch nicht schneller, denn dort gibt's viele Schulen. Dicke Schwarze dirigieren den Verkehr, damit die Schulkinder ungefährdet den Zebrastreifen überqueren können. Heute dauert das Pendeln wieder einmal länger.
Zinslose Kredite locken
Chromglitzernde Ungetüme werden immer noch verkauft, und Stoßverkehr gibt es immer noch. Der US-Automarkt hat sich seit dem 11. September ein Stück weit erholt. Aber nur dank der praktisch zinslosen Kredite, die die Hersteller offerieren. Ewig kann dies wohl nicht weitergehen. Und Zusatzkosten für Hilfspersonal werden in Zukunft nicht mehr nur die Schulen haben, sondern auch der Staat und die Wirtschaft. Denn Regierungsgebäude und Fabriken müssen jetzt bewacht werden. Dies kostet Geld.
Die Arbeitsplätze beginnen jetzt rechts und links zu verschwinden. "Jedermann fürchtet um seinen Job", sagt Louise, eine pensionierte Dame aus Silver Spring. Louises Tochter sucht eine neue Stelle, aber es ist nicht leicht. Die Zeiten, als man Stellen praktisch über Nacht kriegte, sind vorbei. Keith, ein 24-jähriger "College-drop-out", der in Florida lebt, verlor kurz nach dem 11. September seinen Job in einem Vergnügungspark. Dann wurde er von einem Sportartikelgeschäft entlassen, weil die Touristen ausblieben und keine Kanufahrten mehr buchten.
Der Boom ist vorbei. Die Telephongesellschaft "Verizon" möchte ihren Kunden "DSL service" verkaufen - Hochgeschwindigkeits-Linien fürs Internet. Aber der Service kostet pro Monat 50 Dollar. Dies ist heute vielen Amerikanern zu teuer. Niemand hat so richtig Lust, anzubeißen, und man wartet lieber ab.
Ähnlich geht es gewissen Wallstreet-Banken. UBS Warburg zum Beispiel versucht im Raum Washington Kunden zu akquirieren, indem sie Seminare für Investoren abhält. Eingeladen werden Leute, die guten Kredit haben. Ein kürzliches Seminar war den "Hedge Funds" gewidmet, die von der Baisse profitieren. Aber das Interesse hielt sich in Grenzen. Die Leute haben keine Lust mehr, an der Börse zu spekulieren.
So geht es fast jeden Tag. Die Unternehmer haben den Schwung verloren, und wo dies nicht der Fall ist, klemmen die Banken. Ohne Internet-Rummel und Börsenhausse ist der Boom nicht fortsetzbar. "Die Hühner kehren zurück ins Nest", wie man im Amerikanischen sagt. Die Terroranschläge vom 11. September schlugen zu einem Zeitpunkt ein, als der Boom bereits vorbei war. Der wirtschaftliche Schock wirkt deshalb doppelt.
Schock wirkt doppelt
Die Flug- und Reisebranche zum Beispiel hatte den Konjunktur-Höhepunkt bereits überschritten. Die Fluggesellschaften hatten sich mit ihren überhöhten Tarifen bei den Geschäftskunden unbeliebt gemacht, und die Hotel-Ketten hatten überexpandiert. Die Bauwirtschaft hatte sich ebenfalls übernommen: Grüne Wiesen vor US-Städten stehen voll halbfertiger Glaspaläste.
Viele Unternehmen sind verschuldet. Denn die "Just-in-time"-Mentalität der 90er Jahre erstreckte sich auch auf die Firmen-Finanzen. Die Buchhalter unternahmen alles, um versteckte Reserven zu aktivieren. Das Resultat ist jetzt, daß die Unternehmen ohne Fettpolster dastehen. Und die Zuversicht des US-Konsumenten steht auf der Kippe. Wenn der Kongreß nicht schleunigst etwas unternehme, spiele man "mit dem Feuer", warnte Präsident Bush kürzlich. Zudem hat die Notenbank Federal Reserve ihr Pulver bald verschossen.
All diese Dinge hat der Amerikaner im Hinterkopf. Aber momentan hat er noch andere Sorgen. Er hat Angst, die Post zu öffnen, und die Regierung hat soeben vor neuen Anschlägen gewarnt. "Was wird, wenn die Terroristen beim Weißen Haus eine kleine Atombombe plazieren?", fragt Pamela, eine Sozialarbeiterin aus Washington. "Es kann noch schlimmer kommen." Neuerdings trägt sie sich mit dem Gedanken, aus Washington auszuziehen.
In einem solchen Klima geht das Leben zwar weiter, aber neue Projekte werden kaum gestartet. Die Rezession ist unausweichlich. Die ersten Anzeichen werden jetzt sichtbar. Der Einkaufsmanager-Index, ein verläßliches Konjunktursignal, brach im Oktober auf den tiefsten Stand seit Februar 1991.
nd links zu schwinden"
Die sich anbahnende Rezession in den USA ist nicht nur ein Zahlen-Spiel: Schön langsam beginnt sie sich im Leben der Menschen bemerkbar zu machen.
WASHINGTON. Sechzehnte Straße, Morgen-Stoßverkehr: Beide Spuren sind völlig verstopft. Jeeps und Trucks, riesige, tonnenschwere Vehikel, versperren die Sicht. Daneben ein schicker Porsche, mit einer Nationalflagge auf dem Kühler. Aber auf der Dreizehnten Straße geht's auch nicht schneller, denn dort gibt's viele Schulen. Dicke Schwarze dirigieren den Verkehr, damit die Schulkinder ungefährdet den Zebrastreifen überqueren können. Heute dauert das Pendeln wieder einmal länger.
Zinslose Kredite locken
Chromglitzernde Ungetüme werden immer noch verkauft, und Stoßverkehr gibt es immer noch. Der US-Automarkt hat sich seit dem 11. September ein Stück weit erholt. Aber nur dank der praktisch zinslosen Kredite, die die Hersteller offerieren. Ewig kann dies wohl nicht weitergehen. Und Zusatzkosten für Hilfspersonal werden in Zukunft nicht mehr nur die Schulen haben, sondern auch der Staat und die Wirtschaft. Denn Regierungsgebäude und Fabriken müssen jetzt bewacht werden. Dies kostet Geld.
Die Arbeitsplätze beginnen jetzt rechts und links zu verschwinden. "Jedermann fürchtet um seinen Job", sagt Louise, eine pensionierte Dame aus Silver Spring. Louises Tochter sucht eine neue Stelle, aber es ist nicht leicht. Die Zeiten, als man Stellen praktisch über Nacht kriegte, sind vorbei. Keith, ein 24-jähriger "College-drop-out", der in Florida lebt, verlor kurz nach dem 11. September seinen Job in einem Vergnügungspark. Dann wurde er von einem Sportartikelgeschäft entlassen, weil die Touristen ausblieben und keine Kanufahrten mehr buchten.
Der Boom ist vorbei. Die Telephongesellschaft "Verizon" möchte ihren Kunden "DSL service" verkaufen - Hochgeschwindigkeits-Linien fürs Internet. Aber der Service kostet pro Monat 50 Dollar. Dies ist heute vielen Amerikanern zu teuer. Niemand hat so richtig Lust, anzubeißen, und man wartet lieber ab.
Ähnlich geht es gewissen Wallstreet-Banken. UBS Warburg zum Beispiel versucht im Raum Washington Kunden zu akquirieren, indem sie Seminare für Investoren abhält. Eingeladen werden Leute, die guten Kredit haben. Ein kürzliches Seminar war den "Hedge Funds" gewidmet, die von der Baisse profitieren. Aber das Interesse hielt sich in Grenzen. Die Leute haben keine Lust mehr, an der Börse zu spekulieren.
So geht es fast jeden Tag. Die Unternehmer haben den Schwung verloren, und wo dies nicht der Fall ist, klemmen die Banken. Ohne Internet-Rummel und Börsenhausse ist der Boom nicht fortsetzbar. "Die Hühner kehren zurück ins Nest", wie man im Amerikanischen sagt. Die Terroranschläge vom 11. September schlugen zu einem Zeitpunkt ein, als der Boom bereits vorbei war. Der wirtschaftliche Schock wirkt deshalb doppelt.
Schock wirkt doppelt
Die Flug- und Reisebranche zum Beispiel hatte den Konjunktur-Höhepunkt bereits überschritten. Die Fluggesellschaften hatten sich mit ihren überhöhten Tarifen bei den Geschäftskunden unbeliebt gemacht, und die Hotel-Ketten hatten überexpandiert. Die Bauwirtschaft hatte sich ebenfalls übernommen: Grüne Wiesen vor US-Städten stehen voll halbfertiger Glaspaläste.
Viele Unternehmen sind verschuldet. Denn die "Just-in-time"-Mentalität der 90er Jahre erstreckte sich auch auf die Firmen-Finanzen. Die Buchhalter unternahmen alles, um versteckte Reserven zu aktivieren. Das Resultat ist jetzt, daß die Unternehmen ohne Fettpolster dastehen. Und die Zuversicht des US-Konsumenten steht auf der Kippe. Wenn der Kongreß nicht schleunigst etwas unternehme, spiele man "mit dem Feuer", warnte Präsident Bush kürzlich. Zudem hat die Notenbank Federal Reserve ihr Pulver bald verschossen.
All diese Dinge hat der Amerikaner im Hinterkopf. Aber momentan hat er noch andere Sorgen. Er hat Angst, die Post zu öffnen, und die Regierung hat soeben vor neuen Anschlägen gewarnt. "Was wird, wenn die Terroristen beim Weißen Haus eine kleine Atombombe plazieren?", fragt Pamela, eine Sozialarbeiterin aus Washington. "Es kann noch schlimmer kommen." Neuerdings trägt sie sich mit dem Gedanken, aus Washington auszuziehen.
In einem solchen Klima geht das Leben zwar weiter, aber neue Projekte werden kaum gestartet. Die Rezession ist unausweichlich. Die ersten Anzeichen werden jetzt sichtbar. Der Einkaufsmanager-Index, ein verläßliches Konjunktursignal, brach im Oktober auf den tiefsten Stand seit Februar 1991.