'Der Markt wird unser Wachstum nie limitieren'
15.02.2007
'Akquisition 2007 größer als jene 2005 und 2006 zusammen'
'Der Zukauf ist in den Planungen noch nicht enthalten'
'Das margestarke Lizenzgeschäft wird überproportional wachsen'
'Wir denken an update als 100 Mio. Euro Unternehmen im nächsten
Jahrzehnt'
Die update software AG ist mit mehr als 1.000 Kunden (darunter 3M,
AstraZeneca, Canon, LBS Nord, DuPont, HVB, Pernod Ricard) und 120.000
Anwendern einer der führenden europäischen Anbieter von Softwarelösungen
für das Kunden¬beziehungsmanagement (CRM). Das Unternehmen mit Sitz in Wien
beschäftigt rund 200 Mitarbeiter und verfügt über Tochtergesellschaften in
acht Ländern Europas. Die 1988 gegründete Gesellschaft konzentriert sich
auf die Optimierung von kundenrelevanten Geschäftsprozessen in Marketing,
Vertrieb und Service bei Unternehmen in vertikal strukturierten Märkten und
bietet zahlreiche branchenspezifische Lösungen an. Der
Implementierungserfolg wird sowohl durch die update interne
Professional-Services-Gruppe, als auch durch ein Netzwerk erfahrener
Systemintegratoren (u.a. Atos Origin, Hewlett Packard, Sensix oder Steria
Mummert Consulting) gewährleistet.
mainvestor: Herr Deutschmann, die update hat im vergangenen Jahr das beste
Ergebnis der Unternehmensgeschichte ausgewiesen. Woher kommt das Wachstum?
Deutschmann: Mit einem Umsatzwachstum von 26 % auf 23,4 Mio. Euro und einem
Anstieg des operativen Ergebnisses von rund 19 % auf 2,4 Mio. Euro haben
wir nicht nur das beste Ergebnis in der Geschichte des Unternehmens
erzielt, sondern sind auch mehr als dreimal stärker als der Gesamtmarkt und
damit natürlich deutlich schneller als unsere Wettbewerber gewachsen.
Die Gründe dafür lagen in der konsequenten Umsetzung unserer Strategie:
Branchen¬fokussierung, regionale Expansion sowie ein technologisch
führendes Produkt, welches wir Anfang des Jahres mit großem Erfolg als
neues Major Release gelauncht haben.
mainvestor: Und was können wir für 2007 erwarten?
Deutschmann: Selbstverständlich weiteres Wachstum: wir streben einen Umsatz
von 27,4 Mio. Euro an, bei einem operativen Ergebnis von 3,3 Mio. Euro.
Dies entspricht einer Marge von rund 12 %, zwei Prozentpunkte mehr als im
abgelaufenen Geschäftsjahr.
mainvestor: Das EBIT soll also im laufenden Jahr überproportional steigen,
was sind die Gründe dafür?
Deutschmann: Wir sprechen hier tatsächlich von einem Anstieg von rund 38 %.
Bereits 2006 haben wir gute Ergebnisse in der Steigerung unserer
Produktivität gesehen und werden daran auch 2007 weiter arbeiten. Der
wichtigste Grund ist aber sicher, dass das margenstärkere Lizenzgeschäft
ein überproportional hohes Wachstum haben wird.
mainvestor: Aber auch ihr Mitarbeiteroptionsprogramm wirkte sich aus.
Deutschmann: Das ist richtig. Durch die verpflichtende Umstellung von
US-GAAP auf IFRS sind 'buchhalterische' Aufwendungen aus dem
Mitarbeiteroptionsprogramm zu berücksichtigen. Diese 'buchhalterischen'
Aufwendungen für das Mitarbeiteroptions¬programm werden 2007 mit rund 0,26
Mio. Euro etwa die Hälfte der Aufwendungen von 2006 betragen.
mainvestor: Der Aufsichtsrat hat ja Anfang Februar die Zustimmung für eine
geplante Akquisition in Westeuropa gegeben. Ist im geplanten Umsatzanstieg
2007 auf 27,4 Mio. Euro diese Akquisition bereits enthalten?
Deutschmann: Die angestrebten 27,4 Mio. Euro werden wir rein aus
organischem Wachstum schaffen, d.h. hier sind mögliche Akquisitionen noch
nicht eingerechnet.
mainvestor: Wie weit sind die Verhandlungen bzw. kann man schon was
Konkreteres zur geplanten Akquisition sagen wie z.B. Kaufpreis,
Finanzierung, Umsatz- und Profitgrößen etc.?
Deutschmann: Die Verhandlungen machen gute Fortschritte. Aus der Natur der
Sache ergibt es sich aber, dass wir derzeit keine konkreten Angaben dazu
machen können. Gehen Sie davon aus, dass die Dimension des
Transaktionsvolumens größer sein wird als die beiden Übernahmen in 2005 und
2006 zusammen.
Diese Akquisition wird ebenso - wie schon jene in der Vergangenheit als
auch zukünftige - eine unserer organischen Wachstumssäulen stützen, wie
schon der Kauf der Regware unsere Kompetenz in Pharma untermauert hat oder
die Process4E unsere Präsenz in Osteuropa.
mainvestor: Wenn diese Akquisition durchgeht, ist dann Ihr Kaufhunger
gestillt?
Deutschmann: Grundsätzlich gilt, dass wir zunächst die Aufgabe der
erfolgreichen Bewältigung der Integration haben werden. Selbstverständlich
werden wir auch weiterhin die Strategie aus gesundem, profitablem,
organischen Wachstum, ergänzt durch Akquisitionen, weiterverfolgen.
Allerdings werden wir uns dabei nie für eine 'zweitbeste Lösung'
entscheiden. Wir machen es nicht der Akquisition wegen, denn 'you don't get
better by being bigger, you get bigger by getting better'.
mainvestor: Kürzlich hat sich der norwegische CRM-Anbieter SuperOffice mit
8,2 % an der update beteiligt. Steht diese Beteiligung in irgendeinen
Zusammenhang mit der von Ihnen geplanten Akquisition?
Deutschmann: Hier besteht überhaupt kein Zusammenhang. Ein möglicher
Unternehmens¬kauf unsererseits wurde schon seit langem kommuniziert und ist
ein Bestandteil der langfristigen Wachstumsstrategie von update.
mainvestor: Wie bewerten Sie den SuperOffice Einstieg?
Deutschmann: Dazu können wir keine Bewertung abgeben. Dieser Einstieg war
für uns überraschend und unabgestimmt bzw. ohne vorherige Konsultation. Wir
sehen den Einstieg von SuperOffice als Kompliment: Er zeigt, dass unsere
Leistungen der letzten Jahre nicht nur bei unseren Kunden und Investoren,
sondern auch bei unseren Mitbewerbern international Beachtung gefunden
haben und wir als gutes Investment gesehen werden.
Tatsächlich ist es so, dass SuperOffice - soweit wir es aus den
veröffentlichten Zahlen interpretieren können - nicht so hohe
Wachstumsraten hat bzw. dass unsere Wachstumsraten fast doppelt so hoch
waren.
mainvestor: Sehen Sie sich jetzt selbst als Übernahmekandidat?
Deutschmann: Wir haben gerade 2006 kommentiert und über unsere Pläne für
2007 gesprochen, woraus kein Anlehnungsbedürfnis abgeleitet werden kann.
Wir haben weder vom Aufsichtsrat noch von der Hauptversammlung ein
entsprechendes Mandat erhalten. Im Gegenteil, wir sind aufgefordert,
unseren profitablen Wachstumskurs fortzusetzen.
Die Möglichkeiten einer strategischen Kooperation sind zu prüfen. Dabei ist
zu berücksichtigen, dass SuperOffice sich im Volumengeschäft bewegt,
während update ein Anbieter aus dem Premiumsegment ist. Quantitativ äußert
sich das so, dass unsere Software in deutlich größeren Projekten, zu
vergleichsweise höheren Preisen abgegeben wird, während SuperOffice einen
Markt mit deutlich kleineren Projekten und niedrigeren Preisen bedient.
update's Strategie ist geprägt von einer klaren Fokussierung auf Branchen
und wir befinden uns eher im erfolgreichen Wettbewerb mit Siebel oder SAP,
während sich SuperOffice im Volumengeschäft mit Wettbewerbern wie Microsoft
auseinander zu setzen hat.
mainvestor: Ändert sich dadurch etwas an Ihrer Strategie bzw. werden Sie
Ihre Strategie anpassen?
Deutschmann: Bisher haben wir keine Indikation erhalten, dass unsere
Strategie nicht erfolgreich wäre. Wir haben unsere Ziele erreicht, das
Unternehmen wächst nunmehr seit Jahren profitabel und deutlich stärker als
der Markt. Aus Sicht des Investors denken wir, dass die Steigerung des
Aktienkurses seit 2003 um mehr als das 15fache als Bestätigung unseres
eingeschlagenen Weges interpretiert werden kann.
In der Sache wird es dabei bleiben, dass wir maximale Nähe und bestes
Prozessverständnis in unseren Zielbranchen suchen, permanent unsere
Zielmärkte von Europa aus erweitern und ein hohes Investitionsniveau in
unser Produkt beibehalten werden.
mainvestor: Aber ist denn ein Unternehmen wie update nicht prinzipiell zu
klein, um dauerhaft im Wettbewerb bestehen zu können?
Deutschmann: Wir sind genauso zu klein für den Softwaremarkt, wie Porsche
zu klein für den Automobilmarkt ist. Fokussierung, Spezialisierung und
Kundennähe bestimmen weit mehr die Wettbewerbsfähigkeit als schiere Größe.
Dennoch ist Ihre Frage insofern berechtigt, da sich der Softwaremarkt in
einem permanenten Konsolidierungsprozess befindet.
Wir denken allerdings, dass unsere Wettbewerbsfähigkeit, unser Wachstum und
unsere führende technologische Position uns für eine aktive Rolle auf der
Käuferseite qualifiziert.
mainvestor: Als neuen Investor darf die update jetzt auch Ihr
Aufsichtsratsmitglied Hans Strack-Zimmermann begrüßen. Was steckt dahinter?
Deutschmann: Herr Strack-Zimmermann blickt auf eine bemerkenswerte Karriere
als Technologiemanager und Unternehmer zurück. Als Gründer der Ixos steht
er für eines der wenigen europäischen Softwareunternehmen, die auch
international eine Erfolgsgeschichte geschrieben haben.
Wie er uns vermittelt hat, ist er sowohl von unserem Produkt als auch vom
strategischen Kurs des Unternehmens überzeugt. Sonst nehme ich an, dass
sich seine Interessenslage mit jener aller anderen Aktionäre deckt: Er wird
eine gesunde, fundamentale Entwicklung mit entsprechender Wechselwirkung
auf den Aktienkurs erwarten.
mainvestor: So scheint ja auch Ihr größter Aktionär, die Qino Asset
Management & Advisory, zu denken, die ihren Anteil auf 15 % aufgestockt
haben.
Deutschmann: Auch die Qino hat in ihrer Veröffentlichung zur Aufstockung
das Vertrauen in den Vorstand und seine Strategie ausgesprochen, ebenfalls
überzeugt durch den Erfolg des Unternehmens. Es war sicher eine sehr
positive Nachricht für das Management des Unternehmens. Mit Qino haben wir
einen starken, langfristig denkenden Partner gewonnen, der unsere Strategie
des nachhaltigen Erfolgs stützt.
mainvestor: Die update Aktie war ja in letzter Zeit äußerst gefragt. In
diesem Jahr konnten Investoren mit der update bereits sehr gut verdienen.
Deutschmann: Bis jetzt haben sie mehr als 20 % verdient. Auch die
Liquidität in unserem Wert ist beachtlich angestiegen. In nicht ganz 2
Monaten wurden mehr als 1,6 Mio. Stück an Aktien gehandelt. Nachdem wir
2006 mit einem Kursgewinn von rund 8 % aufwarten konnten, unsere
fundamentalen Werte aber deutlich besser performten, war es meiner Meinung
nach nur eine Frage der Zeit, bis auch unser Aktienkurs die erfolgreiche
operative Entwicklung widerspiegelt.
mainvestor: Woran liegt es, dass update im Vergleich mit vielen Unternehmen
aus der Peer Group nach wie vor mit niedrigen Multiples auf Umsatz und
Ergebnis bewertet wird?
Deutschmann: Der Preis der Aktie wird nicht vom Unternehmen sondern vom
Markt bestimmt und ist deshalb von mir schwer zu bewerten. Vermutlich gibt
es prinzipielle Gründe, die mit der Unternehmensgröße zu tun haben, die
immanent zu einer geringeren Sichtbarkeit führen.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir grundsätzlich eine eher
zurückhaltende Prognose- und Ankündigungspolitik verfolgen. Das mag den
Nachteil haben, dass wir damit vielleicht weniger Aufmerksamkeit erregen,
jedoch für den Aktionär hat es sicherlich den Vorteil von Verlässlichkeit
bzw. Zuverlässigkeit.
mainvestor: Abschließend noch eine Frage zum CRM-Markt: wie sieht seine
Zukunft aus und welche Rolle wird update dabei spielen?
Deutschmann: Die Entwicklung des CRM-Marktes sehe ich äußerst positiv. Die
Qualität der Kundenbeziehungen und die Fähigkeit, mit Märkten zu
interagieren, ist in Zeiten der Globalisierung und der zunehmenden
Vergleichbarkeit von Produkten das entscheidende Kriterium für die
Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.
Wir als CRM-Anbieter spielen hier eine wichtige Rolle bei der Unterstützung
unserer Kunden. Der Markt wird niemals eine limitierende Rolle für uns
spielen. Wir sehen für update die Positionierung als Premiumanbieter
weiterhin als Vorteil, da wir aus dieser Position dem andauernden
Preisverfall in der Softwarebranche auch weiterhin entgegenwirken können.
Vor zwei Jahren hatten wir angekündigt, im Jahr 2009 die 50 Mio. Euro
Umsatzgrenze durchbrechen zu wollen. Heute - wo wir zuversichtlich sind,
dieses Ziel erreichen zu können - denken wir darüber hinaus. Ich habe keine
Schwierigkeiten damit, mir update als 100 Mio. Euro Unternehmen im nächsten
Jahrzehnt vorzustellen. Für uns sprechen der Markt, unsere Positionierung,
unser Produkt und unser Team.
mainvestor: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Deutschmann.
Dieses Dokument stellt weder ein Angebot noch eine Einladung zur Zeichnung
oder zum Kauf eines Wertpapiers dar, noch bilden diese Dokument oder darin
enthaltene Informationen eine Grundlage für eine vertragliche oder
anderweitige Verpflichtung irgendeiner Art. Vor einer Wertpapierdisposition
wenden Sie sich bitte an Ihren Bankberater oder Vermögensverwalter. Die in
diesem Interview geäußerten Meinungen und Aussagen geben nicht die Meinung
der mainvestor GmbH wieder.
mainvestor Company - Talk
Tel.: +49 69-90550555
Ein Produkt der mainvestor GmbH
Zeißelstr. 19
60318 Frankfurt
kontakt@mainvestor.de
V.i.S.d.P. Dr. Rainer Brändle