Meinungen dazu?
Gruß
EXPRO
Biotech-Firma nutzt bewährtes physikalisches Verfahren für die Gen-Analyse
Sequenom beschleunigt Suche nach Krankheits-Genen
Das menschliche Erbgut ist in groben Zügen bereits entschlüsselt. Umso intensiver suchen Biotechnologie-Firmen jetzt nach den feinen Variationen, die den Ausschlag bei der Anfälligkeit für Krankheiten geben. Hierfür bietet die deutsch-amerikanische Sequenom ein praktisches Verfahren an.
SIEGFRIED HOFMANN
HANDELSBLATT, 20.9.2000
FRANKFURT/M. Das Wettrennen auf dem weithin noch unbeackerten Feld der genetischen Marker wird in den kommenden zwei bis drei Jahren entschieden, ist Antonius Schuh, der Chef der Sequenom Inc., überzeugt. Das deutsch-amerikanische Biotech-Unternehmen will dabei ganz vorne mitspielen.
Die Chance dazu soll eine Technologie eröffnen, die Sequenom seit Jahresbeginn unter dem Namen „MassArray“ vermarktet. Dieses System zeichnet sich vor allen dadurch aus, dass es das in den Naturwissenschaften sei Jahrzehnten bewährte Verfahren der Massenspektrometrie für die DNA-Analyse nutzbar macht. Vor allem bei breit angelegten genetischen Untersuchungen sei das Verfahren günstiger und benauer, betont Schuh.
Ziel von Sequenom sei es daher, die „MassArray“-Technik nun überall dort als Standard zu etablieren, wo es darum geht, DNA-Proben in großer Zahl auf medizinisch bedeutsame genetische Marker (SNPs – siehe unten) zu testen. Sequenom nennt das dann „industrielles Genotyping“.
Das 1986 gegründete Unternehmen mit Zentralen in Hamburg und San Diego beschäftigt heute 180 Mitarbeiter und hat inzwischen zwölf seiner bis zu 1,5 Mill. $ teuren Systeme bei Partnern installiert. Sie kommen vorwiegend aus der akademischen Forschung. Schätzungen einiger Analysten, die für das laufende Jahr mit einem Absatz von etwa 20 MassArray-Systemen rechnen, betrachtet Schuh als realistisch. Der Umsatz wird bei 8 bis 9 Mill. $ erwartet.
Aber ähnlich wie bei vielen Wettbewerbern ist die direkte Vermarktung der Technologie an andere Unternehmen nur ein Teil des Geschäfts. Denn Sequenom nutzt seine Verfahren inzwischen auch zur SNP-Analyse in eigener Regie. Bereits vor drei Jahren hat man damit begonnen, eine DNA-Datenbank mit Proben von rund 15 000 gesunden Menschen aller Altersklassen aufzubauen. Diese Proben werden nun mithilfe der MassArray-Technik auf bereits bekannte SNPs hin untersucht.
Ausgehend von der Erwartung, dass Krankheiten verursachende Marker bei jungen Gesunden häufiger anzutreffen sein dürften als bei alten Gesunden, hofft Sequenom, durch dieses Projekt eine entsprechende Selektion der Marker vornehmen zu können. „Wir wissen seit einigen Monaten, dass das funktioniert“, sagt Schuh. Er sieht Sequenom damit in einer günstigen Position, um bei der Suche nach krankheitsrelevanten Genen eine maßgebliche Rolle zu spielen.
Darum habe die Firma inzwischen eine Reihe von Kooperationen mit akademischen Forschungsinstituten vereinbart. Nahe liegend erscheint dem Sequenom-Chef auch eine Zusammenarbeit mit kommerziellen Genomforschungsunternehmen wie Celera und Incyte oder mit dem von zehn großen Pharmaunternehmen (darunter Pfizer, Glaxo, Roche und Bayer) etablierten SNP-Konsortium. Celera Genomics gab vor kurzem die Entdeckung von rund 2,4 Mill. SNPs bekannt, das SNP-Konsortium hat bisher 800 000 dieser genetischen Marker ermittelt. Eine wichtige Aufgabe besteht nun darin, aus diesen Daten die schätzungsweise 10 000 medizinisch interessanten Marker herauszufiltern. Vor allem dazu hofft Sequenom einen maßgeblichen Beitrag zu leisten. Nur einige Hundert krankheitsrelevante SNP seien bisher eindeutig identifiziert, schätzt Schuh. Der Bereich biete folglich noch gewaltigen Spielraum. Ziel sei es, die eigene Wertschöpfung stärker in Richtung Medikamenten-Entwicklung auszudehnen. Schuh: „Wir wollen Deal-Strukturen erreichen, die über den Systemverkauf hinausgehen“.
Am Kapitalmarkt indessen scheint es am rechten Vertrauen in dieses Potential noch zu mangeln. Mit einem erfolgreichen Börsengang im Umfang von 157 Mill. $ eröffnete Sequenom im Februar die Serie der hochvolumigen Biotech-Platzierungen an der US-Wachstumsbörse Nasdaq. Im Sog der damaligen Biotech-Euphorie erlebte die zu 26 $ emittierte Aktie einen kurzzeitigen Höhenflug auf 191 $, um anschließend wieder rapide zurückzufallen. Im aktuellen Kurs von 34 $ kommt aus Sicht Schuhs das Potenzial des Unternehmens nicht mehr angemessen zur Geltung.
Dennoch hält er die Entscheidung zugunsten eines Listings an der Nasdaq auch im Nachhinein für richtig. Von einem dualen Listing (an der Nasdaq und am Frankfurter Neuen Markt) habe man aufgrund des sehr starken Interesses für Sequenom in den USA damals abgesehen. Den Neuen Markt, an dem inzwischen etliche Biotech-Werte für Furore gesorgt haben, behalte man gleichwohl im Auge. Es gebe derzeit jedoch keine konkreten Pläne.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 20. September 2000
Gruß
EXPRO
Biotech-Firma nutzt bewährtes physikalisches Verfahren für die Gen-Analyse
Sequenom beschleunigt Suche nach Krankheits-Genen
Das menschliche Erbgut ist in groben Zügen bereits entschlüsselt. Umso intensiver suchen Biotechnologie-Firmen jetzt nach den feinen Variationen, die den Ausschlag bei der Anfälligkeit für Krankheiten geben. Hierfür bietet die deutsch-amerikanische Sequenom ein praktisches Verfahren an.
SIEGFRIED HOFMANN
HANDELSBLATT, 20.9.2000
FRANKFURT/M. Das Wettrennen auf dem weithin noch unbeackerten Feld der genetischen Marker wird in den kommenden zwei bis drei Jahren entschieden, ist Antonius Schuh, der Chef der Sequenom Inc., überzeugt. Das deutsch-amerikanische Biotech-Unternehmen will dabei ganz vorne mitspielen.
Die Chance dazu soll eine Technologie eröffnen, die Sequenom seit Jahresbeginn unter dem Namen „MassArray“ vermarktet. Dieses System zeichnet sich vor allen dadurch aus, dass es das in den Naturwissenschaften sei Jahrzehnten bewährte Verfahren der Massenspektrometrie für die DNA-Analyse nutzbar macht. Vor allem bei breit angelegten genetischen Untersuchungen sei das Verfahren günstiger und benauer, betont Schuh.
Ziel von Sequenom sei es daher, die „MassArray“-Technik nun überall dort als Standard zu etablieren, wo es darum geht, DNA-Proben in großer Zahl auf medizinisch bedeutsame genetische Marker (SNPs – siehe unten) zu testen. Sequenom nennt das dann „industrielles Genotyping“.
Das 1986 gegründete Unternehmen mit Zentralen in Hamburg und San Diego beschäftigt heute 180 Mitarbeiter und hat inzwischen zwölf seiner bis zu 1,5 Mill. $ teuren Systeme bei Partnern installiert. Sie kommen vorwiegend aus der akademischen Forschung. Schätzungen einiger Analysten, die für das laufende Jahr mit einem Absatz von etwa 20 MassArray-Systemen rechnen, betrachtet Schuh als realistisch. Der Umsatz wird bei 8 bis 9 Mill. $ erwartet.
Aber ähnlich wie bei vielen Wettbewerbern ist die direkte Vermarktung der Technologie an andere Unternehmen nur ein Teil des Geschäfts. Denn Sequenom nutzt seine Verfahren inzwischen auch zur SNP-Analyse in eigener Regie. Bereits vor drei Jahren hat man damit begonnen, eine DNA-Datenbank mit Proben von rund 15 000 gesunden Menschen aller Altersklassen aufzubauen. Diese Proben werden nun mithilfe der MassArray-Technik auf bereits bekannte SNPs hin untersucht.
Ausgehend von der Erwartung, dass Krankheiten verursachende Marker bei jungen Gesunden häufiger anzutreffen sein dürften als bei alten Gesunden, hofft Sequenom, durch dieses Projekt eine entsprechende Selektion der Marker vornehmen zu können. „Wir wissen seit einigen Monaten, dass das funktioniert“, sagt Schuh. Er sieht Sequenom damit in einer günstigen Position, um bei der Suche nach krankheitsrelevanten Genen eine maßgebliche Rolle zu spielen.
Darum habe die Firma inzwischen eine Reihe von Kooperationen mit akademischen Forschungsinstituten vereinbart. Nahe liegend erscheint dem Sequenom-Chef auch eine Zusammenarbeit mit kommerziellen Genomforschungsunternehmen wie Celera und Incyte oder mit dem von zehn großen Pharmaunternehmen (darunter Pfizer, Glaxo, Roche und Bayer) etablierten SNP-Konsortium. Celera Genomics gab vor kurzem die Entdeckung von rund 2,4 Mill. SNPs bekannt, das SNP-Konsortium hat bisher 800 000 dieser genetischen Marker ermittelt. Eine wichtige Aufgabe besteht nun darin, aus diesen Daten die schätzungsweise 10 000 medizinisch interessanten Marker herauszufiltern. Vor allem dazu hofft Sequenom einen maßgeblichen Beitrag zu leisten. Nur einige Hundert krankheitsrelevante SNP seien bisher eindeutig identifiziert, schätzt Schuh. Der Bereich biete folglich noch gewaltigen Spielraum. Ziel sei es, die eigene Wertschöpfung stärker in Richtung Medikamenten-Entwicklung auszudehnen. Schuh: „Wir wollen Deal-Strukturen erreichen, die über den Systemverkauf hinausgehen“.
Am Kapitalmarkt indessen scheint es am rechten Vertrauen in dieses Potential noch zu mangeln. Mit einem erfolgreichen Börsengang im Umfang von 157 Mill. $ eröffnete Sequenom im Februar die Serie der hochvolumigen Biotech-Platzierungen an der US-Wachstumsbörse Nasdaq. Im Sog der damaligen Biotech-Euphorie erlebte die zu 26 $ emittierte Aktie einen kurzzeitigen Höhenflug auf 191 $, um anschließend wieder rapide zurückzufallen. Im aktuellen Kurs von 34 $ kommt aus Sicht Schuhs das Potenzial des Unternehmens nicht mehr angemessen zur Geltung.
Dennoch hält er die Entscheidung zugunsten eines Listings an der Nasdaq auch im Nachhinein für richtig. Von einem dualen Listing (an der Nasdaq und am Frankfurter Neuen Markt) habe man aufgrund des sehr starken Interesses für Sequenom in den USA damals abgesehen. Den Neuen Markt, an dem inzwischen etliche Biotech-Werte für Furore gesorgt haben, behalte man gleichwohl im Auge. Es gebe derzeit jedoch keine konkreten Pläne.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 20. September 2000