UMTS - Top oder Flop ?

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UMTS - Top oder Flop ?

 
23.12.01 11:07


vwd Extra/UMTS - die Cash Cow ist aufs Eis geraten

- von vwd Redakteurin Irmgard Peterek -

Frankfurt (vwd) - Cash Cow oder Flop? Mobiles Eldorado oder
technologisches Mauerblümchendasein? An UMTS scheiden sich die Geister,
sowohl die der Finanzexperten als auch die der technischen Fachleute. "Ohne
UMTS-Lizenzen schneidet sich jeder Netzbetreiber von der Technologie der
Zukunft ab." Das war die These der uneingeschränkten Befürworter der mobilen
Dienste der dritten Generation, die nach dem Motto "Koste es, was es wolle"
bereit waren, bei der Versteigerung der Lizenzen bis in schwindelnde Höhen
mitzubieten.

"Die Technologie wird sich nie rentieren, die finanziellen Risiken können
einst solventen Telekommunikationskonzernen das Rückgrat brechen." So
warnten die eher skeptischen Geister, die sich übrigens durch die
Entwicklung der vergangenen Monate in ihrem Pessimismus bestärkt sehen.

Aber nun sind die Würfel ohnehin gefallen, die meisten großen "Player"
der europäischen Telekommunikationsbranche, die sich in dieser Region an
mehreren Auktionen beteiligt haben, weisen einen beachtlichen Schuldenstand
auf. Dafür lagern sie in ihren Tresoren die "Goldenen Lizenzen", die das
ganz große Geld versprechen. Ob sich beides jemals die Waage halten wird -
darüber gehen die Meinungen zurzeit auseinander. Verstärkt durch die
dahinschwindende Internet-Euphorie und die damit einhergehende
Wiederentdeckung eher traditioneller Bewertungsmaßstäbe scheinen momentan
die Kritiker die Oberhand gewonnen zu haben.

Immer wieder neue Verzögerungen bei der Einführung der neuen Technik -
sowohl beim Aufbau der Netz als auch bei den Handyproduzenten und den

Betreibern - werten sie als klares Indiz dafür, dass es bei diesem Poker
letztlich nur einen Gewinner gab: Die Finanzminister zumindest einiger
europäischer Staaten, die bei der Lizenzversteigerung stattliche Summen
kassierten.

Angepriesen wird UMTS als omnipräsentes Online-Dasein. Durch den Aufbau
von paketvermittelten Datennetzen werden sich die Netzbetreiber quasi in
eine andere Welt katapultieren, so die Meinung von Technikern. UMTS
ermöglicht die Herstellung von sogenannten Standleitungen, die in der Lage
sind, ein "mobiles Paradies" zu schaffen. Mobile Videokonferenzen,
Shopping-Dienste, interaktive Videospiele oder Video-on-Demand - alles über
das Handy, so die Versprechungen der voraussichtlich beteiligten
Telekommunikationskonzerne an die Endkonsumenten.

Carsten Kratz, Berater bei Boston Consulting, stellt jedoch den
ökonomischen Nutzen in den Vordergrund: "Man kann die jetzigen Diskussionen
um UMTS mit den Debatten vor einigen Jahren über die Einführung von
CAD-Systemen im  Maschinenbau vergleichen", zieht der Experte Parallelen.
"Und kennen Sie heute noch einen einzigen ernstzunehmenden Maschinenbauer,
der ohne CAD-Systeme auskommt?" folgt die provokative Frage. Den Grund sieht
er einfach in dem Produktivitätsfortschritt, der mit neuen Technologien
einhergeht.

Seiner Meinung nach wird auch UMTS einen solchen Sprung in der
Telekommunikation bewirken - trotz der Kosten und den Risiken bei der
Einführung. "Nehmen Sie als Beispiel den kostspieligen Außendienst", wird
Kratz konkret. "Mit Hilfe von UMTS kann die Zentrale ihre Leute ständig mit
neuen Informationspaketen versorgen, ohne dass jedes Mal eine Verbindung
aufgebaut werden muss." Die neuen Kapazitäten werden seiner Meinung nach
ganz neue Dienste ermöglichen, die international Standards setzen werden.
Wenn es demnach zu den Grundideen von UMTS gehört, global eine andere
Dimension in der Kommunikation zu ermöglichen, so war die Vergabe der
UMTS-Lizenzen in Europa geradezu ein Paradebeispiel für das Gegenteil.

Um eine Bravourleistung, die den Fortschritt bei der Integration Europas
demonstrierte, hat es sich keinesfalls gehandelt. Während Großbritannien und
Deutschland ihre Lizenzen in einer Auktion versteigerten, wurden die
Eintrittskarten für die Mobilfunkdienste der dritten Generation in
Frankreich, Italien und Spanien auf Basis eines "Beauty Contest" vergeben.
Das von den Bewerbern vorgeschlagene Konzept und die Finanzkraft wurden von
der staatlichen Vergabestelle geprüft, die Vergabe der Lizenz erfolgte auf
dieser Basis. Die Gewinner zahlten eine geradezu läppische Eintrittsgebühr
verglichen mit den Summen, die sie bei einer Auktion hätten aufbringen
müssen.

Verständlich also, dass die benachteiligten Konzerne über die daraus
entstehende Wettbewerbsverzerrung klagen. "Es ist nicht nachvollziehbar,
dass in einzelnen Ländern die Lizenzen quasi zum Nulltarif an heimische
Unternehmen vergeben werden, während in anderen Ländern extreme Summen dafür
aufzuwenden sind", mokierte sich beispielsweise Ron Sommer,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG, bereits vor dem Beginn der
Auktion in Deutschland. Dennoch bot er in Mainz mit - bis zur
Schmerzensgrenze von 16 Mrd DEM. Blieb ihm eine andere Wahl?
(mehr/vwd/ip/zwi)
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Teil 2

 
23.12.01 11:08


vwd Extra/UMTS - die Cash Cow ist aufs Eis geraten (zwei)

Die großen Unterschiede in der Vergabepraxis erklären teilweise, warum
einige der europäischen Big Player nach dem Goldrausch etwas besser dastehen
als ihre Wettbewerber - auch wenn sie schon vor dem teuren Aufbau der
UMTS-Netze fast alle in die roten Zahlen gerutscht sind. Gemessen am Stand
der Verbindlichkeiten haben British Telecommunications und die Deutsche
Telekom in Europa ganz klar die Führung übernommen. Beachtliche 30 Mrd GBP
wies der britische Konzern Anfang des Jahres auf, die Deutsche Telekom ächzt
derzeit unter einem Schuldenberg von rund 65 Mrd EUR.

Die spanische Telefonica steht dagegen schon etwas besser da: Mit rund 30
Mrd EUR bezifferte sie Ende September die Verbindlichkeiten. KPN bewegt sich
mit 22,3 Mrd EUR in der gleichen Kategorie, während France Telecom mit
Schulden von rund 65 Mrd EUR  auch in der ersten Liga mitspielt. "Der
Verkauf des Tafelsilbers, sprich der Immobilien, Stellenkürzungen und die
Emission neuer Aktien und Anleihen sind angesichts dieses Schuldenbergs nur
ein Tropfen auf den heißen Stein", kommentiert ein Analyst die derzeitige
Lage.

Für fatal hält er es, dass sich das wirtschaftliche Klima nun auch noch
eingetrübt hat. "Da schauen die Investoren genauer hin, und auch im Hinblick
auf UMTS wird mit spitzem Bleistift gerechnet", so die Meinung des
Fachmanns. Angesichts dieses Drucks in der Branche sind das Thema  "Fressen
und Gefressen werden" sowie strategische Gedankenspiele über mögliche
Kooperationen und Konstellationen eine ganz normale Reaktion. Ein Beispiel
sind die kürzlich an die Öffentlichkeit geratenen Gerüchte, dass France

Telecom die Übernahme von Mobilcom plant.

Im Jahr 2000 hatte der französische Konzern einen Anteil von 28,5 Prozent
an Mobilcom gekauft, um auf diesem Weg als Partner für den Aufbau eines
UMTS-Netzes in den deutschen Markt einzusteigen. Nun versucht der Gigant
offensichtlich, den kleinen Partner zu schlucken. Nach Meinung von
Ex-Regulierer Dieter Scheurle ist ein Jahr nach der Vergabe der Lizenzen
deutlich geworden, dass sich einige bei dem Poker verhoben haben.
Zwischenzeitlich zum Berater bei der Investmentbank Credit Suisse First
Boston avanciert, prognostiziert er, dass in Deutschland nur fünf,
längerfristig sogar nur vier Betreiber übrig bleiben.

Im europäischen Umfeld werden seiner Meinung nach noch weitere Anbieter
das Feld räumen. In Analystenkreisen werden KPN und Swisscom als
Übernahmekandidaten gehandelt. Die ganz Kleinen wie Mobilcom, die nicht
mehrheitlich von einem "Big Player" gehalten werden, haben ihrer Meinung
nach ohnehin keine Zukunft als eigenständige Unternehmen - trotz des
Faustpfands UMTS-Lizenz. Kein Wunder also, dass der Trend zum Teilen geht.
Seit der Erlaubnis seitens des Regulierers, sich die Kosten des Netzaufbaus
zu teilen, sind zahlreiche Zwangsehen geschlossen worden.

So werden T-Mobile und British Telecommunications beim Aufbau
zusammenarbeiten und dadurch insgesamt fünf Mrd EUR einsparen. Dennoch geht
es mit dem Aufbau der Netze nicht so schnell voran wie geplant. Vor einigen
Tagen meldete Siemens, sie habe ihrerseits nun sämtliche Voraussetzungen für
den Aufbau der neuen Netze geschaffen. Da der Startschuss durch die
Betreiber allerdings auf sich warten lässt, baut der Konzern in den
Arbeitsbereichen Information und Communication erst ein Mal 400
Arbeitsplätze ab. Schuld an der Verzögerung hat nach Einschätzung  von
Siemens die momentan flaue wirtschaftliche Lage.

Andere gehen da in ihrer Begründung weiter: Die Verbreitung von
Mobiltelefonen nähere sich einer Sättigungsgrenze, die neue Mobilfunknetze
aus dem Geschäft dränge. Diese Warnung sprach die Unternehmensberatung
Forrester Research aus. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Zumindest der
private Nutzer verweigert den Eintritt in das neue Mobilfunkparadies. Er ist
nicht bereit, für diese Herrlichkeit noch tiefer in die Tasche zu greifen.

UMTS auf des Messers Schneide? Diese Schlagzeile eines deutschen Magazins
erscheint trotz der nun ins Bewusstsein dringenden Risiken, die die einst
einseitig bejubelte Technik mit sich bringt, doch übertrieben. "Mindestens
zehn Jahre in den Miesen"- diese Headline beschreibt die Situation der
Betreiber wohl treffender. Für die Telekommunikationskonzerne sind die
gezahlten Lizenzgebühren ökonomisch gesehen nun "sunk costs".

Also gibt es nur noch den Weg vorwärts - trotz wirtschaftlicher Flaute,
knauserigen Konsumenten, hohen Investitionen in den Netzaufbau und Problemen
um Deregulierung und Harmonisierung des europäischen
Telekommunikationsrechts. Dass auf diesem langen Marsch ins UMTS-Eldorado
einige auf der Strecke bleiben werden - auch das ist unbestritten. Den
Konsumenten stehen dagegen in den Jahren 2002 und 2003 in Bezug auf die
Telekommunikation spannende Jahre ins Haus. Und wer weiß - vielleicht kommt
der Appetit ja beim Essen.
vwd/23.12.2001/ip/zwi
imehl:

UTMS -Top gegen Staatsverschuldung sonst Flop o.T. o.T.

 
23.12.01 11:27
Pexcom:

@mio

 
23.12.01 12:08
Ich glaube es ist zu früh um seriös darüber Auskunft zu geben. Wer hat geglaubt das fast jeder einmal ein Handy haben wird. Ich nicht ! Also in ein bis drei Jahren sind wir klüger. Ich glaube aber längerfristig an den Erfog von UMTS. Darum habe ich auch vodafone in meinem Depot. Wenn das ganze ein Erfolg wird  VODAFONE am besten dastehen. Überigens Mio Frohe Weihnachten und ein gutes NEUES für DICH. Beste GRÜSSE AUCH an alle anderen hier aus Wien
1Mio.€:

Danke Pexcom!

 
23.12.01 12:19
Bin auch total gespannt wie die sache mit UMTS weitergeht.Klar den erfolg der handys hat sicher viele überrascht kommt wahrscheinlich mit auf den preis an ob UMTS ein erfolg wird.Handys wurden ja auch erst bei fallenden preisen so richtig der hit.

Gruss Mio.
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