Wird die Mainzer Primacom veräußert?
US-Finanzinvestor Apollo hat die Übernahme offenbar schon vorbereitet/Verworrene Lage
Vom 17.02.2004
Von
Ralf Heidenreich
WIESBADEN/MAINZ Offiziell gibt es keine Statements, doch hinter den Kulissen wird heftig gerungen. Auf dem stark zersplitterten Kabelnetz-Markt brodelt es, nachdem sich die Anbieter reihenweise an den Kosten für den Netzausbau verhoben haben. Gespräche werden in alle Richtungen geführt und ganz nebenbei schickt sich der Branchenprimus Kabel Deutschland an, durch Übernahmen eine Monopolstellung einzunehmen.
In dieser verworrenen Gemengelage hat die Konsolidierungswelle offenbar jetzt auch Primacom erreicht: Wie aus Branchenkreisen verlautete, steht der Mainzer Kabelnetzbetreiber - mit über einer Million Kunden einer der Großen - vor der Übernahme durch Apollo. Der US-Finanzinvestor hat nach Brancheninformationen bereits Schulden von Primacom aufgekauft, um den Einstieg vorzubereiten. Dabei soll es sich um Forderungen von Banken handeln, die ab Ende 2004 in eine Mehrheitsbeteiligung umgewandelt werden können. Gestern sollte auf einer Aufsichtsratssitzung dieses Thema beleuchtet werden. Dazu machte Primacom jedoch keine Angaben.
Die Hintergründe für den Apollo-Vorstoß sind undurchsichtig. Das US-Unternehmen, das wie andere Beteiligungsgesellschaften in das Kabel-Geschäft einstieg, als die Telekom ihre Netze verkaufte, war bislang Eigentümer des hessischen Primacom-Wettbewerbers iesy. In dieser Konstellation würde die Übernahme der Mainzer Sinn machen, denn die beiden Netze ergänzen sich nach Meinung von Branchenkennern gut. Doch überraschenderweise soll Apollo seine iesy-Anteile an die Eigner von Kabel Deutschland verkauft haben.
Apollo und Primacom hüllen sich hierzu in Schweigen. Der Vorstand des Mainzer Kabelnetzbetreibers hatte in der Vergangenheit aber stets betont, dass er von einer Fusion derzeit nichts hält. Allerdings droht der riesige Schuldenberg von mehr als 900 Millionen Euro das Unternehmen zu erdrücken. Der hohe Verschuldungsgrad verursache Risiken, "die bis zur Bestandsgefährdung der Gesellschaft reichen", hatte der Vorstand bereits bei der Hauptversammlung im Juni 2003 erklärt.
Mit Argusaugen beobachten die Aktionärsschützer die weitere Entwicklung. "Wir werden genau darauf achten, dass die Interessen der Kleinaktionäre nicht unter die Räder kommen", sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sollten mehr als 30 Prozent übernommen werden, werde ein Abfindungsangebot gefordert. Auf jeden Fall müsse eine "langwierige Hängepartie" vermieden werden. Die Primacom AG, die an der Börse zum Penny-Stock abgerutscht ist, hat nach hohen Netz-Investitionen deutlich weniger Kunden akquiriert als erhofft. So überstieg in den ersten neun Monaten 2003 der Zinsaufwand mit 85,8 Millionen den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 77,3 Millionen Euro.
US-Finanzinvestor Apollo hat die Übernahme offenbar schon vorbereitet/Verworrene Lage
Vom 17.02.2004
Von
Ralf Heidenreich
WIESBADEN/MAINZ Offiziell gibt es keine Statements, doch hinter den Kulissen wird heftig gerungen. Auf dem stark zersplitterten Kabelnetz-Markt brodelt es, nachdem sich die Anbieter reihenweise an den Kosten für den Netzausbau verhoben haben. Gespräche werden in alle Richtungen geführt und ganz nebenbei schickt sich der Branchenprimus Kabel Deutschland an, durch Übernahmen eine Monopolstellung einzunehmen.
In dieser verworrenen Gemengelage hat die Konsolidierungswelle offenbar jetzt auch Primacom erreicht: Wie aus Branchenkreisen verlautete, steht der Mainzer Kabelnetzbetreiber - mit über einer Million Kunden einer der Großen - vor der Übernahme durch Apollo. Der US-Finanzinvestor hat nach Brancheninformationen bereits Schulden von Primacom aufgekauft, um den Einstieg vorzubereiten. Dabei soll es sich um Forderungen von Banken handeln, die ab Ende 2004 in eine Mehrheitsbeteiligung umgewandelt werden können. Gestern sollte auf einer Aufsichtsratssitzung dieses Thema beleuchtet werden. Dazu machte Primacom jedoch keine Angaben.
Die Hintergründe für den Apollo-Vorstoß sind undurchsichtig. Das US-Unternehmen, das wie andere Beteiligungsgesellschaften in das Kabel-Geschäft einstieg, als die Telekom ihre Netze verkaufte, war bislang Eigentümer des hessischen Primacom-Wettbewerbers iesy. In dieser Konstellation würde die Übernahme der Mainzer Sinn machen, denn die beiden Netze ergänzen sich nach Meinung von Branchenkennern gut. Doch überraschenderweise soll Apollo seine iesy-Anteile an die Eigner von Kabel Deutschland verkauft haben.
Apollo und Primacom hüllen sich hierzu in Schweigen. Der Vorstand des Mainzer Kabelnetzbetreibers hatte in der Vergangenheit aber stets betont, dass er von einer Fusion derzeit nichts hält. Allerdings droht der riesige Schuldenberg von mehr als 900 Millionen Euro das Unternehmen zu erdrücken. Der hohe Verschuldungsgrad verursache Risiken, "die bis zur Bestandsgefährdung der Gesellschaft reichen", hatte der Vorstand bereits bei der Hauptversammlung im Juni 2003 erklärt.
Mit Argusaugen beobachten die Aktionärsschützer die weitere Entwicklung. "Wir werden genau darauf achten, dass die Interessen der Kleinaktionäre nicht unter die Räder kommen", sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sollten mehr als 30 Prozent übernommen werden, werde ein Abfindungsangebot gefordert. Auf jeden Fall müsse eine "langwierige Hängepartie" vermieden werden. Die Primacom AG, die an der Börse zum Penny-Stock abgerutscht ist, hat nach hohen Netz-Investitionen deutlich weniger Kunden akquiriert als erhofft. So überstieg in den ersten neun Monaten 2003 der Zinsaufwand mit 85,8 Millionen den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 77,3 Millionen Euro.