Wenn wir schon von „connecting the dots“ sprechen, dann würde ich mich über eine Einschätzung zu dem Folgenden freuen. Aber erst mal ein Auszug aus der TUI Adhoc vom 2. Dezember 2020:
„Das Finanzierungspaket umfasst eine Finanzierungsmaßnahme des WSF in Form einer stillen Einlage ohne Verlustbeteiligung, die in Aktien der TUI gewandelt werden kann, in Höhe von 420 Mio. € (Stille Einlage I), und eine weitere stille Einlage mit Verlustbeteiligung in Höhe von 280 Mio. € (Stille Einlage II). Der Umtauschpreis für den WSF in Bezug auf die Stille Einlage I beträgt 1,00 € je Aktie. Im Fall einer Wandlung der Stillen Einlage I kommt es zu einer Beteiligung des WSF an der TUI von nicht mehr als 25% plus eine Aktie.“
www.tuigroup.com/de-de/investoren/news/...-meldungen/20201202
Der Bund hat also das Recht, die stille Einlage iHv 420 Mio Euro zu einem Wandlungspreis von 1 Euro pro Aktie in eine max 25%+1 Aktie Beteiligung an TUI umzutauschen. Bei aktuell 1.099 Mio ausstehenden Aktien bedeutet das, dass TUI bei der Wandlung 367 Mio neue Aktien erhalten würde, die beim gestrigen Schlusskurs einen Marktwert von 1,48 Mrd. Euro hätten. In anderen Worten: Hr. Scholz kann eine 420 Mio Euro Stille Einlage in eine 1,48 Mrd Börsenbeteiligung umwandeln. Sind wir hier einer Meinung?
Falls ja, nächster Punkt: sollte der Staat – obwohl er mit Steuergeldern stark ins Risiko gegangen ist – auf diese >1 Mrd. Euro Gewinn (1,48 Mrd. Beteiligungswert ./. 0,42 Mrd Einlage) verzichten (Platzierungsabschlag mal unberücksichtigt)? Ist das aus Deiner Sicht ein guter Deal für einen Politiker wenn er auf 1 Mrd. Gewinn für die Steuerzahler verzichtet?
Falls Du meintest, dass der Bund erst wandelt und dann aussteigt, sprich die 25% verkauft: glaubst Du, dass der Verkauf dieser 25% für den Kurs förderlich ist?
Ob der Bund bei dem hohen Anteil von Hr. Mordaschow, der ja auch weiter zukauft, zum jetzigen Zeitpunkt freiwillig seine Sperrminorität aufgibt, ist für mich auch fraglich. Zumal TUI weiterhin den Kapitalmarkt anzapfen muss und der Bund im Rücken eigentlich dabei helfen sollte.
Ich bin immer ein großer Fan von „connecting the dots“, aber dann sollte das zum Schluss nicht aussehen als hätte ein Neugeborenes ein „Malen nach Zahlen“ Buch in die Hände bekommen. Ausschließen kann man bei Politikern nie irgendetwas, aber ein guter Deal - um von Wirecard abzulenken - wäre das mMn definitiv nicht.