Zinsängste ziehen die Wall Street am Dienstag deutlich ins Minus, die asiatischen Börsen halten sich am Mittwoch aber gut. Nach dem großen Verlust vom Vortag erwarten Beobachter, daß der Dax behauptet in den Handel startet.
Das Wertpapierhaus Lang & Schwarz berechnete den Dax gegen 7.11 Uhr auf 5.610 Zähler. Am Dienstag war der Index bei 5.597 Punkten aus dem Handel gegangen. Im Blick stehen dürften heute wieder zahlreiche Quartalszahlen. Unter anderem berichten BASF, BMW, Deutsche Börse und Henkel (siehe auch: Tagestermine).
Dollar in Fernost zum Yen schwächer
Der Dollar hat am Mittwoch an den Devisenmärkten in Fernost zum Yen auf den niedrigsten Stand seit fast drei Wochen nachgegeben. Grund für die Schwäche war nach Angaben von Händlern, daß skeptisch beurteilt wird, ob die amerikanische Notenbank nach den jüngsten Konjunkturdaten in der kommenden Woche tatsächlich nochmals die Zinsen anheben wird.
Der Dollar wurde mit 114,41 Yen gehandelt nach 114,55 Yen im späten New Yorker Handel. Ein Euro wurde mit 1,2819 Dollar bewertet nach 1,2827 Dollar in den Vereinigten Staaten. Der Schweizer Franken notierte zum Euro mit 1,5724 und zum Dollar mit 1,2263.
Aktien in Tokio im Tagesverlauf kaum verändert
Mit einer kaum veränderten Tendenz, aber deutlich erholt von den Tagestiefstständen zeigen sich die Kurse an der Börse in Tokio am Mittwoch im Handelsverlauf. Der Nikkei-225 gewinnt gegen 13.20 Uhr Ortszeit 0,1 Prozent oder drei Punkte auf 15. 444. Der Topix legt um 0,1 Prozent oder einen Zähler auf 1.568 Punkte zu.
Händler verweisen zur Begründung auf verstärkte Gelegenheitskäufe bei Unternehmen, die gute Quartalsdaten vorgelegt haben. Zu Beginn des Handels hatten noch die schwachen Vorgaben von der Wall Street das Sentiment belastet. Vor allem Werte aus dem Automobil- und Bankensektor seien gesucht und erholen sich zum Teil deutlich von ihren Tagestiefs, sagt ein Händler.
Aktien in Hongkong am Mittag freundlich
Mit einer freundlichen Tendenz zeigt sich die Börse in Hongkong am Mittwoch mittag (Ortszeit). Der Hang-Seng-Index verbessert sich bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte um 0,8 Prozent oder 126 auf 17.037 Punkte. „Der Markt wird vor allem von der Erwartung getrieben, daß die amerikanische Notenbank auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche die Leitzinsen nicht erhöht“, so ein Marktbeobachter.
Vor diesem Hintergrund zeigen sich vor allem zinssensitive Werte mit Kursgewinnen. So legen Titel von SHK Properties, Henderson Land und die Aktien der Bank of East Asia deutlich zu. Ein nächster Widerstand für den Hang-Seng-Index wird bei 17.114 Punkten gesehen.
Nachbörsliche Meldungen aus Amerika
Die amerikanischen Börsen haben am Dienstag abend nach dem Ende des offiziellen Handels etwas fester tendiert. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator stieg um 1,32 Punkte auf 1.486,26 Zähler.
Im Fokus des nachbörslichen Handels standen die Aktien von General Motors (GM), die sich bis um 19.48 Uhr Ortszeit auf der Handelsplattform nasdaq.com um 1,1 Prozent auf 30,95 Dollar reduzierten. Das Unternehmen hat die Ergebniszahlen für das zweite Quartal nach unten korrigiert. GM teilte mit, es sei ein zusätzlicher Nettoverlust von 200 Millionen Dollar nachzutragen (siehe auch: Medienschau).
Aktien von Blue Nile verbesserten sich dagegen bis um 18.28 Uhr Ortszeit um 24,4 Prozent auf 30 Dollar. Der Online-Schmuckhändler hatte für das zweite Quartal einen Gewinnanstieg auf 0,18 Dollar je Aktie ausgewiesen und lag damit auch über der Durchschnittsprognose von 0,13 Dollar. Der Umsatz war um 30 Prozent auf 56,9 Millionen Dollar gestiegen. Aquantive-Titel verteuerten sich bis 18.25 Uhr Ortszeit um 18,8 Prozent auf 23,75 Dollar, nachdem das Unternehmen mit seinen Quartalszahlen ebenfalls über den Erwartungen gelegen hatte. Der Gewinn je Aktie lag mit 0,15 Dollar über dem Konsens von 0,11 Dollar. Der Umsatz war um 37 Prozent auf 105,6 Millionen geklettert, erwartet wurden 99,7 Millionen Dollar.
Aktien von Electronic Arts rückten bis um 18.28 Uhr Ortszeit um 3,9 Prozent auf 48,88 Dollar vor, nachdem der Verlust im abgelaufenen Quartal mit 0,12 Dollar je Aktie geringer ausgefallen war als mit 0, 24 Dollar prognostiziert. Der Umsatz legte um 13 Prozent auf 413 Millionen Dollar zu, die Prognose lautete hier auf 335 Millionen Dollar.
Furcht vor Zinserhöhung drückt Wall Street ins Minus
Die zunehmende Furcht der Börsianer vor einer Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten in der kommenden Woche hat am Dienstag die New Yorker Aktienmärkte belastet. Die amerikanischen Verbraucherpreise stiegen nach neuen Daten im Juni so stark wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Zudem bekommen einer Umfrage zufolge die Firmen die Ölpreisexplosion schmerzhaft zu spüren. Auch eine Reihe von Geschäftszahlen sorgte für schlechte Stimmung an der Wall Street. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloß 0,54 Prozent schwächer bei 11.126 Punkten. Der breiter gefaßte S&P-500-Index sank 0,45 Prozent auf 1.271 Zähler, der Technologie-Index Nasdaq verlor bis Handelsende 1,41 Prozent auf 2.062 Stellen.
„Wir beobachten eine Konsolidierung vor dem Treffen der Fed, weil diesmal keiner weiß, was passieren wird“, beschrieb Analyst John Augustine von Fifth Third Asset Management die Stimmung. Es gehe die Angst um, daß weitere Zinserhöhungen die Wirtschaft in die Knie zwingen könnten. Die Währungshüter werden am kommenden Mittwoch entscheiden, ob sie ihren Schlüsselzins zum 18. Mal in Folge anheben oder eine Pause einlegen. Besonders Aktien von Firmen, die stark vom Wirtschaftszyklus beeinflußt werden, litten unter den Nachrichten. So notierten etwa die Papiere der großen Hersteller Caterpillar und 3M deutlich schwächer. Zu den größten Verlierern unter den Standardwerten gehörten auch die Papiere von GM mit einem Minus von knapp drei Prozent.
Vor Börsenbeginn bezifferte das amerikanische Handelsministerium die Jahresteuerung laut Kernrate auf 2,4 Prozent - dieser Index gilt als wichtiger Inflationsindikator für die Notenbank. Zudem stieg der viel beachtete Konjunkturindex der Einkaufsmanager im Juli überraschend auf 54,7 Zähler von 53,8 Punkten an, die Kosten der Firmen zogen dabei so kräftig an wie seit neun Monaten nicht mehr. „Die Daten waren häßlich“, sagte der Manager des Wertpapierbestandes von Federated Investors, Phil Orlando. „Die Inflationsdaten sind sehr beunruhigend.“ Nach Einschätzung des Finanzmarktes erhöhten die Daten die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung bei der Fed-Sitzung in der kommenden Woche auf 43 Prozent. Am Montag hatten die Zinsfutures einer Zinserhöhung lediglich eine Wahrscheinlichkeit von 32 Prozent beigemessen.
Auch eine Reihe von Geschäftsberichten konnte die Stimmung nicht erhellen. So fielen die Aktien von Whole Foods Market um zwölf Prozent, weil der Einzelhändler weniger Bio-Lebensmittel verkaufte als erwartet. Dies belastete auch die Papiere der Kaffeekette Starbucks, die rund vier Prozent an Wert einbüßten. Auch der Fotofilm-Hersteller Eastman Kodak vermeldete einen überraschend hohen Verlust. Die Börse bestrafte auch einen pessimistischeren Geschäftsausblick mit einem Minus von fast 14 Prozent.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,66 Milliarden Aktien den Besitzer. 1.276 Werte legten zu, 2.047 gaben nach und 137 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,69 Milliarden Aktien 861 im Plus, 2.144 im Minus und 135 unverändert.
Amerikanische Anleihen im späten Handel kaum verändert
Kaum verändert zeigen sich die amerikanischen Anleihen am Dienstag im späten New Yorker Geschäft. Im frühen Geschäft waren die Kurse etwas unter Druck gekommen, nachdem der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe im Juli stärker als erwartet gestiegen war und auch der PCE-Preisindex, der von der Fed als wichtiger Inflationsindikator angesehen wird, erneut angezogen hatte. Die Kursrückgänge am Aktienmarkt, das Eindecken von Shortpositionen sowie andere technische Faktoren hätten in der zweiten Handelshälfte die Verluste aber wieder wettgemacht, sagte ein Händler. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 5,125 Prozent notierten im späten Geschäft unverändert bei 101-3/32 und rentierten mit 4,98 Prozent. Der mit 4,50 Prozent verzinste 30jährige Treasury zeigte sich ebenfalls unverändert bei 91-12/32. Seine Rendite lag bei 5,06 Prozent.
„Die Inflationsdaten zeichnen ein unangenehmes Bild für die Fed“, sagt Drew Matus, Volkswirt bei Lehman Brothers. Zusammen mit den ISM-Daten sei eine Zinserhöhung der Fed in diesem Monat deshalb noch längst nicht vom Tisch, sagten Beobachter, auch wenn Fed-Chairman Ben Bernanke zuletzt gesagt hatte, daß geringeres Wirtschaftswachstum den Inflationsdruck begrenzen sollte. Derzeit preisen die Interest rate futures eine Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte von 36 Prozent ein. Am Anfang der Sitzung lag sie noch bei 31 Prozent.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.