Transrapid bekommt Chance in Großbritannien
Nach vielen Rückschlägen kann das Transrapid-Konsortium auf eine neue Supertrasse hoffen. In Großbritannien könnte eine 800-Kilometerstrecke entstehen. Berater schlagen gar den Einsatz chinesischer Arbeiter vor, um das Projekt schneller zu realisieren.
Hamburg - Auf Anfrage bestätigte das Betreiberkonsortium Transrapid International (TRI) Gespräche mit der britischen Regierung über eine Nord-Süd-Hauptstrecke. Die Trasse hätte eine Länge von insgesamt 800 Kilometern und soll von London über Birmingham, Manchester, Leeds und Newcastle bis nach Glasgow in Schottland verlaufen. Die Fahrtzeit soll drei Stunden dauern.
Die Voruntersuchungen seien sehr positiv verlaufen, hieß es bei TRI weiter. Im nächsten Schritt soll nun eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. Die Bauzeit soll anschließend mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Aussagen zu konkreten Zeitplänen wollte TRI nicht machen. "Wenn man tausend chinesische Arbeiter importieren könnte, wäre die Arbeit in einem Jahr getan", zitiert die britische Zeitung "The Guardian" lediglich einen britischen Transrapid-Berater.
Zu den Kosten äußerten sich die Beteiligten ebenfalls nicht und verwiesen auf die Machbarkeitsstudie. "The Guardian" schätzte den Baupreis für die Verbindung auf bis 16 Milliarden Pfund (24 Milliarden Euro). Darin nicht enthalten sind Aufwendungen für die notwendigen Grundstückskäufe.
Eine Sprecherin des britischen Verkehrsministeriums bestätigte am Nachmittag, dass man über den Einsatz des Transrapid nachdenkt, der Schwebezug sei aber nur eine von mehreren Optionen. Zu einem möglichen Einsatz sei noch längst keine Entscheidung gefallen. "Es gibt keinerlei Abkommen, es handelt sich zurzeit nur um eine Möglichkeit", sagte eine Sprecherin.
Entlastung für den Verkehr
Die Entlastung der Umwelt durch eine Transrapid-Linie in Großbritannien wird als enorm eingeschätzt. Der Inlandsflugverkehr wird praktisch überflüssig. Zudem könnte die Bahn eine Rolle spielen, um die in zehn Jahren vorausgesagte chronische Verstopfung des britischen Straßennetzes zu mildern. Die hügelige Landschaft entlang der geplanten Strecke gilt als ideal für den Transrapid mit seinen besseren technischen Möglichkeiten bei der Neigung der Waggons.
Die bisherigen Sondierungen laufen über das britische Unternehmen UK Ultraspeed, mit dem TRI in Großbritannien zusammenarbeitet. UK Ultraspeed zufolge wurde das Projekt im September Premierminister Tony Blair vorgestellt. Im Februar stimmte das Verkehrsministerium einer Studie für die Nord-Süd-Hochgeschwindigkeitsverbindung zu. Zu diesem Zeitpunkt habe Blair auch zugesichert, die Magnetschwebetechnik, die Geschwindigkeiten von 500 Stundenkilometern ermöglichen soll, neben herkömmlichen Systemen in die Prüfung einzubeziehen.
Für das Transrapid-Konsortium, zu dem Siemens und ThyssenKrupp gehören, wäre der Zuschlag ein wichtiger Erfolg. Hoffnungen auf einen Verkauf der Transrapid-Technik ins Ausland haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder zerschlagen. Die einzige, kommerziell genutzte Strecke befindet sich in Shanghai. Allerdings handelt es sich um eine Kurztrasse von 30 Kilometern, die den Flughafen der Metropole mit dem Finanzdistrikt verbindet. Andere Langstreckenprojekte hingegen scheiterten. Die Strecke Hamburg-Berlin wurde im Februar 2000 beerdigt. Auch Nordrhein-Westfalen winkte Mitte 2003 ab.
Gebaut werden soll hingegen eine Verbindung vom Flughafen München in die bayerische Hauptstadt. Als Option für eine längere Strecke wird zudem die Verbindung Las Vegas - Kalifornien immer wieder ins Spiel gebracht. Weiter ist dieses Projekt jedoch noch nicht gediehen. Auch bei möglichen Abnehmern wie den Niederlanden oder den Vereinigten Arabischen Emiraten stecken die diskussionen noch im Anfangsstadium.
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