''Totaler Krieg in Israel''

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Dan17:

''Totaler Krieg in Israel''

 
22.01.02 16:32
Hamas erklärt Israel "totalen Krieg"

Die radikal-islamische Hamas-Bewegung hat Israel nach der Militäraktion gegen Hamas-Mitglieder in Nablus den "totalen Krieg" erklärt. In einem im Westjordanland verteilten Flugblatt hieß es, Hamas werde das "schreckliche Verbrechen" Israels rächen.
Anschlag in Jerusalem - Attentäter getötet

Israelische Armee tötet vier Palästinenser
Israelische Soldaten hatten zuvor in Nablus vier Hamas-Mitglieder getötet. Israel macht die Männer für mehrere schwere Attentate und den Bau von Bomben verantwortlich. Die Aktion der israelischen Armee öffne "die Tore für einen umfassenden palästinensischen Krieg an jedem Ort mit allen Mitteln gegen die zionistischen Banden", hieß es in dem Flugblatt.

Verzicht auf Angriffe neu überdenken
Hamas-Sprecher Machmud A-Sahar sagte in Gaza, Hamas werde nun seine Entscheidung neu überdenken, Angriffe auf israelischem Gebiet zu unterlassen. Das Verbrechen der israelischen Besatzungstruppen dürfe "nicht ungestraft bleiben".


Hiob:

So lange die Amis den Israelis die Stange halten,

 
22.01.02 16:39

egal, was die da unten veranstalten, wird sich wohl so schnell nichts ändern. Außer irgendeiner von den Anliegerstaaten sagt mal, daß jetzt Schluß mit lustig ist, und die Anti-Terrorkoalition vor dem Staatsterrorismus nicht halt machen kann.

Aber wahrscheinlich ist es unseren amerikanischen Freunden mit den Menschenrechten, falls sie sich selbst dran halten müssen, nicht mehr so wichtig. Allerdings ist eine Politik, die so offensichtlich mit zweierlei Maß mißt, nicht lange durchzuhalten.

Und was ist das Schlimmste daran???
Daß Möllemann der einzige deutsche Politiker ist, der das bisher laut und deutlich auf den Punkt gebracht hat.

Dan17:

Da muß ich Dir recht geben

 
22.01.02 16:50
Möllemann hat es ausgesporchen, er ist noch der beste FDP-Politiker von allen
Brummer:

Attentäter verletzt 14 Menschen

 
22.01.02 17:56
Ein bewaffneter Attentäter hat im Zentrum von Jerusalem das Feuer eröffnet und mindestens 14 Menschen verletzt.

Polizisten töteten den Amokschützen wenige Minuten später. Bei dem Attentäter soll es sich um einen Palästinenser gehandelt haben. Unmittelbar nach dem Zwischenfall eilten Einsatzfahrzeuge der Polizei und Krankenwagen zum Tatort. Etwa zehn Minuten lang waren sporadisch Schüsse zu hören. Menschen rannten panikartig in alle Richtungen.

Wenige Stunden zuvor hatte die militante palästinensische Hamas-Bewegung Israel mit neuen Anschlägen gedroht. Als Reaktion auf die Tötung von vier Hamas-Mitgliedern in Nablus werde sie einen „umfassenden Krieg“ gegen israelische Soldaten und Siedler führen, erklärte die Organisation auf einem Flugblatt.

Israelische Sondereinsatzkommandos waren am Morgen in Nablus im Westjordanland einmarschiert. Bei der Erstürmung eines Hauses kam es zum Schusswechsel mit mutmaßlichen palästinensischen Extremisten. Dabei wurden vier Mitglieder des militärischen Flügels der Hamas getötet.

(sueddeutsche.de/AP/AFP)

Brummer:

Die Geschichte des Konflikts

 
22.01.02 18:01
Der Konflikt zwischen Palästinensern und Juden ist mehr als hundert Jahre alt. Besondere Brisanz gewann er 1948, als David Ben Gurion den Staat Israel ausrief. Die Gebiete, die Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzte, sind noch heute der Knackpunkt der Friedensverhandlungen.
Von Bernd Oswald

Staatsgründung
Araber lehnen Israel von Anfang an ab
www.sueddeutsche.de/index.php?url=ausland/...7&datei=index.php      
   

Sechs-Tage-Krieg
Beginn der israelischen Besatzung
www.sueddeutsche.de/index.php?url=ausland/...0&datei=index.php      
   

1967-1993
Israel - kompromisslose Besatzungsmacht
www.sueddeutsche.de/index.php?url=ausland/...2&datei=index.php      
   

Der Friedensprozess
Schmerzvolles Auf und Ab
www.sueddeutsche.de/index.php?url=ausland/...5&datei=index.php
zombi17:

ISRAEL

 
22.01.02 19:31
Von der Balfour-Deklaration zur Staatsgründung Israels
Die britische Mandatsperiode in Palästina


Am 14. Mai 1948 ist in Tel Aviv von David Ben Gurion die Gründung des Staates Israel proklamiert worden. Nach dem hebräischen Kalender fällt der fünfzigste Geburtstag des jüdischen Staates in diesem Jahr auf den 30. April. Die Vision Theodor Herzls, der 1897 den ersten Zionistenkongress in Basel einberufen hatte, ist durch ungeahnte Geschichtsverläufe Realität geworden. Die beiden Meilensteine auf dem Weg zur Gründung Israels sind durch die Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 und die im Schatten der Shoah verabschiedete Uno-Resolution vom 29. November 1947 über die Teilung Palästinas markiert. Die ereignisreichste und dramatische Periode zwischen diesen Eckdaten deckte grosso modo die britische Mandatszeit ab. Aussichten für einen autonomen jüdischen Status in Palästina bestanden nicht, solange die Türkei über dieses Gebiet herrschte. Der später radikalste Zionistenführer und Gründer der Revisionistischen Partei, Jabotinsky, sprach davon, dass sogar bereits Erzieltes vernichtet zu werden drohte, falls der Erste Weltkrieg nicht mit einer türkischen Niederlage enden würde. Der Sultan tat ihm denn auch den Gefallen - er hatte sich mit der falschen Seite verbündet. Das Schicksal blieb dem Zionismus in der Folge wohlgesinnt: England sollte sich als diejenige Siegermacht erweisen, welche tatkräftige Unterstützung leisten würde; zudem traf sich gut, dass der künftig hervorragendste Exponent der zionistischen Bewegung seit Herzl und Anhänger par excellence der «britischen Linie» schon 1904 dorthin übersiedelte: Chaim Weizmann.

Chaim Weizmanns Engagement


Von Beruf Chemiker, der in Manchester eine Professur innehatte und im Munitionsministerium unter Lloyd George eine für die Kriegsindustrie wichtige Erfindung machte, die ihm hohes Ansehen eintrug, widmete sich Weizmann zudem unermüdlich den zionistischen Anliegen. Neben Lloyd George hatte er zu anderen führenden Staatsmännern persönliche Kontakte, darunter Balfour und Churchill. Bei allen diesen Politikern spielten echte Sympathien für das «Volk der Bibel» sowie dessen Leiden und Leistungen über die Jahrhunderte hinweg eine Rolle - darin sind sich Historiker einig -, auch wenn oft rein imperiale Interessen als wahre Triebfeder angenommen werden. Als Ende 1916 unerwartet ein Kabinettswechsel in London stattfand, indem der Liberale Asquith durch seinen Parteikollegen David Lloyd George als Premierminister abgelöst wurde, der seinerseits Arthur James Balfour zum Aussenminister ernannte, präsentierte sich zugleich die grosse Chance der zionistischen Geschichte. Die neue Regierung war nämlich geneigt, eine offizielle Erklärung zugunsten der jüdischen Ansprüche abzugeben, noch ehe britische Truppen in Palästina einmarschierten.

Nach längerem Feilschen über den genauen Wortlaut und den auch mit französischen Ansprüchen im Nahen Osten abzustimmenden Grenzverlauf einigte man sich auf die Form eines Schreibens des Aussenministers, gerichtet an Lord Lionel Rothschild, Präsident der zionistischen Föderation Grossbritanniens. Dieser Brief vom 2. November 1917 - dessen Zustandekommen in erster Linie Weizmanns Verdienst war - ist in die Geschichte als Balfour-Deklaration eingegangen. Die Kernaussagen sind nachstehend wiedergegeben: «His Majesty's Government view with favour the establishment in Palestine of a national home for the Jewish people, and will use their best endeavours to facilitate the achievement of this object, it being clearly understood that nothing shall be done which may prejudice the civil and religious rights of existing non-Jewish communities in Palestine, or the rights and political status enjoyed by Jews in any other country.»

Sinngemäss eine verstärkte jüdische Präsenz in Palästina klar in Aussicht stellend, lässt die recht vage Wortwahl dennoch keine restlos eindeutige Interpretation zu; nicht einmal alle zionistischen Strömungen waren sich hierüber einig. Selbstverständlich betrachteten die Juden die ersten zwei Teilsätze als ausschlaggebend, wogegen die Araber erbost waren, als grosse Mehrheit der Bevölkerung schlicht für «existing non-Jewish communities» erklärt zu werden. Am umstrittensten blieb die Definition des Begriffs «national home»: ein selbständiger jüdischer Staat, allenfalls ein binationales Gebilde, ein britisches Dominion oder lediglich eine Art kulturelles Zentrum für das Weltjudentum? Um nichts zu präjudizieren, vermieden es die zionistischen Führer noch während der kommenden 25 Jahre, sich auf die Endziele festzulegen, da zunächst die Mehrheit dank erhoffter massiver Einwanderung angestrebt war.

Völkerrechtlich sanktioniertes Gewicht erlangte die Balfour-Deklaration erst mit dem vom Völkerbund an Grossbritannien übertragenen Mandat über Palästina, dessen Statuten im September 1923 in Kraft traten. In deren Präambel ist die Balfour-Deklaration integral enthalten, und in Artikel 6 wird die Mandatsmacht unmissverständlich dazu aufgerufen, die jüdische Einwanderung und Besiedlung des Landes zu erleichtern.



Historische Verbundenheit mit Palästina


Im Gegensatz zu allen Eroberungszügen und Kolonisierungen durch europäische Mächte auf anderen Kontinenten war der jüdische Anspruch bezüglich Einwanderungs- und Besiedlungsrecht in Palästina durch den sehr wesentlichen Faktor einer besonderen historischen Verbundenheit zumindest moralisch begründet. In der Präambel zu den Mandatsbestimmungen ist denn auch festgehalten:

« . . . recognition has thereby been given to the historical connexion of the Jewish people with Palestine and to the grounds for reconstituting their national home in that country.»

Wie Herzl vermutet hatte, besass also eine politische Option zur Rückgewinnung der alten Heimat Realisierungschancen unter günstigen Konstellationen. Deren unabdingbare Voraussetzung war jedoch, dass seit der Zerstörung der jüdischen Unabhängigkeit durch die Römer keine ansässige Bevölkerungsgruppe je einen eigenen, souveränen Staat in Palästina errichten konnte und das Land somit fortwährend unter Fremdherrschaft stand. Diese Tatsache ermöglichte es, mit einem jeweiligen Herrscher unter Umgehung von Volksvertretern zu verhandeln. Balfour formulierte diesen Sachverhalt wie folgt : «For in Palestine we do not propose even to go through the form of consulting the wishes of the present inhabitants of the country . . . The four great powers are committed to Zionism and Zionism, be it right or wrong, good or bad, is rooted in age-long tradition, in present needs, in future hopes, of far profounder import than the desires and prejudices of the 700 000 Arabs who now inhabit their ancient land.» (1)




Widerstände gegen die Einwanderung


Die Gewährleistung des Rechts auf uneingeschränkte Einwanderung bildete das Herzstück des Zionismus und zugleich den Zankapfel, der in den Auseinandersetzungen im Dreiecksverhältnis Juden - Araber - Engländer die gesamte Mandatsperiode beherrschte. Für die Juden eine um so dringlichere Überlebensfrage, je näher die Shoah ihre Schatten vorauswarf, befürchteten die Araber, von den «Altneuländern» (2) allmählich in einen Minderheitsstatus gedrängt und von einer ihrem traditionellen Lebensstil diametral zuwiderlaufenden, europäisch orientierten sowie sozialistisch gefärbten Kultur dominiert zu werden. Den Engländern stellte sich das Problem, wie sie eingegangene Mandatsverpflichtungen mit der unversöhnlichen Haltung in der gesamten arabischen Welt hätten ausbalancieren können, was mit den heraufziehenden Wolken des Zweiten Weltkriegs um so schwieriger wurde. Unruhen grösseren Ausmasses gab es 1920/21, 1929 und mit Unterbrüchen namentlich 1936-39 (die «grosse Revolte»). Untersuchungskommissionen folgerten fast zwangsläufig aus der Kausalkette, dass die jüdische Einwanderung und Besiedlung einzuschränken sei, auch unter Vorwand der angeblich erreichten wirtschaftlichen Aufnahmekapazität Palästinas.

Von den diversen nach Palästina entsandten Kommissionen verdient die von Lord Peel geleitete die grösste Beachtung. Als sie gegen Ende 1936 ins Land kam, war die infolge der nationalsozialistischen Machtübernahme verstärkte Einwanderung in vollem Gange. Nach einer gewissenhaften Prüfung der Lage war im Bericht als historische Besonderheit erstmals von der empfohlenen Gründung eines jüdischen (wie eines arabischen) Staates in einem geteilten Palästina die Rede. Aus unterschiedlichen Erwägungen konnten sich dennoch beide Streitparteien auf einer nach London im Februar/März 1939 einberufenen Konferenz nicht einigen. Daraufhin veröffentlichte die Regierung Chamberlain am 17.Mai 1939 jenes Weissbuch, das als Wendepunkt den Beginn der Entwicklung markierte, welche Grossbritannien schliesslich zur Aufgabe des Mandats zwang. Es annullierte praktisch die Balfour-Deklaration kraft der beiden in ihm enthaltenen Bestimmungen, wonach die jüdische Einwanderung auf 75 000 in den kommenden fünf Jahren beschränkt und der Landerwerb auf einer Fläche von lediglich noch 6 Prozent des Mandatsterritoriums zugelassen würde.



Kriegsfreiwillige für die britische Armee



Ben Gurion als führende Persönlichkeit der jüdischen Bevölkerung in Palästina (Yishuv) war sich indessen nach dem nur wenige Monate später ausgebrochenen Zweiten Weltkrieg bewusst, dass alle Anstrengungen im Kampf gegen Deutschland absoluten Vorrang hätten. Die Beteiligung des Yishuv daran war denn auch eindrucksvoll, sowohl hinsichtlich der Zahl von Freiwilligen, die in der britischen Achten Armee dienten, wie der Produktionsleistungen im Auftrag der Streitkräfte. Allgemein fand in den Jahren 1938-42 eine recht enge militärische Kooperation mit den Engländern statt, und in diese Periode fiel auch die Gründung des Palmach (1941), des Elitekorps der Haganah. Nach dem Sieg von Alamein (November 1942) kühlte sich das britische Interesse jedoch merklich ab.

Ein besonderes Anliegen der Zionisten war die Bildung einer speziellen jüdischen Einheit im Rahmen der Achten Armee. Die mit jahrelanger Verzögerung schliesslich aufgestellte Jewish Brigade kam nur noch in der Endphase des Italien- Feldzugs zum Einsatz. Churchill stand dieser Idee sehr wohlwollend gegenüber; im Band «Triumph and Tragedy» von «The Second World War» äussert er sich mehrmals zum Thema und schreibt am 26. Juli 1944 u. a.:

«I will consult the King about this [proposal that the force should have its own flag. I cannot conceive why this martyred race, scattered about the world and suffering as no other race has done at this juncture, should be denied the satisfaction of having a flag.»



Die «Exodus»-Tragödie


Die britische Weissbuch-Politik wirkte sich erst nach Kriegsende in aller Schärfe aus. Tausende von Überlebenden der Shoah auf Schiffen wurden vor allem nach Zypern in Internierungslager deportiert, die Haganah unternahm alles Erdenkliche, um «illegale» Einwanderer unentdeckt an Land zu bringen, und zahlreiche Sabotageakte wurden verübt, um namentlich Installationen zu zerstören, die der Aufspürung von Flüchtlingsschiffen dienten. Die sehr gefühlskalte britische Politik erreichte ihren Höhepunkt mit der weltweit auf grosse Empörung gestossenen Rückschaffung von 4500 Flüchtlingen auf der «Exodus», am Schluss ausgerechnet nach Hamburg. Die Beziehungen des Yishuv zu Grossbritannien fielen in den drei Jahren bis zum Abzug der Engländer auf einen nie zuvor gekannten Tiefpunkt. Dem eingeschlagenen Kurs der nach Kriegsende ans Ruder gekommenen Labour-Regierung lag aus damaliger Sicht die Wahrung britischer Interessen im Nahen Osten zugrunde. Dieser Kurs widersprach indessen früheren Beteuerungen der gleichen Politiker, und er ist untrennbar mit dem Namen seines Exponenten, Aussenminister Bevin, verbunden. Als die Palästinafrage nach Ablehnung der Berichte von zwei anglo-amerikanischen Kommissionen unlösbar schien, überwies Bevin sie im Februar 1947 der Uno zwecks Entscheidung und kündigte damit das britische Mandat. Die Uno setzte ebenfalls eine Kommission ein, die als Folge des niederschmetternden Eindrucks nach Besuchen in den DP-Lagern (3) sowie angesichts der «Exodus»-Tragödie einen Mehrheitsbericht zur Teilung Palästinas einreichte; bei einem erforderlichen Minimum von zwei Dritteln wurde er von der Generalversammlung mit 33 zu 13 Stimmen bei 10 Enthaltungen in New York am 29. November 1947 angenommen. Weizmann deutete das Resultat nicht als Entscheidung zwischen Recht und Unrecht, sondern zwischen einer kleineren und einer grösseren Ungerechtigkeit.



Krieg und Staatsgründung


Im Anschluss an die Uno-Resolution begann der Unabhängigkeitskrieg Israels de facto, dessen erste Kampfphase sich für die Juden als die schwierigste und verlustreichste erwies. Dadurch wurden in den USA Befürchtungen geweckt, die Juden könnten nach dem für Mitte Mai 1948 vorgesehenen Abzug der Engländer dem Druck der zu erwartenden arabischen Invasionsarmeen nicht standhalten und deshalb amerikanische Militärhilfe fordern. Aus diesem Grunde agierte das State Department, im Widerspruch, zu Präsident Truman in Anbetracht der Erdölinteressen auf der Arabischen Halbinsel gegen eine Anerkennung des neu zu gründenden Staates. Die Juden waren durch diese politische Krise sehr beunruhigt, und nur eine Woche vor dem Stichtag versuchte der in Washington weilende israelische Aussenminister in spe, Moshe Shertok (später Sharett), den damaligen Staatssekretär George Marshall umzustimmen. Die rückblickend nahezu grotesk anmutende Episode wird von einem Biographen Marshalls wie folgt anschaulich geschildert:

«Here was the man Churchill had called the architect of victory delivering a lecture on military strategy to a stubborn civilian determined to go to war. ‹Believe me, I am talking about things that I know›, Marshall stressed. ‹You are sitting there in the coastal plains of Palestine. . . How can you hope to hold out?› Shertok could only shrug. There comes a time when a man must fight.» (4)

Unter Abwägung aller denkbaren Risiken entschloss sich die Führungsequipe um Ben Gurion mit knapper Mehrheit, den Kampf gegen die mit einer Invasion drohenden Nachbarstaaten dennoch aufzunehmen und die Gründung des Staates wie vorgesehen zu proklamieren. Weizmann hiess diese Entscheidung in einem Telefongespräch aus New York gut - da er sozusagen in letzter Minute die Zusicherung des standfesten Truman für die sofortige Anerkennung des neuen Staates erhalten hatte -, mit den Worten: «Proklamiert den Staat, was immer geschehe.» Am Morgen des 14. Mai 1948 wurde die britische Flagge vom Sitz des letzten High Commissioners in Jerusalem, Sir Alan Cunningham, heruntergeholt, und am Nachmittag des gleichen Tages verlas Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung in Tel Aviv.  



Würdigung der Mandatsperiode


Die markanteste Errungenschaft des Yishuv während der Mandatszeit dürfte die Transformation von einem eher loseb zusammengehaltenen Gebilde zu einem voll strukturierten Organismus von staatlicher Funktionstüchtigkeit gewesen sein, dank der weitreichenden und im grossen ganzen disziplinierten internen Autonomie. Bedingt durch die schlagartige Wende nach Aufkommen des Nationalsozialismus, wurden die raschesten Fortschritte in den dreissiger und vierziger Jahren erzielt. Die Einwanderungszahl erreichte Mitte der dreissiger Jahre ihren Höhepunkt; allein 1933-37 kamen mit 164000 Personen mehr Juden als in der ganzen Periode 1919-32, womit sich der Yishuv von 1932 bis 1939 praktisch verdoppelte und sein Anteil auf 30 Prozent der Gesamtbevölkerung stieg. Der besonders bittere Hintergrund dieser fünften Aliya5 kommt in einem damals gängigen Witz zum Ausdruck: Auf die Frage eines früher Eingewanderten: «Sind Sie auch aus Überzeugung gekommen?» antwortet der Neuling: «Nein, aus Deutschland.»

Mit Blick auf die Entstehung Israels präsentiert sich die britische Mandatszeit in der Retrospektive bedeutend günstiger als zur Zeit des Abzugs von John Bull aus Palästina. Der grossen Enttäuschung des Yishuv über das Weissbuch von 1939 und dem daraus folgenden politischen Zerwürfnis zwischen Juden und Engländern, insbesondere aber dem harten Vorgehen gegen «illegale» Einwanderer von Überlebenden der Shoah, ist entgegenzuhalten, dass es für diese rund dreissigjährige Vorbereitungsphase offenbar keine realistische Alternative gab, um das nötige Potential für die Unabhängigkeit zu schaffen. Bei allen Vorwürfen gegen den Mandatar ist es äusserst fraglich, ob irgend eine andere Macht unter ähnlichen externen Bedingungen sich der Verpflichtungen gegenüber dem Yishuv (und den Juden weltweit), wie sie in den Mandatsbestimmungen niedergeschrieben sind, besser entledigt hätte.

Allein die Zugehörigkeit zum Commonwealth, dem seinerzeit noch mächtigen Weltreich, brachte beträchtliche Vorteile, nicht zuletzt den von britischen Streitkräften gewährten Schutz während des Zweiten Weltkrieges. In der Gesamtbetrachtung darf daher immer noch die Äusserung Weizmanns von November 1936 vor der Peel-Kommission Geltung beanspruchen. Er sagte, dass England die einzige Nation der Welt sei, die den Juden die Möglichkeit geboten hat, sich dem Aufbauwerk zu widmen. Die Balfour-Deklaration erwies sich letztlich als ein sehr potentes und für die jüdischen Interessen unentbehrliches Instrument.

Quellen

(1) Documents on British Foreign Policy, series I, vol. IV, 1952; zitiert aus P. Mansfield: The Arabs, 1976.
(2) Anspielung auf Herzls utopischen Roman «Altneuland», 1902.
(3) DP = Displaced Persons; so wurden Überlebende der Konzentrationslager namentlich in der britischen und
amerikanischen Besetzungszone Deutschlands genannt.
(4) E. Cray: General of the Army George C. Marshall, 1990.
(5) Aliya bedeutet Aufstieg (das Gegenstück Yerida ist Abstieg); diese Begriffe des politischen Vokabulars sollen die
Tugend der Einwanderung nach Palästina (und Israel) bzw. Untugend der Auswanderung von dort hervorheben.


Neue Zürcher Zeitung AUSLAND Donnerstag, 30.04.1998
Von R. Glückmann
Der Autor ist wohnhaft in der Schweiz. Er lebte in den dreissiger und vierziger Jahren in der Region von Tel Aviv.


 
Egozentriker:

@ Hiob

 
22.01.02 20:02
Und was hat's ihm  eingebracht ? Schelte von allen Seiten !
Ist ja auch ne Frechheit, daß ein Deutscher Kritik an Israel übt.
Traurig aber wahr. Wir sind ein dank eingeredeter "Erbschuld" komplett manipuliertes Volk, kastriert und ohne Selbstbestimmung.
Diese Art von Reparationen werden wir wohl noch lange zu zahlen haben.
cap blaubär:

iss doch eh egal watt von Hier kommt

 
22.01.02 20:24
regt Euch also nicht über sowas auf,schnallen was da abgeht iss ein hartes Geschäft und auch ein Müllmann iss weit vom Durchblick entfernt,zudem Hilfe für Probleme aus der Ecke kommen müssten,von hier hat das kaum Zweck und Arafat zu sagen Er möge mit der Schizotaktik aufhören iss etwa so produktiv wie Sharon zu erzählen er sei nicht Harrison Ford(Übrigens gehts da in erster Linie um Wasser,nur soo als Tip,Palestinis sind da eh nur Bauern im Schachspiel,wenns um die gehen würde gäbs keinen Konflikt,sowohl Land wie auch Knete ist da wurd bisher halt nur fürs Zoffen eingesetzt)
blaubärgrüsse  
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