Allgemeine Beurteilung
Der gestrige Handelstag wirbelte die Marktteilnehmer einmal mehr durcheinander, möglicherweise jedoch abermals, ohne eine klare Tendenz für die nächsten Tage vorzugeben. Mit neuen Mehrjahrestiefs im holländischen AEX, im DAX und im EUROSTOXX 50, sowie einem Bruch der unteren Begrenzung der bisher gültigen Konsolidierungszone im französischen CAC 40, wurden in diesen Indizes zwar neue charttechnische Fakten geschaffen, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen werden, ob sich hieraus nun jedoch neue, anhaltende Abwärtsimpulse ausbilden werden, muß sich erst noch zeigen. Von Seiten der Leitindizes in den USA wird weiterhin Stabilität und relative Stärke signalisiert, was den dynamikarmen Märkten in Europa einmal mehr unter die Arme greifen sollte und eine nachhaltige, handelbare Trendentfaltung erschwert.
Renten und Öl erreichten im jüngsten Handelsverlauf wieder Höchstkurse.
Bewerten wir diese Entwicklung allgemein, müssen wir zunächst folgende Aspekte hervorheben:
(1) mit dem gestrigen Kursrutsch in Europa, beendeten DAX, EUROSTOXX 50 und CAC 40 ihre bisher gültigen Stabilisierungsszenarien; der holländische AEX hatte seine Konsolidierungszone ja bereits am Montag nach unten hin verlassen und bestätigte per gestern diese Entwicklung; die jüngst ausgebildeten Konsolidierungszonen sind im Sinne ihrer Definition hinfällig, ein Sachverhalt, der uns zum Umdenken zwingt;
(2) die übrigen von uns beobachteten Europa-Indizes (FTSE 100, MIB 30, IBEX 35) verblieben per gestern trotz Kursschwäche noch innerhalb ihrer Stabilisierungszonen im weiteren Sinne, gelten damit im charttechnischen Sinne weiterhin als neutral;
(3) aus markttechnischer Sicht liegen uns in allen beobachteten Aktienindizes sogenannte short set-up´s vor, mit Ausnahme des italienischen MIB 30 und des japanischen Nikkei 225 (neutrales set-up); die mittelfristige Bewegungsdynamik, bezogen auf die intakten sekundären Abwärtstrends, ist dagegen noch immer auf dem Rückzug, auch wenn die letzten zwei schwachen Tage zu einer deutlichen Verlangsamung des Momentums in der Dynamikabschwächung führten;
(4) in den US-Indizes liegen uns per gestern beeindruckende Impulswechsel vor; Dow Jones und NASDAQ 100 bildeten klassische Hammer-Formationen aus, im S&P 500 Index und im NASDAQ Comp. entsprechen die Proportionen nicht den Idealmaßen, die Aussagekraft dieser Kursmuster ist aber aus statistischer Sicht ähnlich, wie bei den Musterformationen;
(5) die Renten zogen gestern naturgemäß wieder an; der EURO / BUND setzte seinen Aufwärtstrend fort und markierte ein neues Bewegungshoch (117), dennoch, der Sachverhalt der sich ausprägenden negativen Divergenzen zwischen Kursverlauf und Kraftentwicklung sind weiterhin augenfällig;
(6) charttechnisch auffallend ist noch die Entwicklung des Ölpreises; im heutigen Handelsverlauf erreichte er in der bisherigen Spitze die obere Begrenzung seiner definierten Konsolidierungszone im weiteren Sinne bei 34.36, welche er bereits am 17. Januar markierte; allerdings wird uns auch hier über die Oszillatoren eine deutliche negative Divergenz zwischen Kursverlauf und Signallinie der Indikatoren ausgewiesen, was auf nachlassende Kraftausprägung des Kursverlaufes hinweist;
Die sich erste stellende Frage nach der gestrigen Entwicklung lautet nun: hat sich mit den gestrigen Kursrückgängen und der Tatsache, daß sich das bisher bevorzugte Stabilisierungsszenario für einige wichtige Indizes zerschlagen hat, nun dazu geführt, daß wir mit weit tieferen Kursen in den Aktienmärkten rechnen müssen?
Grundsätzlich gehen wir davon aus, daß mit dem gestrigen Rutsch unter die bisher gültigen Jahrestiefs in DAX, EUROSTOXX 50 und AEX neue Fakten geschaffen wurden. Von dieser Seite her müssen wir unterstellen, daß die übergeordneten Abwärtstrends wieder aktiv und die Konsolidierungen / Stabilisierungen in ihren bisherigen Definitionen hinfällig sind. Unterstrichen wird diese Aussage, wenn man sich die Kursverläufe der indexbeeinflussenden Einzelaktien ansieht, welche ebenfalls wenig Begeisterung aufkommen lassen. Deutlich wird die derzeit extrem kritische Lage, wenn man berücksichtigen muß, daß per Schlußkurs gestern mittlerweile alle Branchenindizes des EUROSTOXX 50, des STOXX 50, sowie des DAX 100 short set-up´s aufweisen. Sehen wir uns die markttechnisch definierten Richtungsfilter in den Einzelaktien an, so weisen im EUROSTOXX 50 von fünfzig Einzelaktien noch elf eine neutrale Ausrichtung im Sinne der zugrundeliegenden Kombination von Trendfolgern auf. Die übrigen neununddreißig sind im markttechnischen Sinne innerhalb intakter Abwärtstrends. Im DAX sieht es ähnlich kritisch aus, hier sind von dreißig Aktien nur noch zwei als neutral im markttechnischen Sinne (basierend auf unserer Definition der Richtungsfilter) anzusehen, achtundzwanzig Einzelaktien befinden sich innerhalb intakter, markttechnisch definierter Abwärtstrends.
Unter diesem Blickwinkel sieht es wohl jetzt eher schlecht aus. Hinzu kommt, daß es mit Unterstützungen sowohl in Einzelaktien, als auch in Indizes derzeit nicht gerade berauschend aussieht. Wir wiesen bereits mehrfach darauf hin, daß es unter den Vorjahrestiefs bzw. unterhalb der unteren Begrenzungen der bisher gültigen jungen Konsolidierungszonen eher dünn wird mit sinnvoll herleitbaren Unterstützungen. Da immer wieder Fragen dazu aufkamen, wollen wir an dieser Stelle kurz diese Aussage begründen:
Potentiell zuverlässige Unterstützungen (wie auch Widerstände) sind in der Regel auf Positionsschieflagen basierend. Das heißt, in fallenden Märkten werden Verkäufe getätigt, die plötzlich nicht mehr profitabel geschlossen werden können, weil ein Impulswechsel eintritt. Mit steigendem Markt steigt der Verlust der „letzten“ Shorts, so daß die Bereitschaft wächst, diese Shorts auch ohne Gewinn am Einstand wieder zu schließen (lokaler Nachfrageüberhang). Kommt der Markt wieder zurück, haben diese Schieflagen in der Regel Auswirkungen auf den Kursverlauf. Nun bleiben diese Schieflagen nicht immer im Markt, schon gar nicht über Jahre bzw. nach heftigen Gegenbewegungen. Über das Erreichen von Stop Kursen bzw. dem Nachspringen, werden diese meist wieder mit Verlust geschlossen, was die Nachfrageüberhänge jedoch wegschmelzen läßt. Damit sind diese nicht mehr existent und die potentiellen Unterstützungen verlieren an Bedeutung. Es gibt eine Faustregel, die besagt: Unterstützungen (Widerstände) in Märkten, die in der Regel institutionell dominiert sind, verlieren nach gut drei Monaten ihre analytische Bedeutung).
Im DAX befinden wir uns mittlerweile auf Kursniveaus, welche wir 1996 das letzte mal sahen. Es ist wohl kaum davon auszugehen, daß wir hier noch auf „zuverlässige“ Nachfrageüberhänge treffen, von denen wir annehmen können, daß sie möglicherweise den Abwärtsschub des Kurses auffangen werden. Trotzdem wird ein Kurs dann nicht ins bodenlose fallen, da neues Geld neue Unterstützungen bilden wird – es ist nur nicht seriös herleitbar, wo dieses Geld in den Markt kommt. Somit leiten wir hier keine Unterstützungen mehr her.
Das bedeutet: auch von dieser Seite besteht nun gesteigertes Risiko auf weit tiefere Kurse.
Dagegen spricht derzeit die Tatsache der noch immer fehlenden Bewegungsdynamik. Damit bleiben alle Bewegungsimpulse weitestgehend unzuverlässig, da sie in sich instabil sind. Um hier auf eine etwas sichere Nummer zu gehen, warten wir hier nun die Bestätigungen des gestrigen Kursrutsches ab. Für heute rechnen wir mit allgemeinen Kurserholungen. Prallen wir an den aktuell gültigen Widerständen ab und schließen unterhalb dieser, steigt das reale Risiko tieferer Kurse.
DAX
Allgemeine Beurteilung
Wollen wir unsere Erwartungshaltungen nun etwas konkretisieren. Der DAX durchbrach im gestrigen Tagesverlauf die „letzte“ Barriere um 2528 / 2519 und beendete damit definitionsgemäß die jüngste Stabilisierung innerhalb des gültigen, übergeordneten sekundären Abwärtstrends. Erwartungsgemäß kam es nach diesem Bruch zu einem schlagartigen Anstieg der Schwungkraft und drückte den Index in kurzer Zeit auf sein Tagestief bei 2448 Indexpunkten. Erholungen hielten sich Grenzen und wurden durch neue Abgaben immer wieder beendet.
Charttechnisch gesehen, ist der DAX damit nach unten hin frei, er weist ein markttechnisch definiertes short set-up auf und schloß unterhalb der 2519, was die Bedingung für einen nachhaltigen Bruch der Unterstützung erfüllt.
Im Bezug auf die Bewegungsdynamik (die wichtigste Komponente zur Bewertung der Stabilität und Zuverlässigkeit eines Bewegungsimpulses aus unserer Sicht) unterstellen wir, daß diese jedoch noch immer nachlassenden Charakter trägt, was das Risiko erhöht, daß der gestrige Ausbruch nicht oder nicht gleich zu einem handelbaren Abwärtstrend führt. Nun beurteilen wir die Bewegungsdynamik in der Regel über technische Indikatoren, bevorzugt über den gängigen ADX. Das Hauptproblem hier ist die Tatsache, daß dieser in seiner Standardeinstellung sehr träge ist und uns nicht die aktuelle, tatsächliche Bewegungsdynamik anzeigt. Um hier eine bessere Indikation zu erhalten, orientieren wir uns jetzt wie folgt:
(1) wir unterstellen, daß sich der DAX heute in der Eröffnung erholt;
(2) erste „Zielhürde“ sollte die aktuell gültige, charttechnisch herleitbare Widerstandsmarke um 2519 / 2528 sein;
(3) weiterhin legen wir die rechnerischen Korrekturpotentiale auf den jüngsten Abwärtsimpuls an; hier orientieren wir uns am Tageshoch vom 18. Februar bei 2750 und am gestrigen Tagestief bei 2448; daraus ergeben sich nun folgende Niveaus: 2548 / 2563 (Minimumkorrektur), 2599 (Normalkorrektur) und 2634 / 2649 (Maximumkorrektur);
(4) erholt sich der DAX nur bis zum Widerstand bzw. schöpft höchstens das errechnete minimale Korrekturpotential (2548 / 2563) aus, unterstellen wir eine etwa 65 prozentige Wahrscheinlichkeit (Ergebnis basiert auf statistischen Tests mit Kursverläufen des DAX der letzten acht Jahre), daß der DAX weiter fällt und die 2448 unterschreitet;
(5) erholt sich der DAX weiter und schöpft das normale Korrekturpotential aus (2599), sinkt die Wahrscheinlichkeit auf eine unmittelbare Fortsetzung des Abwärtstrends auf knapp 50 Prozent; bei einer Reaktion bis 2634 / 2649 läge die statistische Wahrscheinlichkeit auf einen weiteren Abschwung nach Abschluß der Korrektur nur noch bei etwa 37 Prozent, somit im Bereich des Zufalls;
In der Konsequenz bedeutet dies: per gestern wurde die Tür aufgestoßen, neue Tiefstkurse zu sehen, per heute muß sich zeigen, ob die Dynamik tatsächlich ausreicht, jetzt dieses Potential auf der Unterseite auch tatsächlich ausschöpfen zu können.
Praktische Konsequenz
(1) der gestrige Handelsverlauf ließ nur Trading-Positionierungen auf Basis von intraday Strategien zu; schlußkursorientierte Positionierungen konnten nicht aufgebaut werden, da die Punkte 2 und 3 der gestrigen Ausführungen zum DAX nicht zum tragen kamen; damit sind wir auf der Grundlage der schlußkursbezogenen Strategie noch immer neutral;
(2) für heute rechnen wir, wie oben beschrieben, mit einer technisch getragenen Reaktion nach dem gestrigen Bruch der letzten Auffanglinie; in Abhängigkeit des Ausmaßes der Reaktion, werden wir überlegen, schlußkursbezogene Positionierungen aufzubauen;
(3) da aus technischen Gründen der nächste Tageskommentar erst am Montag, den 03. März bereitgestellt werden kann, wollen wir an dieser Stelle darauf hinweisen, daß der Aufbau von Short-Positionen sinnvoll wird, wenn ein Ende der Reaktion tatsächlich im Bereich um 2519 / 2528 bzw. um 2548 / 2563 abzusehen ist; auf Grund der hohen Volatilität und der Tatsache, daß sich immer wieder deutliche Kurslücken zur Handelseröffnung ausbilden, ist es mitunter sinnvoll, sich auch intraday an den Kursverläufen zu orientieren, um Indikationen für Positionierungen zu erhalten; nur Schlußkurs orientiert zu arbeiten bewirkt in Phasen wie diesen, mitunter kaum Einstiegssignale zu erhalten;
(4) übersteigt der DAX die 2563 (Ende der Minimumkorrektur), sollten Sie mit dem Aufbau von Shorts schon weit weniger aggressiv vorgehen, da die Wahrscheinlichkeit auf eine Fortsetzung des Abwärtstrends dann deutlich sinkt;
(5) bildet sich heute im Zuge der Erholung ein positiver inside bar aus, ist sogar mit einem kurz anhaltenden Aufwärtsimpuls zu rechnen (Trefferquote für die profitable Umsetzung des Trades im FDAX bei etwa 71 Prozent) Regelwerk: nach Ausbildung des inside bars, Kauf am Folgetag zur Eröffnung, Stop 1.3 Prozent unter Einstand, Auflösen der Position nach fünf Handelstagen in der Eröffnung;
(6) erholt sich heut der Markt deutlich, ohne intraday größere Reaktionen auszubilden, ist es sinnvoll, dieser Erholung zumindest intraday auf der Long-Seite zu folgen, die potentiellen Tageskursziele setzen wir gleich mit dem Widerstand um 2519 / 2528, darüber (in Ermangelung von tatsächlichen Widerständen) mit den Korrekturpotentialen (siehe oben); bei Erreichen der Kursziele sollten die Stop-Kurse jeweils angepaßt werden, Gewinnmitnahmen sollte man nicht automatisch einplanen; in der Praxis gibt es den Begriff der sogenannten „Sprungfeder“, daß heißt, Kurse brechen nach allen Regeln der Theorie aus Konsolidierungsbereichen aus (wie gestern im DAX), die Reaktion wächst sich dann aber zu einem deutlichen Gegenimpuls aus; beachten Sie bitte, der Markt ist immer noch überaus dünn, was institutionelle Aktivitäten betrifft; es sind in erster Linie kurzfristig orientierte Marktteilnehmer unterwegs, somit ist hier alles möglich;
EUROSTOXX 50
Allgemeine Beurteilung
Der EUROSTOXX 50 markierte im gestrigen Tagesverlauf mit 2071 ein neues Mehrjahrestief und rutschte damit auch aus seiner bisher gültigen Konsolidierungszone nach unten hin heraus. Im Gegensatz zum DAX, war der Bruch der unteren Begrenzung jedoch nicht so überaus deutlich wie im deutschen Markt. Auch hier rechnen wir für heute mit einer Erholung.
Die charttechnischen Eckpunkte bleiben vorerst: 2086 / 2100, die nächst höheren Hürden sind aus charttechnischer Sicht die 2220 (untergeordneter, eingebetteter Widerstand), dann die 2586 / 2591 (obere Begrenzung der Konsolidierungszone). Da wir auch im EUROSTOXX 50 unterstellen, daß die Möglichkeit weit tieferer Kurse deutlich gestiegen ist (mit der selben chart- und markttechnischen Begründung wie im DAX), definieren wir Reaktionspotentiale um Indikationen für Kursziele, aber auch für Wahrscheinlichkeiten zu erhalten, wohin die Reise im Anschluß an eine Reaktion gehen kann: die Korrekturpotentiale lauten nun wie folgt: 2144 / 2155 (Minimumkorrektur), 2181 (Normalkorrektur) und 2206 / 2217 (Maximumkorrektur).
Die praktischen Konsequenzen, welche sich hieraus ergeben, sind identisch von der Herangehensweise wie im DAX beschrieben.
Der gestrige Handelstag wirbelte die Marktteilnehmer einmal mehr durcheinander, möglicherweise jedoch abermals, ohne eine klare Tendenz für die nächsten Tage vorzugeben. Mit neuen Mehrjahrestiefs im holländischen AEX, im DAX und im EUROSTOXX 50, sowie einem Bruch der unteren Begrenzung der bisher gültigen Konsolidierungszone im französischen CAC 40, wurden in diesen Indizes zwar neue charttechnische Fakten geschaffen, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen werden, ob sich hieraus nun jedoch neue, anhaltende Abwärtsimpulse ausbilden werden, muß sich erst noch zeigen. Von Seiten der Leitindizes in den USA wird weiterhin Stabilität und relative Stärke signalisiert, was den dynamikarmen Märkten in Europa einmal mehr unter die Arme greifen sollte und eine nachhaltige, handelbare Trendentfaltung erschwert.
Renten und Öl erreichten im jüngsten Handelsverlauf wieder Höchstkurse.
Bewerten wir diese Entwicklung allgemein, müssen wir zunächst folgende Aspekte hervorheben:
(1) mit dem gestrigen Kursrutsch in Europa, beendeten DAX, EUROSTOXX 50 und CAC 40 ihre bisher gültigen Stabilisierungsszenarien; der holländische AEX hatte seine Konsolidierungszone ja bereits am Montag nach unten hin verlassen und bestätigte per gestern diese Entwicklung; die jüngst ausgebildeten Konsolidierungszonen sind im Sinne ihrer Definition hinfällig, ein Sachverhalt, der uns zum Umdenken zwingt;
(2) die übrigen von uns beobachteten Europa-Indizes (FTSE 100, MIB 30, IBEX 35) verblieben per gestern trotz Kursschwäche noch innerhalb ihrer Stabilisierungszonen im weiteren Sinne, gelten damit im charttechnischen Sinne weiterhin als neutral;
(3) aus markttechnischer Sicht liegen uns in allen beobachteten Aktienindizes sogenannte short set-up´s vor, mit Ausnahme des italienischen MIB 30 und des japanischen Nikkei 225 (neutrales set-up); die mittelfristige Bewegungsdynamik, bezogen auf die intakten sekundären Abwärtstrends, ist dagegen noch immer auf dem Rückzug, auch wenn die letzten zwei schwachen Tage zu einer deutlichen Verlangsamung des Momentums in der Dynamikabschwächung führten;
(4) in den US-Indizes liegen uns per gestern beeindruckende Impulswechsel vor; Dow Jones und NASDAQ 100 bildeten klassische Hammer-Formationen aus, im S&P 500 Index und im NASDAQ Comp. entsprechen die Proportionen nicht den Idealmaßen, die Aussagekraft dieser Kursmuster ist aber aus statistischer Sicht ähnlich, wie bei den Musterformationen;
(5) die Renten zogen gestern naturgemäß wieder an; der EURO / BUND setzte seinen Aufwärtstrend fort und markierte ein neues Bewegungshoch (117), dennoch, der Sachverhalt der sich ausprägenden negativen Divergenzen zwischen Kursverlauf und Kraftentwicklung sind weiterhin augenfällig;
(6) charttechnisch auffallend ist noch die Entwicklung des Ölpreises; im heutigen Handelsverlauf erreichte er in der bisherigen Spitze die obere Begrenzung seiner definierten Konsolidierungszone im weiteren Sinne bei 34.36, welche er bereits am 17. Januar markierte; allerdings wird uns auch hier über die Oszillatoren eine deutliche negative Divergenz zwischen Kursverlauf und Signallinie der Indikatoren ausgewiesen, was auf nachlassende Kraftausprägung des Kursverlaufes hinweist;
Die sich erste stellende Frage nach der gestrigen Entwicklung lautet nun: hat sich mit den gestrigen Kursrückgängen und der Tatsache, daß sich das bisher bevorzugte Stabilisierungsszenario für einige wichtige Indizes zerschlagen hat, nun dazu geführt, daß wir mit weit tieferen Kursen in den Aktienmärkten rechnen müssen?
Grundsätzlich gehen wir davon aus, daß mit dem gestrigen Rutsch unter die bisher gültigen Jahrestiefs in DAX, EUROSTOXX 50 und AEX neue Fakten geschaffen wurden. Von dieser Seite her müssen wir unterstellen, daß die übergeordneten Abwärtstrends wieder aktiv und die Konsolidierungen / Stabilisierungen in ihren bisherigen Definitionen hinfällig sind. Unterstrichen wird diese Aussage, wenn man sich die Kursverläufe der indexbeeinflussenden Einzelaktien ansieht, welche ebenfalls wenig Begeisterung aufkommen lassen. Deutlich wird die derzeit extrem kritische Lage, wenn man berücksichtigen muß, daß per Schlußkurs gestern mittlerweile alle Branchenindizes des EUROSTOXX 50, des STOXX 50, sowie des DAX 100 short set-up´s aufweisen. Sehen wir uns die markttechnisch definierten Richtungsfilter in den Einzelaktien an, so weisen im EUROSTOXX 50 von fünfzig Einzelaktien noch elf eine neutrale Ausrichtung im Sinne der zugrundeliegenden Kombination von Trendfolgern auf. Die übrigen neununddreißig sind im markttechnischen Sinne innerhalb intakter Abwärtstrends. Im DAX sieht es ähnlich kritisch aus, hier sind von dreißig Aktien nur noch zwei als neutral im markttechnischen Sinne (basierend auf unserer Definition der Richtungsfilter) anzusehen, achtundzwanzig Einzelaktien befinden sich innerhalb intakter, markttechnisch definierter Abwärtstrends.
Unter diesem Blickwinkel sieht es wohl jetzt eher schlecht aus. Hinzu kommt, daß es mit Unterstützungen sowohl in Einzelaktien, als auch in Indizes derzeit nicht gerade berauschend aussieht. Wir wiesen bereits mehrfach darauf hin, daß es unter den Vorjahrestiefs bzw. unterhalb der unteren Begrenzungen der bisher gültigen jungen Konsolidierungszonen eher dünn wird mit sinnvoll herleitbaren Unterstützungen. Da immer wieder Fragen dazu aufkamen, wollen wir an dieser Stelle kurz diese Aussage begründen:
Potentiell zuverlässige Unterstützungen (wie auch Widerstände) sind in der Regel auf Positionsschieflagen basierend. Das heißt, in fallenden Märkten werden Verkäufe getätigt, die plötzlich nicht mehr profitabel geschlossen werden können, weil ein Impulswechsel eintritt. Mit steigendem Markt steigt der Verlust der „letzten“ Shorts, so daß die Bereitschaft wächst, diese Shorts auch ohne Gewinn am Einstand wieder zu schließen (lokaler Nachfrageüberhang). Kommt der Markt wieder zurück, haben diese Schieflagen in der Regel Auswirkungen auf den Kursverlauf. Nun bleiben diese Schieflagen nicht immer im Markt, schon gar nicht über Jahre bzw. nach heftigen Gegenbewegungen. Über das Erreichen von Stop Kursen bzw. dem Nachspringen, werden diese meist wieder mit Verlust geschlossen, was die Nachfrageüberhänge jedoch wegschmelzen läßt. Damit sind diese nicht mehr existent und die potentiellen Unterstützungen verlieren an Bedeutung. Es gibt eine Faustregel, die besagt: Unterstützungen (Widerstände) in Märkten, die in der Regel institutionell dominiert sind, verlieren nach gut drei Monaten ihre analytische Bedeutung).
Im DAX befinden wir uns mittlerweile auf Kursniveaus, welche wir 1996 das letzte mal sahen. Es ist wohl kaum davon auszugehen, daß wir hier noch auf „zuverlässige“ Nachfrageüberhänge treffen, von denen wir annehmen können, daß sie möglicherweise den Abwärtsschub des Kurses auffangen werden. Trotzdem wird ein Kurs dann nicht ins bodenlose fallen, da neues Geld neue Unterstützungen bilden wird – es ist nur nicht seriös herleitbar, wo dieses Geld in den Markt kommt. Somit leiten wir hier keine Unterstützungen mehr her.
Das bedeutet: auch von dieser Seite besteht nun gesteigertes Risiko auf weit tiefere Kurse.
Dagegen spricht derzeit die Tatsache der noch immer fehlenden Bewegungsdynamik. Damit bleiben alle Bewegungsimpulse weitestgehend unzuverlässig, da sie in sich instabil sind. Um hier auf eine etwas sichere Nummer zu gehen, warten wir hier nun die Bestätigungen des gestrigen Kursrutsches ab. Für heute rechnen wir mit allgemeinen Kurserholungen. Prallen wir an den aktuell gültigen Widerständen ab und schließen unterhalb dieser, steigt das reale Risiko tieferer Kurse.
DAX
Allgemeine Beurteilung
Wollen wir unsere Erwartungshaltungen nun etwas konkretisieren. Der DAX durchbrach im gestrigen Tagesverlauf die „letzte“ Barriere um 2528 / 2519 und beendete damit definitionsgemäß die jüngste Stabilisierung innerhalb des gültigen, übergeordneten sekundären Abwärtstrends. Erwartungsgemäß kam es nach diesem Bruch zu einem schlagartigen Anstieg der Schwungkraft und drückte den Index in kurzer Zeit auf sein Tagestief bei 2448 Indexpunkten. Erholungen hielten sich Grenzen und wurden durch neue Abgaben immer wieder beendet.
Charttechnisch gesehen, ist der DAX damit nach unten hin frei, er weist ein markttechnisch definiertes short set-up auf und schloß unterhalb der 2519, was die Bedingung für einen nachhaltigen Bruch der Unterstützung erfüllt.
Im Bezug auf die Bewegungsdynamik (die wichtigste Komponente zur Bewertung der Stabilität und Zuverlässigkeit eines Bewegungsimpulses aus unserer Sicht) unterstellen wir, daß diese jedoch noch immer nachlassenden Charakter trägt, was das Risiko erhöht, daß der gestrige Ausbruch nicht oder nicht gleich zu einem handelbaren Abwärtstrend führt. Nun beurteilen wir die Bewegungsdynamik in der Regel über technische Indikatoren, bevorzugt über den gängigen ADX. Das Hauptproblem hier ist die Tatsache, daß dieser in seiner Standardeinstellung sehr träge ist und uns nicht die aktuelle, tatsächliche Bewegungsdynamik anzeigt. Um hier eine bessere Indikation zu erhalten, orientieren wir uns jetzt wie folgt:
(1) wir unterstellen, daß sich der DAX heute in der Eröffnung erholt;
(2) erste „Zielhürde“ sollte die aktuell gültige, charttechnisch herleitbare Widerstandsmarke um 2519 / 2528 sein;
(3) weiterhin legen wir die rechnerischen Korrekturpotentiale auf den jüngsten Abwärtsimpuls an; hier orientieren wir uns am Tageshoch vom 18. Februar bei 2750 und am gestrigen Tagestief bei 2448; daraus ergeben sich nun folgende Niveaus: 2548 / 2563 (Minimumkorrektur), 2599 (Normalkorrektur) und 2634 / 2649 (Maximumkorrektur);
(4) erholt sich der DAX nur bis zum Widerstand bzw. schöpft höchstens das errechnete minimale Korrekturpotential (2548 / 2563) aus, unterstellen wir eine etwa 65 prozentige Wahrscheinlichkeit (Ergebnis basiert auf statistischen Tests mit Kursverläufen des DAX der letzten acht Jahre), daß der DAX weiter fällt und die 2448 unterschreitet;
(5) erholt sich der DAX weiter und schöpft das normale Korrekturpotential aus (2599), sinkt die Wahrscheinlichkeit auf eine unmittelbare Fortsetzung des Abwärtstrends auf knapp 50 Prozent; bei einer Reaktion bis 2634 / 2649 läge die statistische Wahrscheinlichkeit auf einen weiteren Abschwung nach Abschluß der Korrektur nur noch bei etwa 37 Prozent, somit im Bereich des Zufalls;
In der Konsequenz bedeutet dies: per gestern wurde die Tür aufgestoßen, neue Tiefstkurse zu sehen, per heute muß sich zeigen, ob die Dynamik tatsächlich ausreicht, jetzt dieses Potential auf der Unterseite auch tatsächlich ausschöpfen zu können.
Praktische Konsequenz
(1) der gestrige Handelsverlauf ließ nur Trading-Positionierungen auf Basis von intraday Strategien zu; schlußkursorientierte Positionierungen konnten nicht aufgebaut werden, da die Punkte 2 und 3 der gestrigen Ausführungen zum DAX nicht zum tragen kamen; damit sind wir auf der Grundlage der schlußkursbezogenen Strategie noch immer neutral;
(2) für heute rechnen wir, wie oben beschrieben, mit einer technisch getragenen Reaktion nach dem gestrigen Bruch der letzten Auffanglinie; in Abhängigkeit des Ausmaßes der Reaktion, werden wir überlegen, schlußkursbezogene Positionierungen aufzubauen;
(3) da aus technischen Gründen der nächste Tageskommentar erst am Montag, den 03. März bereitgestellt werden kann, wollen wir an dieser Stelle darauf hinweisen, daß der Aufbau von Short-Positionen sinnvoll wird, wenn ein Ende der Reaktion tatsächlich im Bereich um 2519 / 2528 bzw. um 2548 / 2563 abzusehen ist; auf Grund der hohen Volatilität und der Tatsache, daß sich immer wieder deutliche Kurslücken zur Handelseröffnung ausbilden, ist es mitunter sinnvoll, sich auch intraday an den Kursverläufen zu orientieren, um Indikationen für Positionierungen zu erhalten; nur Schlußkurs orientiert zu arbeiten bewirkt in Phasen wie diesen, mitunter kaum Einstiegssignale zu erhalten;
(4) übersteigt der DAX die 2563 (Ende der Minimumkorrektur), sollten Sie mit dem Aufbau von Shorts schon weit weniger aggressiv vorgehen, da die Wahrscheinlichkeit auf eine Fortsetzung des Abwärtstrends dann deutlich sinkt;
(5) bildet sich heute im Zuge der Erholung ein positiver inside bar aus, ist sogar mit einem kurz anhaltenden Aufwärtsimpuls zu rechnen (Trefferquote für die profitable Umsetzung des Trades im FDAX bei etwa 71 Prozent) Regelwerk: nach Ausbildung des inside bars, Kauf am Folgetag zur Eröffnung, Stop 1.3 Prozent unter Einstand, Auflösen der Position nach fünf Handelstagen in der Eröffnung;
(6) erholt sich heut der Markt deutlich, ohne intraday größere Reaktionen auszubilden, ist es sinnvoll, dieser Erholung zumindest intraday auf der Long-Seite zu folgen, die potentiellen Tageskursziele setzen wir gleich mit dem Widerstand um 2519 / 2528, darüber (in Ermangelung von tatsächlichen Widerständen) mit den Korrekturpotentialen (siehe oben); bei Erreichen der Kursziele sollten die Stop-Kurse jeweils angepaßt werden, Gewinnmitnahmen sollte man nicht automatisch einplanen; in der Praxis gibt es den Begriff der sogenannten „Sprungfeder“, daß heißt, Kurse brechen nach allen Regeln der Theorie aus Konsolidierungsbereichen aus (wie gestern im DAX), die Reaktion wächst sich dann aber zu einem deutlichen Gegenimpuls aus; beachten Sie bitte, der Markt ist immer noch überaus dünn, was institutionelle Aktivitäten betrifft; es sind in erster Linie kurzfristig orientierte Marktteilnehmer unterwegs, somit ist hier alles möglich;
EUROSTOXX 50
Allgemeine Beurteilung
Der EUROSTOXX 50 markierte im gestrigen Tagesverlauf mit 2071 ein neues Mehrjahrestief und rutschte damit auch aus seiner bisher gültigen Konsolidierungszone nach unten hin heraus. Im Gegensatz zum DAX, war der Bruch der unteren Begrenzung jedoch nicht so überaus deutlich wie im deutschen Markt. Auch hier rechnen wir für heute mit einer Erholung.
Die charttechnischen Eckpunkte bleiben vorerst: 2086 / 2100, die nächst höheren Hürden sind aus charttechnischer Sicht die 2220 (untergeordneter, eingebetteter Widerstand), dann die 2586 / 2591 (obere Begrenzung der Konsolidierungszone). Da wir auch im EUROSTOXX 50 unterstellen, daß die Möglichkeit weit tieferer Kurse deutlich gestiegen ist (mit der selben chart- und markttechnischen Begründung wie im DAX), definieren wir Reaktionspotentiale um Indikationen für Kursziele, aber auch für Wahrscheinlichkeiten zu erhalten, wohin die Reise im Anschluß an eine Reaktion gehen kann: die Korrekturpotentiale lauten nun wie folgt: 2144 / 2155 (Minimumkorrektur), 2181 (Normalkorrektur) und 2206 / 2217 (Maximumkorrektur).
Die praktischen Konsequenzen, welche sich hieraus ergeben, sind identisch von der Herangehensweise wie im DAX beschrieben.