Tappen im tiefen Tagesnebel

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Camenber:

Tappen im tiefen Tagesnebel

 
28.06.06 06:57

Tappen im tiefen Tagesnebel

von Jochen Steffens

Bis Donnerstag bleibt alles etwas seltsam. Ich schaue mir Charts an, die eigentlich alle das gleiche sagen: Entweder rutscht es noch etwas tiefer, oder es steigt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit für beide Szenarien liegt nach meiner charttechnischen Betrachtung bei ca. 50 %. Das ist Roulette.

Bei den Rohstoffen ist es das selbe, selbst bei den Emerging Markets sehe ich ähnliche Entwicklungen. Es ist nur logisch, wenn die USA eine kleinen Schnupfen kriegt, wird die Welt mithusten, inklusive der Rohstoffe, auch wenn ich hierzu immer wieder Mails erhalte, die mich „dezent“ darauf hinweisen wollen, dass meine Sicht bezüglich Rohstoffen, besonders Gold, völlig falsch sei und ich doch mit meine Aussagen belegen würde, dass ich keine Ahnung vom Rohstoffsektor habe - die Goldbullen scheinen zurzeit doch etwas gereizt zu sein.

Ein Teil des Rohstoffmarkt profitiert heute von den Fusionsphantasien, das ist aber nur ein partieller Effekt. Der Ölpreis hingegen steigt aufgrund der Sorge um die Benzinnachfrage in den USA. Die Driving season wird erwartet, dazu kommen ein paar Ausfälle in der US-Ölinfrastruktur. Aus diesem Grund ist Öl wieder über die 72 Dollar gestiegen. Das wird der Fed nicht gefallen.

Die entscheidende Frage bleibt, wie es mit diesem Ben Bernanke weiter gehen wird. Wird man nach der nächsten Sitzung, nach dem nächsten Statement schon etwas mehr über die weitere Fedpolitik wissen? Ich befürchte: Nein. Aber das ist nicht alles: Bald endet das zweite Quartal, was wird im dritten Quartal sein? Sommerloch, wie alle erwarten? Steigende Kurse, weil niemand damit rechnet?

Kein Gefühl? Da bleib ich kühl!

Ich habe selten so wenig „Marktgefühl“ gehabt, wie zurzeit (ganz kurzfristig gesehen). Es ist, als ob Funkstille herrscht. Ich „spüre“ nichts, erkenne nichts. Die Börsen sind für mich in dicken zähen Nebel eingehüllt... Was macht man, wenn es neblig wird? Man fährt langsamer. Auf den Markt bezogen: Man dämpft seinen Aktionismus.

Die einen Analysten sehen "klare" Zeichen für steigende Märkte, die anderen "eindeutige" Hinweise auf fallende Märkte. Das ist nicht Neues. Das ist immer so. Eine der beiden Seiten wird partiell Recht haben und nachher alles tun, um dass auch einer breiten Masse nahezubringen – ich bin da sicherlich nicht anders.

Offenbar bin ich der einzige, der im Moment nur Nebel sieht. So sitze ich vor den Monitoren und finde nichts, was vor der Fed-Sitzung zwingend ein Kauf wäre. Mittlerweile ist sogar die Stimmung in meinem Umfeld im Verhältnis tatsächlich etwas zu bullish. Auf der anderen Seite ist es eine sehr skeptische Bullenstimmung. Immer wieder höre ich den Satz: Ach, im Sommer passiert sowieso nichts – warum soll man investiert sein? Das ist sehr gefährlich! Meistens überrascht Miss Börse die Masse.

Und tatsächlich, der Markt spiegelt dieses neblige Gefühl wider. Er schleppt sich zäh dahin, nun schon seit fast 10 Tagen. Jeder beäugt jeden, und wartet darauf, dass einer den ersten Schritt macht.

Die große Lawine

Eins ist sicher: Solche Situationen sind brandgefährlich. Denn wenn nun ein Stein, egal in welche Richtung, losgetreten wird, kommt es zu einer Lawine. Mit anderen Worten, die nächste Bewegung wird wieder sehr heftig werden. Ich meine nicht die Bewegung, die direkt der Fed-Sitzung am Donnerstag folgen wird, sondern die Bewegung die am Freitag/Montag einsetzt. Ganz wichtig werden auch die ersten Tage im dritten Quartal.

Keine verlässlichen Zeichen

Ob es aber zu eindeutigen Zeichen kommt? Gestern gaben selbst die amerikanischen Indizes ein uneinheitliches Bild ab, keine wirkliche Stärke, keine wirkliche Schwäche. Damit zeichnete auch der Montag das oben beschriebene Bild nach.

Wie geht man mit so einem Markt um?

Ich mache mir etwas Sorge, dass der Benzinpreis aufgrund der Kongresswahlen zu sehr in den Focus der Fed rutschen wird. Mit anderen Worten, dass die Fed alles daran setzen wird, die US-Wirtschaft weiter abzukühlen, um den Ölpreis runter zu kriegen. Das würde zu den vielen Charts passen, die ihr Abwärtspotential noch nicht ausgereizt haben.

Also seien Sie vorsichtig, es gibt wesentlich bessere Zeitpunkte zu investieren. Warten Sie ab, bis die Märkte sich entschieden haben. Es sollte dann noch genug Zeit bleiben, um auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Dann aber mit einem etwas besserem Chance/Risiko Verhältnis. Das gilt auch für die Rohstoffmärkte und die Emerging Markets. Denken Sie daran: Geduld ist einer der wichtigsten Faktoren des Börsenerfolg.

IFO-Index = Sorgen Index

Was mir weiterhin große Sorgen macht, ist der IFO-Geschäftsklimaindex, der nahezu alle Analysten, Volkswirte und Bänker dieses Mal genarrt hat.

Er stieg nämlich wider Erwarten trotz all der Sorgen um die Mehrwertsteuererhöhung und andere Reformen weiter auf 106,8 Punkte nach zu vor 105,7 Punkte an und erreicht damit ein neues Hoch. Interessant, dass sogar beide Teilindizes angestiegen sind, die Beurteilung der aktuellen Lage, wie auch die Geschäftserwartung. Offenbar werden die Unternehmen in ihrer Sorge um die Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung überschätzt. Vielleicht erhoffen sich einige Unternehmen aber auch nur größere Gewinne im vierten Quartal.

Wie Sie wissen, ich mag ja solch hohen Ifo-Indexstände nicht besonders, wobei mir der ZEW-Index als Kontraindikator eigentlich noch besser gefällt.

Vielleicht passt das aber auch zu der „Schrottrally“, die ich immer noch erwartet. Die Rallye, bei der all das läuft, was bisher nicht gelaufen ist und die Blue Chips die Small- und Midcaps outperformen. Vielleicht werden sich im Sommer nach der WM doch mehr und mehr Anleger auf das 4. Quartal positionieren, das Quartal vor der Mehrwertsteuererhöhung und es kommt noch zu einem letzten starken Anstieg. Diesen Gedanken werde ich allerdings erst in den nächsten Wochen weiter verfolgen, denn im Moment rückt erst einmal die Fed in den Vordergrund!

Röckefäller:

Schrottrally?

 
28.06.06 10:00
... Vielleicht werden sich im Sommer nach der WM doch mehr und mehr Anleger auf das 4. Quartal positionieren, das Quartal vor der Mehrwertsteuererhöhung und es kommt noch zu einem letzten starken Anstieg.

Cu
Röckefäller
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