T-Online-Börsengang eine Zitterpartie
Der Börsengang von T-Online wird für die Deutsche Telekom immer mehr zu einer Zitterpartie. Mit Spannung erwarten Analysten und Finanzexperten nicht nur den endgültigen Ausgabepreis, sondern vor allem die Erstnotierung der Internet-Tochter der Telekom am Montag. Eine weitere Erfolgsgeschichte wolle die Telekom schreiben, kündigte Vorstandschef Ron Sommer noch vor zwei Wochen an. Doch das gegenwärtige Börsenumfeld verheißt nichts Gutes.
Im vorbörslichen Handel fiel der Kurs der Aktie am Freitag erstmals unter den obersten Wert der Preisspanne von 26 bis 32 Euro. Schnelle Zeichnungsgewinne seien bei T-Online kaum zu erwarten, sind sich Bankberater und Analysten sicher. Auch eine hohe Nachfrage gelte nicht als Garant für Kurssprünge. In Bankenkreisen wird inzwischen von einer 20fachen Überzeichnung der T-Online-Aktien gesprochen. Das heißt, viele Privatanleger werden bei der Zuteilung der Aktien leer ausgehen.
Zu welchem Preis die T-Online-Aktien auf Montag auf den Markt kommen, darüber werden sich die Telekom und konsortialführenden Banken an diesem Wochenende die Köpfe zerbrechen. Experten rechnen mit einem Preis am oberen Ende der Bookbuildingspanne. Doch der Druck auf die Technologie- und Internetwerte im Börsenhandel weltweit könnte die Telekom dazu bewegen, den Ausgabepreis niedriger anzusetzen.
Hatte doch Vorstandschef Sommer versprochen, mit der Preisspanne "genügend Spielraum für eine anschließende positive und unsere Aktionäre zufriedenstellende Kursentwicklung" zu schaffen. Doch die Flops bei Internet-Neuemissionen wie Lycos und World Online sitzen der Telekom im Nacken. Obwohl die Aktien dieser Firmen stark überzeichnet waren, brachen die Kurse nach der Erstnotierung ein und rutschten weit unter den Ausgabepreis.
Für die Telekom wäre eine ähnliche Entwicklung bei T-Online fast eine Katastrophe. Schließlich stehen in diesem Jahre noch zwei weitere Börsengänge bevor: Der Bund will aus seinem bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau geparkten Bestand einen Teil der Telekom-Aktien platzieren. Und im Herbst soll die Mobilfunksparte an die Börse kommen.
Der Börsenstart sei zwar wichtig, aber noch wichtiger sei die langfristige Entwicklung der T-Online-Aktie, macht sich ein Telekom-Sprecher Mut. Schließlich sei das Unternehmen nicht mit einem Zockerpapier angetreten. Auch beim ersten Börsengang vor mehr als drei Jahren hatte es einige Zeit gedauert, bis der Kurs der T-Aktie explodierte.
Gerätselt werden darf noch über die Verteilung der knappen Emission. Gut 100 Millionen Aktien oder knapp zehn Prozent der T-Online International AG werden platziert. Dabei ist rund die Hälfte für Privatanleger reserviert. Möglich sind eine Verlosung, Quotierung, ein Mischverfahren oder das First-Order-Prinzip. Schließlich gibt es noch jene T-Online-Kunden, die an einer Befragung teilgenommen haben. Und die, das hatte Telekom-Chef Sommer versprochen, werden bevorzugt behandelt. (Peter Lessmann, dpa) (cp/c't)
Quelle: www.heise.de/ct