Brause mit Vitaminen und Fischöl
Coca-Cola und Pepsi versetzen Saft und Limo mit Zusatzstoffen. Die süßen Getränke sollen dadurch gesünder erscheinen
Coca-Cola und Erzrivale PepsiCo schwimmen auf der Gesundheitswelle. Sie reichern ihre Getränke mit Vitaminen und Spurenelementen an. Die neueste Erfindung aus dem Hause Coca-Cola, Diet Coke plus, ist versetzt mit Niacin, einem Vitamin aus dem B-Komplex, den Vitaminen B6 und B12 sowie Magnesium und Zink. Bisher gibt es diese Spielart der Diät-Cola nur in den Vereinigten Staaten. Ob das Produkt in Deutschland starten wird, ist offen. Seit Mai fügt der Konzern auch seiner Wassermarke Dasani Vitamine zu.
PepsiCo kontert mit SoBe Life Water, einem Wasser mit B-Vitaminen. Spätestens im kommenden Jahr soll der Null-Kalorien-Softdrink Tava auf den Markt kommen. Er wird ebenfalls versetzt sein mit den Vitaminen B3, B6, E und Chrom. Chrom soll Abnehmen erleichtern. Auch bei Orangensäften der Pepsi-Marke Tropicana kann der Kunde wählen zwischen Fischölzusatz, Ballaststoffen und Schutz für das Immunsystem.
Aufgeschreckt wurden die Konzerne durch den Einbruch bei angestammten Softdrinks. 2005 war der Verkauf der Diätcolas zum ersten Mal rückläufig. Getränke mit Zusatznutzen hingegen verkaufen sich gut: Die Unternehmensberatung Euromonitor traut den sogenannten "funktionalen Getränken" ein Wachstum von über 40 Prozent auf neun Milliarden Liter bis 2011 zu. Der Markt mit angereichertem Wasser ist im Jahr 2000 von 20 Millionen Dollar auf 884,7 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen, schätzt Beverage Marketing Corporation, eine auf die Getränkeindustrie spezialisierte Unternehmensberatung aus New York.
"Der Verbraucher greift mehr und mehr zu gesunden Getränken", sagt Gary Hemphill von Beverage Marketing. Vermarktet wird die neue Cola-Variante deshalb auch als "prickelndes Getränk". Der Name Softdrink steht zu sehr in Verbindung mit der Diskussion um Fettleibigkeit. In der Tat sind 48 Prozent der regelmäßigen Soda-Trinker nach der renommierten Framingham-Herz-Studie einem erhöhten Risiko ausgesetzt, zu dick zu werden oder an Zucker zu erkranken. Dabei ist egal, ob es sich um eine Diätcola oder um eine reguläre gezuckerte Variante handelt.
Coca-Cola und Pepsi müssen handeln. Und sie sind dabei auf den Erfindergeist kleiner Firmen angewiesen, die ihnen die Entwicklung gesunder Getränke abnehmen. Was die hauseigene Forschungsabteilungen nicht schafft, erledigen Nischenanbieter. Und an die schmeißen sich die Getränkekonzerne jetzt heran. Für Coca-Cola ist der Aufbau des neuen Geschäftsfeldes noch wichtiger als für Pepsi. PepsiCo ist nicht so abhängig vom Getränkegeschäft, da der Konzern auch Lebensmittelmarken wie Quaker-Oats und Chipshersteller wie Frito-Lay besitzt.
Um den Abstand aufzuholen, geht Coca-Cola seit ein paar Monaten auf Einkaufstour: So übernahm der Softdrinkhersteller etwa Fuze, einen Hersteller von Vitamindrinks. Mit Eisteemixer AriZona steht der Konzern in Verhandlungen. Auch mit Campbell unterschrieb Coca-Cola ein Abkommen über den Vertrieb erfolgreicher Gemüsesäfte.
Christiane Büchsel
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