FTD-Aktienumfrage:
Strategen sagen Kursgewinne voraus
Die europäischen Aktienstrategen rechnen auch nach der Kursrally der vergangenen Wochen mit weiteren kräftigen Kurssteigerungen. Die T-Aktie steht im Blickpunkt
Nach einer Umfrage der Financial Times Deutschland sagen die 16 Teilnehmer dem Deutschen Aktienindex (Dax) in den nächsten drei Monaten eine Kurssteigerung von knapp zwölf Prozent voraus. Beim Stoxx 50 schätzen sie das Aufwärtspotenzial auf knapp elf Prozent.
Die Deutsche Telekom rangiert unter den Dax-Werten ganz oben in der Skala der am häufigsten von den Strategen zum Kauf empfohlenen Werte. Im Stoxx 50 rangiert sie hinter Nokia auf Platz zwei.
Technologiewerte zu teuer
Aus den Empfehlungen der Strategen lässt sich ein gesundes Misstrauen gegenüber den Branchen ablesen, die die Kursrally getrieben haben. Mit der Ausnahme des finnischen Telekomausrüsters Nokia stufen die Experten die Technologiewerte als Kursverlierer ein. Nicht ohne Grund: Seit dem 1. Oktober hat der Stoxx-Technologieindex gut 29 Prozent zugelegt, während der Stoxx-Index nur um 5,6 Prozent gestiegen ist.
Auch den Pharmawerten, die der lange anhaltenden Börsenschwäche bisher mit am besten widerstanden haben, kehren die Strategen nun den Rücken zu.
Der finnische Telekomausrüster Nokia ist unter den Top-Kaufempfehlungen der Strategen ein Sonderfall. Die übrigen Favoriten lassen sich im weiten Sinne in die Kategorie der defensiven, wenig konjunkturempfindlichen Werte einordnen. Da Nokia jede Kursbewegung doppelt stark mitmacht, wollen die Strategen den Wert im Portfolio haben, wenn der Aktienmarkt sich wieder belebt. Einziges Risiko sind die Weihnachtsumsätze. Im Gegensatz zum Vorjahr werden Handys nicht mehr ganz oben auf der Wunschliste stehen.
Neben den Finanztiteln zählen seit den Terroranschlägen im September auch etablierte Telekomanbieter wie die Deutsche Telekom und Vodafone zu den defensiven Werten. Die Branche gilt kurzfristig als sicherer Hafen, weil sie einen Großteil ihrer Gewinne im traditionellen Festnetzgeschäft erzielt.
Telekom könnte profitieren
Bei der Deutschen Telekom setzen die Umfrageteilnehmer darauf, dass der Kauf des US-Mobilfunkunternehmens Voicestream die Gewinne steigern wird. In Deutschland dürfte der Bonner Konzern von der erwarteten Konsolidierung im Mobilfunkmarkt profitieren, da sich dadurch der Preiskampf abschwächen wird.
Der Versicherer Allianz befindet sich im Dax und im Stoxx 50 unter den Gewinneraktien und liegt dabei noch vor der Deutschen Bank. "Wir erwarten, dass sich die Kurse der Versicherer besser entwickeln als die der Banken", sagt Richard Davidson von Morgan Stanley. "Bonitätsverschlechterungen und ein sich verlangsamendes Kreditgeschäft trifft die Banken einfach härter."
Bei den defensiven Werten gehen die Strategen mittlerweile selektiv vor. Schlechte Kurschancen räumen sie Pharmawerten wie Bayer im Dax sowie AstraZeneca und Novartis im Stoxx 50 ein. Die gesamte Branche gilt als überbewertet, nachdem sich die Anleger in diese Titel geflüchtet haben, um die Börsen- und Konjunkturdelle zu überstehen. Davidson von Morgan Stanley hat Pharmawerte sowie Lebensmittel- und Getränkehersteller untergewichtet, wenn auch nur marginal: "Es gibt es noch genügend Spielraum, ihr Gewicht im Aktienportfolio zu senken, wenn sich erste Zeichen einer konjunkturellen Belebung zeigen."
Bayer leidet an Niederlagen
Das Abschneiden von Bayer lässt sich jedoch nicht nur mit dem Branchenargument erklären. Das deutsche Unternehmen musste dieses Jahr mehrere Rückschläge hinnehmen. Möglicherweise steht Bayer eine Welle von Schadenersatzklagen wegen der teils tödlichen Nebenwirkungen des Cholesterin-Medikaments Lipobay/Baycol bevor. Außerdem hat ein kostengünstigeres Medikament das Bayer-Antibiotikum Cipro bei der Behandlung der in den USA aufgetretenen Milzbrandfällen verdrängt.
Auf den ersten Blick scheint es bei den Stoxx-50-Empfehlungen der Experten einen Widerspruch zu geben. Für den italienischen Gas- und Ölversorger Eni sehen sie Aufwärtspotenzial, gleichzeitig stufen sie BP als Verlierer ein. Der Grund: Eni gilt im Branchenvergleich als billig. Außerdem verfügt der Konzern über viel versprechende Explorationsvorhaben. Dagegen wird der weiterhin fallende Ölpreis BP zu schaffen machen - zumal das britische Unternehmen ohnehin schon von sinkenden Gewinnen ausgeht.
Quelle: Financial Times Deutschland
Strategen sagen Kursgewinne voraus
Die europäischen Aktienstrategen rechnen auch nach der Kursrally der vergangenen Wochen mit weiteren kräftigen Kurssteigerungen. Die T-Aktie steht im Blickpunkt
Nach einer Umfrage der Financial Times Deutschland sagen die 16 Teilnehmer dem Deutschen Aktienindex (Dax) in den nächsten drei Monaten eine Kurssteigerung von knapp zwölf Prozent voraus. Beim Stoxx 50 schätzen sie das Aufwärtspotenzial auf knapp elf Prozent.
Die Deutsche Telekom rangiert unter den Dax-Werten ganz oben in der Skala der am häufigsten von den Strategen zum Kauf empfohlenen Werte. Im Stoxx 50 rangiert sie hinter Nokia auf Platz zwei.
Technologiewerte zu teuer
Aus den Empfehlungen der Strategen lässt sich ein gesundes Misstrauen gegenüber den Branchen ablesen, die die Kursrally getrieben haben. Mit der Ausnahme des finnischen Telekomausrüsters Nokia stufen die Experten die Technologiewerte als Kursverlierer ein. Nicht ohne Grund: Seit dem 1. Oktober hat der Stoxx-Technologieindex gut 29 Prozent zugelegt, während der Stoxx-Index nur um 5,6 Prozent gestiegen ist.
Auch den Pharmawerten, die der lange anhaltenden Börsenschwäche bisher mit am besten widerstanden haben, kehren die Strategen nun den Rücken zu.
Der finnische Telekomausrüster Nokia ist unter den Top-Kaufempfehlungen der Strategen ein Sonderfall. Die übrigen Favoriten lassen sich im weiten Sinne in die Kategorie der defensiven, wenig konjunkturempfindlichen Werte einordnen. Da Nokia jede Kursbewegung doppelt stark mitmacht, wollen die Strategen den Wert im Portfolio haben, wenn der Aktienmarkt sich wieder belebt. Einziges Risiko sind die Weihnachtsumsätze. Im Gegensatz zum Vorjahr werden Handys nicht mehr ganz oben auf der Wunschliste stehen.
Neben den Finanztiteln zählen seit den Terroranschlägen im September auch etablierte Telekomanbieter wie die Deutsche Telekom und Vodafone zu den defensiven Werten. Die Branche gilt kurzfristig als sicherer Hafen, weil sie einen Großteil ihrer Gewinne im traditionellen Festnetzgeschäft erzielt.
Telekom könnte profitieren
Bei der Deutschen Telekom setzen die Umfrageteilnehmer darauf, dass der Kauf des US-Mobilfunkunternehmens Voicestream die Gewinne steigern wird. In Deutschland dürfte der Bonner Konzern von der erwarteten Konsolidierung im Mobilfunkmarkt profitieren, da sich dadurch der Preiskampf abschwächen wird.
Der Versicherer Allianz befindet sich im Dax und im Stoxx 50 unter den Gewinneraktien und liegt dabei noch vor der Deutschen Bank. "Wir erwarten, dass sich die Kurse der Versicherer besser entwickeln als die der Banken", sagt Richard Davidson von Morgan Stanley. "Bonitätsverschlechterungen und ein sich verlangsamendes Kreditgeschäft trifft die Banken einfach härter."
Bei den defensiven Werten gehen die Strategen mittlerweile selektiv vor. Schlechte Kurschancen räumen sie Pharmawerten wie Bayer im Dax sowie AstraZeneca und Novartis im Stoxx 50 ein. Die gesamte Branche gilt als überbewertet, nachdem sich die Anleger in diese Titel geflüchtet haben, um die Börsen- und Konjunkturdelle zu überstehen. Davidson von Morgan Stanley hat Pharmawerte sowie Lebensmittel- und Getränkehersteller untergewichtet, wenn auch nur marginal: "Es gibt es noch genügend Spielraum, ihr Gewicht im Aktienportfolio zu senken, wenn sich erste Zeichen einer konjunkturellen Belebung zeigen."
Bayer leidet an Niederlagen
Das Abschneiden von Bayer lässt sich jedoch nicht nur mit dem Branchenargument erklären. Das deutsche Unternehmen musste dieses Jahr mehrere Rückschläge hinnehmen. Möglicherweise steht Bayer eine Welle von Schadenersatzklagen wegen der teils tödlichen Nebenwirkungen des Cholesterin-Medikaments Lipobay/Baycol bevor. Außerdem hat ein kostengünstigeres Medikament das Bayer-Antibiotikum Cipro bei der Behandlung der in den USA aufgetretenen Milzbrandfällen verdrängt.
Auf den ersten Blick scheint es bei den Stoxx-50-Empfehlungen der Experten einen Widerspruch zu geben. Für den italienischen Gas- und Ölversorger Eni sehen sie Aufwärtspotenzial, gleichzeitig stufen sie BP als Verlierer ein. Der Grund: Eni gilt im Branchenvergleich als billig. Außerdem verfügt der Konzern über viel versprechende Explorationsvorhaben. Dagegen wird der weiterhin fallende Ölpreis BP zu schaffen machen - zumal das britische Unternehmen ohnehin schon von sinkenden Gewinnen ausgeht.
Quelle: Financial Times Deutschland