Ich lese hier immer wieder die Argumentation, dass Gewinne von Pepkor Afrika (= STAR) Steinhoff nicht zur Verfügung stünden, um seine eigenen Schulden zu restrukturieren und abzubauen. Das ist nur bedingt richtig, weswegen ich hier meine Sicht der Dinge diesbezüglich darlegen möchte.
Wir müssen hier unterscheiden zwischen einer einen Liquiditäts-Perspektive und einer Eigenkapital-Perspektive. Die folgenden Überlegungen gelten 1:1 auch für Mattress Firm.
Liquiditäts-Perspektive: Wenn Pepkor Afrika ein Geschäftsjahr mit Gewinn abschließt, wird ein Teil dieses Gewinns als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. 71% dieser Dividende fließt also an diejenige Steinhoff-Gesellschaft, die die 71% des Aktienkapitals an Pepkor Afrika hält. Wir wissen aufgrund der Höhe der letzten Dividenden, dass dem Steinhoff-Konzern dadurch jährlich irgendein niedriger dreistelliger Millionenbetrag zufließt. Warum presst Steinhoff nicht mehr Dividende aus seiner Tochter heraus? Weil es kontraproduktiv wäre!
Denn die Dividende fließt von Pepkor Afrika im Konzerngefüge aufwärts. Wenn nun in diesem Konzerngefüge oberhalb von Pepkor Afrika nur noch Holdinggesellschaften sind, die selbst kaum Kosten und im Falle Steinhoffs auch keine Schulden haben, dann können die mit Millionen und Abermillionen an Dividendeneinnahmen erst einmal recht wenig anfangen, weil das Geld erst wieder über konzerninterne Darlehen an diejenigen Töchter verliehen werden müsste, die an externen Schulden zu knabbern haben. Und wenn man nicht aufpasst, werden bei derlei Dividendenflüssen auch noch Steuern fällig. Transaktionskosten sowieso.
Eigenkapital-Perspektive: Steinhoff konsolidiert Pepkor Afrika vollständig in seiner eigenen Bilanz. Sämtliche Aktiva und Passiva der Pepkor-Afrika-Bilanz wandern 1:1 in die Steinhoff-Bilanz, ungeachtet der Tatsache, dass 100%-71%=29% dieser Aktiva & Passiva Steinhoff gar nicht gehören sondern den Minderheitsaktionären von Pepkor Afrika*. Das bedeutet letztlich: Je höher das Eigenkapital in der Pepkor-Afrika-Bilanz, desto höher wird automatisch auch das Eigenkapital in der Steinhoff-Bilanz. Damit verbessert jeder Euro Gewinn von Pepkor Afrika die Bilanzkennziffern von Steinhoff, und zwar egal ob er ausgeschüttet wird oder nicht. Nicht als Dividende ausgeschüttete Gewinne erhöhen sogar optisch das Eigenkapital Steinhoffs, weil die den Minderheitsaktionären zustehenden Teile dieser Gewinne weiter im Konzernrechnungswesen verbleiben. Aber das ist nur ein Randaspekt.
Wichtig ist mir folgende Feststellung: Durch die Vollkonsolidierung von Pepkor Afrika und Mattress Firm schlägt sich jeder Wertzuwachs dieser Unternehmen (hervorgerufen durch die Erzielung von Gewinnen) direkt positiv in der Steinhoff-Bilanz nieder, unabhängig davon, welche Teile des Gewinns nun ausgeschüttet werden oder nicht. Je positiver die Bilanz des Gesamtkonzerns, desto positiver das Rating des Gesamtkonzerns, desto geringer die Zinsen auf Fremdkapital, wenn eine Konzerngesellschaft bspw. neue Darlehen aufnimmt oder Anleihen emittiert und die oberste Konzerngesellschaft als Sicherheitengeber auftritt. Im Steinhoff-Fall formuliere ich lieber: "Je weniger schlecht die Bilanz, desto weniger schlecht das Rating und desto weniger hoch die Fremdkapitalzinsen." Deswegen sind Gewinne der Töchter viel wichtiger als die Höhe daraus resultierender Dividendenflüsse! Oder anders ausgedrückt: Auch nicht ausgeschüttete Gewinne der Töchter wirken verbessernd auf das Rating und senkend auf die Fremdkapitalzinsen.
Und es gibt bezogen auf Pepkor Afrika noch einen wichtigen Nebenaspekt: Pepkor Afrika ist ja angeblich frei von langfristigen Schulden. Sobald die Schuldenrestrukturierung des Gesamtkonzerns in trockenen Tüchern ist, rechne ich mit einem Schachzug folgender Art: Pepkor Afrika nimmt Schulden zu günstigen Konditionen auf. Diese Konditionen sind deswegen günstig, weil Pepkor Afrika wie gesagt (angeblich) schuldenfrei ist. Nehmen wir an, sie zahlen 5% Zinsen auf diese Schulden pro Jahr. Für 5,1% leihen sie konzernintern das Geld sofort an bspw. SEAG weiter, die es nutzt, um Schulden, die zu 10% verzinst werden, zu tilgen. Die Ertragssituation des Gesamtkonzerns verbessert sich dadurch sofort um die von SEAG gesparten Zinsen.
Ich bitte Arivaner mit größerem Bilanzierungs- und Finanzierungswissen als ich um kritische Würdigung dieser Gedanken!
* Deshalb wird im Eigenkapital der Steinhoff-Bilanz ein Sonderposten gebildet, der das Eigenkapital dieser Minderheitsaktionäre darstellt. Diese Minderheitenpositionen sind der Unterschied zwischen den 89 Cent Buchwert je Aktie und den 56 Cent Buchwert je Aktie, die Steinhoff Ende Juni 2018 in der damals veröffentlichten untestierten Halbjahresbilanz ausgewiesen hat.