Da Interesse an meiner Kalkulation zu bestehen scheint und ich auch noch einiges Verbesserungspotenzial gesehen habe, hier eine detaillierte Berechnung für meinen Erwartungswert für den Umsatz in Q1 des Steinhoff-Geschäftsjahres 2018/2019, das das Q4 des Kalenderjahres 2018 ist:
1.) Ausgangspunkt der Berechnung ist der untestierte Halbjahresbericht von Juni 2018. Dort finden sich auf Seite 13 die Ausgangswerte: 10.049 MEUR Umsatz von 01.09.2017 bis 31.03.2018
Davon ziehe ich folgende Werte von Seite 21 ab:
- 704 MEUR POCO (verkauft)
- 470 MEUR kika/Leiner (verkauft)
- 43 MEUR Extreme Digital (verkauft)
Außerdem ziehe ich gemäß Seite 31 ab:
- 201 MEUR Manufacturing (größtenteils entfallen auf Steinpol, Impuls & Puris - allesamt verkauft)
Außerdem ziehe ich Mattress Firm komplett ab, weil ich deren Umsatzzahlen einer Sonderberechnung unterziehe und in einem späteren Schritt wieder addiere:
- 1.255 MEUR USA (= Mattress Firm siehe Seite 29)
Es ergibt sich im ersten Berechnungsschritt ein Halbjahresumsatz des letzten Geschäftsjahres der verbliebenen Geschäftsbereiche (ohne MF!) i. H. v. 7.376 MEUR.
2.) Im zweiten Schritt versuche ich das Zwischenergebnis von 7.376 MEUR, das ja ein Halbjahreswert ist, auf das damalige Q1 des Geschäftsjahres 2017/2018 herunterzubrechen, um eine Vorjahresvergleichsgröße zu haben. Auf den ersten Blick logisch wäre eine Division durch 2, aber der Umsatz in Q1 des Geschäftsjahres 2017/2018 ist sicherlich signifikant größer als der Umsatz in Q2, weil es sich dabei um das Q4 des Kalenderjahres 2017 handelt, also das "Weihnachtsquartal", das bei Einzelhändlern überwiegend das umsatzmäßig deutlich stärkste Quartal des Jahres darstellt. Aus diesem Grund erscheint mir eine Aufteilung des Zwischenergebnisses von 7.376 MEUR in einem Verhältnis von 60:40 auf Q1 und Q2 des Geschäftsjahres 2017/2018 treffender. Außerdem ist das Q1 zwei Tage länger als das Q2 ;-). Ich erhalte 7.376*0,6 = 4.430 MEUR (leicht aufgerundet).
3.) Im dritten Schritt versuche ich das organische Wachstum zu schätzen, das die verbliebenen Geschäftsbereiche am Quartalsvergleich auf Jahressicht erzielt haben könnten. Das ist zugegeben reines Rätselraten. Da einige Bereiche stark wachsen und kein Bereich geschrumpft sein sollte, bin ich mal optimistisch und gehe von 10% Umsatzwachstum aus und komme auf 4.430*1,1 = 4.850 (leicht abgerundet).
4.) Sonderfall Mattress Firm: Im Berichtsquartal war nicht nur das CH11-Verfahren von MF, das die Schließung etlicher Läden beinhaltete (= Umsatzschwund), sondern auch der Abtritt von 49,9% von MF an Gläubiger. Ob Steinhoff den Umsatz von MF im Berichtsquartal nun um den Anteil der Gläubiger senkt oder den Umsatz vollkonsolidiert in den Konzernumsatz einbezieht, weiß ich nicht. Durch die Anteilsmehrheit von 50,1% ist eine Vollkonsolidierung wahrscheinlicher, auch weil die Eigentümer der übrigen 49,9% keine strategischen Investoren in MF sein dürften. Wie dem auch sei, ich rechne hier mal den Fall der Vollkonsolidierung durch. Dazu ziehe ich den MF Business Plan von September 2018 heran. Dort ist auf Seite 9 der Planumsatz für das Fiskal Year 2019 angegeben: 3.206 MUSD. Das ist aber der Jahresumsatz! Einer ähnlichen Überlegung wie in Punkt 2 folgend gehe ich davon aus, dass das Berichtsquartal als Weihnachtsquartal überdurchschnittlichen Anteil am Jahresumsatz hat und gehe von schätzungsweise 30% statt 25% aus. Damit erhalte ich 3.206*0,3 = 962 MUSD. Die rechne ich mit dem EZB Umrechnungskurs vom Berichtsstichtag 31.12.2018 in EUR um 962/1,145 = 840 MEUR (leicht abgerundet). Dieser Wert geht davon aus, dass MF seine Planzahlen exakt erfüllt und der von mir geschätzte Anteil von 30% des Q1 am Jahresumsatz halbwegs sinnvoll ist!
5.) Der Umsatz von MF wird wieder rein gerechnet: 4.430 + 840 = 5.270 MEUR. Das ist optimistischer als meine gestern geposteten Werte, weil die noch kein geschätztes organisches Wachstum (siehe Schritt 3) beinhalteten und ich den Umsatz über die Quartale nun nicht mehr als gleichverteilt ansehe, sondern den Weihnachtseffekt berücksichtige. Selbst wenn ich jetzt sicherheitshalber noch ein bisschen Luft aus dem Wert rauslasse, sollte Steinhoff mMn dennoch einen Umsatz von um die 5 Mrd melden. Knapp drunter wäre kein Problem. Alles > 5 Mrd. wäre sehr gut!
Falls doch ein Wert signifikant unter 5 Mrd. gemeldet wird, müsste man zunächst mal schauen, ob der MF-Umsatz tatsächlich voll eingeflossen ist oder man sich doch für einen Ausweis "equity weighted" entschieden hat. In diesem Fall wäre der MF-Umsatz grob geschätzt 300-400 MEUR geringer.
Ich hoffe, da sind keine dummen Rechenfehler dabei =)