und warum diese in Zukunft nach unten angepasst werden können:
Wenn ihr euch an 2018 erinnert, war Steinhoff zum Abschluss des LUA eine Blackbox. Es gab keine testierte Bilanz, ja, noch nicht einmal eine Bilanz als solche. Keiner wusste, wie viele Abschreibungen vorzunehmen sind, wie viele Klagen eventuell noch vorgebracht werden würden, wie hoch das EK der Gesellschaft anzusetzen ist. Trotzdem wurde SH 3 Jahre Zeit eingeräumt, gegen ~10% jährliche Verzinsung der Schulden, um das ganze in Ordnung zu bringen.
Mittlerweile hat man wieder aussagekräftige Zahlen. Man arbeitet an einer Lösung der Klagen. Der Verschuldungsgrad ist zugegebenermaßen hoch, aber mit marküblichen Zinsen wären auch diese zu stemmen. Und das wichtigste, die Beteiligungen, welche in der Holding verblieben sind, wachsen wie Unkraut, darin sehe ich die eigentliche Wertschöpfung neben den Einnahmen.
Sollte nun das GP kommen, gibt es im Grunde nur 2 Möglichkeiten für den weiteren Verlauf:
1.) Man einigt sich mit den Kreditgebern auf eine Senkung der Zinsen, bzw. schafft es, die bestehenden Kredite günstiger umzuschulden. Der Cashflow reicht zur Deckung der Zinsen, und der jährliche Anstieg kann zur Schuldentilgung herangezogen werden, somit haben wir das Happy End, worauf eigentlich jeder hier im Thread wartet.
2.) Die Gläubiger lassen nicht mit sich reden, und auch auf dem freien Markt ist keine Finanzierung zu besseren Konditionen machbar. Steinhoff steckt in einer Schuldenspirale fest, da der Cashflow nicht ausreicht, um die Zinsen zu bezahlen, und die Gläubiger ziehen irgendwann den Stecker und reisen sich den Rest der operativen Einheiten im Insolvenzverfahren unter den Nagel. Das hätten wir Aktionäre gar nicht gern.
Nun einige Ansätze, warum ich Möglichkeit 1 für wahrscheinlicher halte, sollte der GP gelingen:
- Steinhoff ist nach lösen der Klagen ein Unternehmen, wie jedes andere auch. Es gibt wieder testierte Zahlen, man Macht hohe Umsätze und Erlöse und das Wachstum ist beeindruckend. Wenn schon die Gläubiger nicht spuren wollen, so würde man unter den gegebenen Voraussetzungen, anders als 2018, wohl Kreditinstitute finden, die gerne ein solches Unternehmen finanzieren würden.
- Die Gläubiger haben die Kredite oft mit Abschlag von mehr als der Hälfte des Werts von Banken erstanden, die diese nach bekanntwerden des Skandals hinausgeschmissen hatten. Wenn man jetzt die volle Summe kassieren, und zusätzlich über 2 Jahre 10 % Zinsen abgreifen kann, dann haben einige davon das Geschäft ihres Lebens gemacht. Somit wäre eine Senkung nach 2020, oder sogar ein kleiner Schuldenschnitt für die Hedgefonds kein Beinbruch.
- Die Gläubiger haben die Kredite vielleicht auch erstanden, weil man 2018 mit einer Abwicklung und Zerschlagung gerechnet hatte. In diesem Falle, und ich sage es nochmals, 2018 wusste niemand genau, wieviel Insolvenzmasse es gegeben hätte, die Hedgies haben hier auch einfach nur gezockt, aber wenn du Forderungen mit 60% und mehr Abschlag bekommst, warum nicht. Man hat dann m.M.n. der Aufarbeitung zugestimmt, auch wegen des damals erheblichen politischen Druck in SA - Aber es wurde so abgesichert, dass im Ernstfall immer noch die Insolvenz, und somit die Kohle, für die Gläubiger in greifbare nähe gerückt ist.
Die einzige Möglichkeit, der mir einfällt, wo mir Ausgang 2 plausibler erscheint, ist, dass alles, von vorne herein, ein abgekartetes Spiel war. Der Aufarbeitung und dem LUA hat man nur zugestimmt, weil in Folge dessen die Kredite besser, und vollständig, besichert wurden. Dann findet man unter dem neuen Management heraus, welcher operative Einheiten etwas taugen, und welche nicht - letztere werden, so gut wie eben möglich, zu Geld gemacht. Mit den Klägern geht man zum Schein Vergleichsverhandlungen ein, tut aber alles mögliche, um soviel Zeit zu gewinnen, wie nötig für den letzten Akt: Insolvenz, Abwicklung und Zerschlagung, und gleichbedeutend damit für Kläger und Aktionären den Totalverlust. Also ungefähr das, was bei WC gerade passiert.