aus insider daily
Die Solarbranche spielt Roulette: Wer gewinnt? Wer verliert?
von Cindy Bach
die Nerven liegen blank in der deutschen Solarindustrie. Nach fünf Jahren Sonderkonjunktur und zweistelligen Renditen machen neue und vor allem billigere Konkurrenten aus Fernost und der Richtungswechsel der Bundesregierung im Hinblick auf die staatliche Förderung den Unternehmern dieser Branche das Leben schwer.
Die Solarbranche spielt zwangsweise Roulette. Es wird viele Verlierer geben, aber auch einige Gewinner. Eben jene, die rechtzeitig ihre Strategie an die sich wandelnden Bedingungen auf dem Markt angepasst haben. Denn eines steht schon seit einigen Jahren fest: Die Konkurrenz zieht an, nicht nur aus Fernost. Und somit sind die Kunden nicht mehr gezwungen das abzunehmen, was verfügbar ist. Diese Zeiten sind vorbei. Längst wird auch bei Wafern, Wechselrichtern und Solarzellen auf den Preis geschaut.
Q-Cells auf Kurs in Richtung Eisberg
Und eben deshalb gibt es sie doch, die deutschen Solarunternehmen, die trotz Förderungskürzung vom Staat, Preisverfall am Solarzellen- und Wafermarkt und Wirtschaftskrise das vergangene Jahr mit guten Ergebnissen abschließen konnten. Da mag sich ein Anton Milner, seines Zeichens Chef des weltgrößten Solarzellenherstellers Q-Cells, noch so sehr in einem Telefoninterview mit Focus Money aufregen, was die Regierung mit der Kürzung anstelle, würde für die Branche einen mittelschweren Kollateralschaden bedeuten. So gerne wie der Q-Cells-Chef alle Branchenkollegen mit auf seine Titanic holen möchte, wenn er seinen Kurs nicht ändert, fährt er direkt auf den Eisberg zu - und das allein.
Klaus Gehrlicher, Chef des gleichnamigen Projektierers von Solaranlagen in München, sieht diese Entwicklungen weniger dramatisch als Herr Milner. Er glaubt nicht, dass die Verkäufe von Hausdachanlagen nach der Kürzung zum 1. Juli 2010 dramatisch einbrechen werden. 15 Prozent weniger Stromvergütung seien für den Markt verkraftbar. "Das wird eine kleine Delle geben, aber kein großes Drama", wird Gehrlicher von Focus Money zitiert. Es sei nun mal nicht sinnvoll, kleine Hersteller, "die heute schon nicht mehr konkurrenzfähig sind, mit überhöhten EEG-Tarifen noch ein paar Jahre mitzunehmen".
Also steckt der Wurm bei Q-Cells doch tiefer drin als vermutet, wenn nicht die kleinen Konzerne, sondern der weltgrößte Solarzellenhersteller derart über die Einschnitte in der Förderpolitik wettert. Nun, wie erklärt meinen seinen Aktionären auch sonst den Horrorverlust aus 2009: 1,4 Mrd. Euro Miese, nur noch gut 700 Mio. Euro Eigenkapital - so lautete das ernüchternde Ergebnis von Q-Cells im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Solarworld reist auf die Sonnenseite
Und auch andere "Größen" dieser Branche zeigen, dass es der Branche insgesamt gar nicht so schlecht geht, wie ihr derzeit von Kritikern nachgesagt wird. Ich hatte Ihnen ja erst kürzlich von Solarworld berichtet. Zwar hinterließen die Zahlen aus 2009 gemischte Gefühle bei den Anlegern, doch der Ausblick stimmte. Neben einem Großprojekt im Emirat Katar, steht für den deutschen Solarkonzern 2010 einiges auf dem Terminplan. So kündigte Solarworld an, man werde an den Ausbauplänen für die Produktion festhalten. Die Investitionen in den Kapazitätsausbau sowie in Forschung und Entwicklung sollen gesteigert werden. Das Unternehmen strebe auch in diesem Geschäftsjahr eine weitere Erhöhung seines Umsatzniveaus an.
Und auch bei den eher kleineren Konzernen ist von Untergangsstimmung komischerweise nichts zu spüren. Während Q-Cells jammert, übertraf SMA Solar Technology seine Prognose 2009 mit einem neuen Rekordergebnis.
SMA Solar Technology: Rekordjahr 2009
Die im TecDAX gelistete SMA Solar Technology, ein Weltmarktführer für Solar-Wechselrichter, konnte in 2009 mit einem Rekordumsatz von ca. 934 Mio. Euro die Umsatzprognose von 850 bis 900 Mio. Euro deutlich übertreffen . Im Hinblick auf die Ergebnisse des Vorjahres ergibt sich sogar ein Umsatzplus von gut 37 Prozent. Und das in einer Wirtschafts- und Branchenkrise. Vor allem das zweite Halbjahr trug zu der enormen Umsatzsteigerung bei.
Auch beim EBIT (ca. 228 Mio. Euro, Vorjahr: 167 Mio. Euro) lag SMA leicht über der Ergebnisprognose (195 Mio. Euro bis 225 Mio. Euro). Die EBIT-Marge erreicht mit ca. 24,4 Prozent das Niveau des Vorjahres. Damit ist 2009 das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte.
Für 2010 erwartet der Vorstand ein starkes Marktwachstum. Deutschland wird der mit Abstand größte Photovoltaikmarkt weltweit bleiben, maßgebliche Wachstumsimpulse werden aber von den ausländischen Photovoltaikmärkten ausgehen. Durch ihre internationale Vertriebs- und Serviceorganisation kann SMA von dieser Entwicklung profitieren.
Der Vorstand rechnet damit, den weltweiten Marktanteil 2010 oberhalb von 40 Prozent zu halten und geht deshalb für das laufende Geschäftsjahr von einem Umsatz von 1,1 bis 1,3 Mrd. Euro aus. Die durch die zunehmende Internationalisierung höhere Wettbewerbsintensität und die stärkere Degression der Einspeisevergütung in Deutschland werden zwar zu einem erhöhten Kostendruck führen. SMA rechnet daher 2010 mit leicht rückläufigen EBIT-Margen von 20 Prozent bis 23 Prozent.
Doch man will hier gegensteuern. So ist eine planmäßige und schnelle Kostenreduktion für SMA Produkte geplant, die für den mittel- und langfristigen Ausbau der führenden Marktposition des Unternehmens sorgen soll. Die Experten vom Effecten-Spiegel sind überzeugt, dass SMA Solar die Erfolgsstraße weiter gehen wird. In ihrer aktuellen Empfehlung schreiben sie: "Trotz der drastischen Förderkürzung bei Solarstrom hat das Solartechnikunternehmen in 2009 ein Rekordergebnis erzielt. Für 2010 rechnet SMA mit Einnahmen zwischen 1,1 und 1,3 Mrd. Euro. Die Gewinne bei SMA dürften auch weiter so erfolgreich sprudeln."
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Handelstag.
I spent a lot of my money on booze, birds and fast cars - the rest I just squandered". George Best