(aus W:0 am 11.04.2006)
Die Silicon Sensor International AG (WKN 720190), ein Spezialist zur Herstellung von optischen High-End-Sensoren, hat die Zahlen für das Geschäftsjahr 2005 veröffentlicht. War 2004 ein Ausnahmejahr, das auch von vorgezogenen Aufträgen profitiert, so konnten dennoch für 2005 die Erwartungen erfüllt bzw. sogar leicht übertroffen werden. So steigerte sich der Umsatz um 15% auf knapp 16 Mio. Euro, das EBIT konnte mit 2,0 Mio. (Vorjahr 2,1 Mio.) annähernd stabil gehalten werden. Bedingt durch eine Kapitalerhöhung, die auf Grund institutioneller Nachfrage dreifach überzeichnet war, ging das EPS von 0,60 auf 0,52 Euro zurück. Die Aussichten für die Folgejahre sind laut Aussage der Firmenleitung glänzend – es wird eine durchschnittliche jährliche Steigerung im Umsatz von 20% und eine überproportionale Ertragssteigerung prognostiziert. w:o. sprach mit dem Vorstand, Dr. Hans-Georg Giering, über die Aussichten der Silicon Sensor.
Herr Dr. Giering, wie zufrieden sind Sie mit den Zahlen vom vergangenen Jahr?
Dr. Giering: Wir hatten frühzeitig angekündigt, dass sich bei einem unserer Großkunden auftragsbedingt Verschiebungen in den Abrufmengen ergeben werden. Daher sind wir zufrieden, dass wir durch neue Kunden beim EBIT ein annähernd gleiches Ergebnis wie in dem hervorragenden Jahr 2004 erzielt haben. Bedingt durch die Akquisition der MPD, die den Silicon Sensor-Konzern in eine ganz neue Größenordnung hineinkatapultieren wird, ist natürlich die Zahl der zugelassenen Aktien gestiegen, und deswegen sind die Earnings per Share leicht zurückgegangen. Wir haben die Akquisition benötigt, um die Basis dafür zu schaffen, unser weiteres Wachstum profitabel gestalten zu können. Insofern war 2005 ein klassisches Übergangsjahr auf eine neue Konzerngröße und ein Jahr der Konsolidierung. Im Jahre 2006 werden wir alle Voraussetzungen schaffen, gerade im Bereich der Automobilzulieferung, eine neue Qualität und Größenklasse zu erreichen.
Sie haben in 2005 den Umsatz durch den Erwerb der Microelectronic Packaging Dresden (MPD) den Umsatz um 15% steigern können. Warum hat sich dieser Erwerb nicht auch im EBIT niedergeschlagen?
Dr. Giering: Es ist richtig, dass der Gesamtumsatz des Konzerns um 15% gesteigert wurde, auch weil die Akquisition der Microelectronic Packaging Dresden erfolgt ist; dazu muss man allerdings beachten, dass die MPD nur im 4.Quartal im Konzern konsolidiert worden ist. Insgesamt ist die MPD deutlich margenschwächer als der Silicon Sensor-Konzern. Wir wussten beim Erwerb MPD, dass die EBIT-Marge der MPD mit unter 10% deutlich von den bisherigen Konzern-EBIT-Margen abweicht. In diesem Bereich werden wir mit der MPD gemeinsam an der Erhöhung der EBIT-Marge arbeiten. Die MPD ist akquiriert worden, um eine starke Basis für die Automobilzulieferung zu schaffen. Ohne den Erwerb von MPD hätten wir die hohen Anforderungen des Auftrages aus der Automobilindustrie nicht in vollem Umfang erfüllen können.
Welche Synergieeffekte erwarten Sie aus der Integration der MPD für die nächsten beiden Jahre?
Dr. Giering: Die MPD stellt in vollem Umfang die Verlängerung unserer Wertschöpfungskette dar. Sie ermöglicht das Packaging der High-End-Sensoren für die Automobilindustrie in der benötigten hohen Stückzahl und Qualität und gleichzeitig wird es Synergieeffekte zwischen den beiden Packaging-orientierten Firmen Lewicki und MPD geben. Wir werden Synergien aus der inneren Organisation schöpfen, wie auch aus der Entwicklung neuer Produkte.
Mit dem Erwerb der MPD hat sich die Mitarbeiterzahl mehr als verdoppelt. Haben Sie jetzt zu viele Mitarbeiter?
Dr. Giering: Nein, wir haben nicht zu viele Mitarbeiter, ganz im Gegenteil: Mit dem von uns angestrebten Wachstum in den nächsten fünf Jahren werden wir auch die Mitarbeiterzahl weiter erhöhen.
Ist im Abschluss von 2006 noch mit einem spürbaren Integrationsaufwand der MPD zu rechen oder ist die Übernahme schon abgeschlossen?
Dr. Giering: Giering: Ich rechne im Jahr mit 2006 nicht mit weiteren Belastungen aus der Integration der MPD. Der Prozeß der Integration wird sicherlich noch bis zum Jahresende andauern, wir glauben jedoch nicht, dass dadurch zusätzliche finanzielle Belastungen auf den Silicon Sensor Konzern zukommen werden. Die wesentlichen Integrationskosten haben wir 2005 „verdaut“.
In 2006 soll sich der Umsatz auf rund 30 Mio. verdoppeln. Was macht Sie so zuversichtlich, dass Sie dieses Ziel erreichen?
Dr. Giering: Alle Abrufe aus den laufenden Großprojekten deuten bereits im ersten Quartal darauf hin, dass wir dieses anspruchsvolle Ziel erreichen werden. Die MPD selbst wird etwa die Hälfte zum Umsatzvolumen beisteuern, die Verzögerungen bei dem Abruf bestimmter Produktgruppen, die im Jahr 2005 das Bild prägten, sind mittlerweile behoben, so dass also auch in diesem Bereich unserer Großkunden wieder Ruhe eingekehrt ist und im Bereich der avisierten Automobilzulieferaufträge sind wir völlig im Plan. Wie bereits früher gemeldet, wird dieser Auftrag erst in 2007 und verstärkt in 2008 zum Umsatz und Ergebnis beitragen.
Stehen in den nächsten beiden Jahren weitere Übernahmen zum Erreichen der ambitionierten Wachstumsziele auf der Agenda?
Dr. Giering: Die derzeitigen Planungen für Umsatz- und Ertragswachstum enthalten keine weiteren Übernahmen, allerdings würden wir im Einzelfalle immer die Profitabilität und das synergetische Potential einer Akquisitionsgelegenheit prüfen, und - sollte es sich um ein Schnäppchen handeln – dann auch entsprechend handeln. Wir vertrauen bei dem von uns angestrebten Wachstum lieber auf unsere eigenen Stärken. Wie Sie bereits der Presse entnehmen konnten, haben wir es immerhin geschafft, mit Mr. Nicklas den Vertriebschef eines der größten Wettbewerbers in den USA für uns zu verpflichten. Da Mr. Nicklas ein profunder Kenner unserer Zielmärkte in den USA ist und darüber hinaus auch über sehr gute Kundenbeziehungen verfügt, glauben wir, dass dies ein wichtiger Schritt in Richtung weiteres Wachstum ist.
Wie stellen Sie die für das angestrebte Wachstum notwendige Liquidität sicher?
Dr. Giering: Wir haben in der Vergangenheit – und so werden wir das auch in Zukunft handhaben – stark auf die Kennzahl „Operativer Cashflow“ abgehoben. Wir haben es in diesem Jahr geschafft, den Finanzmittelbestand von 3,7 Mio. Euro auf 4,7 Mio. Euro zu erhöhen und außerdem haben wir in nicht unerheblichen Umfang noch nicht ausgenutzte Kreditlinien für eventuellen kurzfristigen Finanzbedarf zur Verfügung.
Welches Ihrer fünf Tochterunternehmen wird der größte Wachstumsbringer in den nächsten Jahren?
Dr. Giering: Wir haben eine positive Wachstumserwartung bei allen unseren Töchtern, wobei der Schwerpunkt sicherlich im amerikanischen Markt liegen wird.
Wo werden in den nächsten Jahren die Investitionsschwerpunkte liegen – in Europa, Übersee oder Asien?
Dr. Giering: Die Investitionsschwerpunkte liegen eindeutig in Deutschland, denn wir können Aufträge aus Übersee und Asien von unseren deutschen Produktionsstätten konkurrenzfähig bedienen. Eine Produktion in Asien beispielsweise würde uns aus dieser Sicht nicht weiterhelfen.
In 2005 hat sich der Forschungs- und Entwicklungsaufwand auf 1 Mio. Euro verdoppelt. Wie viele Produktneuheiten haben Sie in der Pipeline und bis wann kommen Sie auf den Markt?
Dr. Giering: Die Ausweitung der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen ist zum einen bedingt durch die Akquisition der MPD, aus der in etwa die Hälfte des Forschungs- und Entwicklungsaufwandes resultiert. Die Neuentwicklungen betreffen in erster Linie den Automobil-, den Sicherheits- und den Consumerbereich. Ich bitte Sie Verständnis dafür zu haben, dass wir über noch nicht abgeschlossene Verträge auch in diesem Rahmen noch nicht sprechen werden. Ich kann Ihnen aber garantieren, dass die Neuentwicklungen in den nächsten zwei bis drei Jahren deutlich zu Umsatz- und Ergebnissteigerungen im Konzern beitragen werden.
Die starke Spezialisierung auf Kundenwünsche birgt doch auch gewisse Abhängigkeiten. Wie begegnen Sie diesen Risiken?
Dr. Giering: Die starke Spezialisierung bringt aus unserer Sicht mehr Vorteile als Nachteile, weil auch der Kunde sich an Silicon Sensor bindet. Wir versuchen, das Risiko zu minimieren, indem wir branchenübergreifend für eine Vielzahl verschiedenartiger Branchen arbeiten. Gleichzeitig versuchen wir das Vertrauensverhältnis zwischen uns und unseren Kunden vor allem durch innovative Problemlösungen und die ständige Lieferung unserer Produkte auf höchstem Qualitätsniveau aufrechtzuerhalten, was uns in den letzten 15 Jahren auch sehr gut gelungen ist. Solange die Kunden mit den Produkten der Silicon Sensor, die speziell für seine Bedürfnisse entwickelt und gefertigt worden sind, zufrieden ist, sehen wir kein Risiko, dass die Zusammenarbeit beendet wird, zumal wir in vielen Fällen gemeinsam mit unseren Kunden bereits in der nächsten oder übernächsten Entwicklungsphase für neue Produkte stecken.
Wie läuft das Projekt mit dem Abstandstempomaten für den PKW – Mittelklassebereich?
Dr. Giering: Auch der Endabnehmer unseres Kunden hat das Produkt bereits technisch abgenommen. Wir rechnen damit, dass die ersten mit dem optischen Abstandstempomaten ausgerüsteten Pkws im November 2006 vom Band laufen. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir weltweit der einzige Produzent dieses innovativen Sensors sind, der den Abstandstempomaten zum Leben erweckt. Wir glauben, dass wir diesen Vorsprung auf eine Sicht von anderthalb bis zwei Jahren auch beibehalten werden.
Wann müssen Ihre Kapazitäten erweitert werden?
Dr. Giering: Potenzielle größere Auftragsvolumina könnten dazu führen, dass wir in der nächsten Zeit gezwungen sind, unsere Kapazitäten zu erweitern. Möglicherweise können wir Ihnen dazu noch im ersten Halbjahr 06 weitere Informationen geben.
Worauf führen Sie den Kursrückgang der Aktie in 2005 in Höhe von 14% zurück? Haben die Anleger kein Vertrauen in Silicon Sensor?
Dr. Giering: Ich sehe den Kursrückgang als durchaus normal an, denn woher sollen Kurssteigerungen begründet werden, wenn eine Stagnation im EPS vorhanden ist. Im Übrigen hat gerade die Entwicklung in den letzten Wochen gezeigt, dass keinesfalls von einem Vertrauensschwund der Silicon Sensor-Aktionäre gesprochen werden kann.
Wenn Ihre EBIT-Schätzung von 5 Mio. Euro bis 2008 so eintrifft, ab wann zahlen Sie dann Dividende?
Dr. Giering: Unter der Voraussetzung, dass unsere EBIT-Schätzungen so eintreten, halte ich es für nicht ausgeschlossen, dass wir uns in den nächsten Geschäftsjahren auch dem Thema Dividende zuwenden. Letztendlich müssen die Aktionäre entscheiden, ob Teile des Gewinns als Dividende ausgeschüttet werden oder für weiteres Wachstum verwendet werden sollen.
Herr Dr. Giering, wo wollen Sie den Aktienkurs Ihres Unternehmens zum Jahresende sehen?
Dr. Giering: Sie werden verstehen, dass ich als Vorstand andere Aufgaben habe, als über Kursentwicklungen zu spekulieren. Ich würde an dieser Stelle auf die Analysen verweisen, die auch auf unserer Homepage zu finden sind und lade alle Aktionäre und potenziellen Anteilseigner ein, sich über die Wachstumschancen unseres Unternehmens ein eigenes Bild zu machen.
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Autor: Newsflash