Sieben Jahre Haft für ComRoad-Gründer
München - Erstmals ist in Deutschland ein Manager des Neuen Marktes zu einer Haftstrafe verurteilt worden: Das Münchner Landgericht verurteilte am Donnerstag den wegen gewerbsmäßigem Betrugs und Bilanzfälschung angeklagten ComRoad-Gründer Bodo Schnabel nach einem überraschendem Geständnis zu sieben Jahren Gefängnis. Dem Schuldanerkenntnis ging ein erheblicher Drucks des Richters voraus. Schnabels Ehefrau Ingrid wurde wegen Beihilfe zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
30 Millionen Euro
Schnabel hatte seine Anwälte zuvor eine Erklärung verlesen lassen, er räume die in der Anklage erhobenen Vorwürfe "in objektiver und subjektiver Hinsicht ein". Demnach hatte er fast den gesamten Umsatz seines Unternehmens gefälscht und dank wiederholter unrichtiger Erfolgsmeldung persönlich zusammen mit seiner Ehefrau fast 30 Millionen Euro mit Aktienverkäufen verdient. Schnabels Frau hatte die Vorwürfe bereits beim ersten Verhandlungstag in vollem Umfang eingestanden.
1,4 % nachweisbar
"Ich konnte mich dem Sog des Neuen Marktes nicht entziehen", hieß es in Schnabels Erklärung, "mein Fehler bestand darin, dass ich in der Euphorie des neuen Marktes ausschließlich zukunftsorientiert gedacht habe". Er sei sich jedoch sicher gewesen, die nach seinen Worten "vorgezogenen Umsätze" rasch durch wirkliche Umsätze ersetzen zu können. Das Unternehmen musste im Frühjahr einräumen, dass gerade einmal 1,4 Prozent des angeblichen Umsatzes von zuletzt 93,6 Millionen Euro tatsächlich nachweisbar seien.
Zirkus Neuer Markt
Staatsanwalt Peter Noll hielt dem Angeklagten trotz eines "zigfachen Millionenbetrug" die Eigendynamik des Falles zu Gute: "Zu einem Clown gehört auch ein Zirkus, und dieser Zirkus hat sich Neuer Markt genannt", sagte Noll. Man müsse erstaunt darüber sein, dass sämtliche Kontrollmechanismen des Marktes versagt hätten, "von den Wirtschaftsprüfern ganz zu schweigen". Die Finanzbranche habe Schnabels Fantasiezahlen stets geglaubt: "Man fragt sich, was Marktanalysten vom Marktgeschehen wissen." Noll hatte sieben Jahre Haft für Schnabel sowie eine Haftstrafe von drei Jahren für dessen Ehefrau gefordert.
"Opfer der Zeit"
Auch Schnabels Anwalt Thomas Pfister machte in seinem Plädoyer die Neue-Markt-Euphorie mitverantwortlich für die Tat. "Wenn ein System so gut funktioniert, wird einem der Ausstieg schwer gemacht". Scharf kritisierte er das Versagen der Kontrolle des Unternehmens: "Einer der besonderen traurigen Helden dieses Prozesses ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG", sagte er. In der Hysterie des Neuen Marktes seien "unfähige Mitarbeiter in die Arena geschickt worden". Schnabels zweiter Anwalt, Peter Krauß, nannte seinen Mandanten "auch ein Opfer der damaligen Zeit".
Abhängig
Während Bodo Schnabels Anwälte auf eine Strafe von unter sieben Jahre plädierten, forderte der Rechtsanwalt von Ingrid Schnabel eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren für seine Mandantin. Sie sei von ihrem Mann abhängig gewesen: "Hätte sie dem Clown die Pappnase herunter gerissen, wäre das das Ende der Beziehung gewesen", sagte er.
München - Erstmals ist in Deutschland ein Manager des Neuen Marktes zu einer Haftstrafe verurteilt worden: Das Münchner Landgericht verurteilte am Donnerstag den wegen gewerbsmäßigem Betrugs und Bilanzfälschung angeklagten ComRoad-Gründer Bodo Schnabel nach einem überraschendem Geständnis zu sieben Jahren Gefängnis. Dem Schuldanerkenntnis ging ein erheblicher Drucks des Richters voraus. Schnabels Ehefrau Ingrid wurde wegen Beihilfe zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
30 Millionen Euro
Schnabel hatte seine Anwälte zuvor eine Erklärung verlesen lassen, er räume die in der Anklage erhobenen Vorwürfe "in objektiver und subjektiver Hinsicht ein". Demnach hatte er fast den gesamten Umsatz seines Unternehmens gefälscht und dank wiederholter unrichtiger Erfolgsmeldung persönlich zusammen mit seiner Ehefrau fast 30 Millionen Euro mit Aktienverkäufen verdient. Schnabels Frau hatte die Vorwürfe bereits beim ersten Verhandlungstag in vollem Umfang eingestanden.
1,4 % nachweisbar
"Ich konnte mich dem Sog des Neuen Marktes nicht entziehen", hieß es in Schnabels Erklärung, "mein Fehler bestand darin, dass ich in der Euphorie des neuen Marktes ausschließlich zukunftsorientiert gedacht habe". Er sei sich jedoch sicher gewesen, die nach seinen Worten "vorgezogenen Umsätze" rasch durch wirkliche Umsätze ersetzen zu können. Das Unternehmen musste im Frühjahr einräumen, dass gerade einmal 1,4 Prozent des angeblichen Umsatzes von zuletzt 93,6 Millionen Euro tatsächlich nachweisbar seien.
Zirkus Neuer Markt
Staatsanwalt Peter Noll hielt dem Angeklagten trotz eines "zigfachen Millionenbetrug" die Eigendynamik des Falles zu Gute: "Zu einem Clown gehört auch ein Zirkus, und dieser Zirkus hat sich Neuer Markt genannt", sagte Noll. Man müsse erstaunt darüber sein, dass sämtliche Kontrollmechanismen des Marktes versagt hätten, "von den Wirtschaftsprüfern ganz zu schweigen". Die Finanzbranche habe Schnabels Fantasiezahlen stets geglaubt: "Man fragt sich, was Marktanalysten vom Marktgeschehen wissen." Noll hatte sieben Jahre Haft für Schnabel sowie eine Haftstrafe von drei Jahren für dessen Ehefrau gefordert.
"Opfer der Zeit"
Auch Schnabels Anwalt Thomas Pfister machte in seinem Plädoyer die Neue-Markt-Euphorie mitverantwortlich für die Tat. "Wenn ein System so gut funktioniert, wird einem der Ausstieg schwer gemacht". Scharf kritisierte er das Versagen der Kontrolle des Unternehmens: "Einer der besonderen traurigen Helden dieses Prozesses ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG", sagte er. In der Hysterie des Neuen Marktes seien "unfähige Mitarbeiter in die Arena geschickt worden". Schnabels zweiter Anwalt, Peter Krauß, nannte seinen Mandanten "auch ein Opfer der damaligen Zeit".
Abhängig
Während Bodo Schnabels Anwälte auf eine Strafe von unter sieben Jahre plädierten, forderte der Rechtsanwalt von Ingrid Schnabel eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren für seine Mandantin. Sie sei von ihrem Mann abhängig gewesen: "Hätte sie dem Clown die Pappnase herunter gerissen, wäre das das Ende der Beziehung gewesen", sagte er.