Sieben Jahre Haft für ComRoad-Gründer

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sir charles:

Sieben Jahre Haft für ComRoad-Gründer

 
22.11.02 13:22
Sieben Jahre Haft für ComRoad-Gründer

München - Erstmals ist in Deutschland ein Manager des Neuen Marktes zu einer Haftstrafe verurteilt worden: Das Münchner Landgericht verurteilte am Donnerstag den wegen gewerbsmäßigem Betrugs und Bilanzfälschung angeklagten ComRoad-Gründer Bodo Schnabel nach einem überraschendem Geständnis zu sieben Jahren Gefängnis. Dem Schuldanerkenntnis ging ein erheblicher Drucks des Richters voraus. Schnabels Ehefrau Ingrid wurde wegen Beihilfe zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

30 Millionen Euro

Schnabel hatte seine Anwälte zuvor eine Erklärung verlesen lassen, er räume die in der Anklage erhobenen Vorwürfe "in objektiver und subjektiver Hinsicht ein". Demnach hatte er fast den gesamten Umsatz seines Unternehmens gefälscht und dank wiederholter unrichtiger Erfolgsmeldung persönlich zusammen mit seiner Ehefrau fast 30 Millionen Euro mit Aktienverkäufen verdient. Schnabels Frau hatte die Vorwürfe bereits beim ersten Verhandlungstag in vollem Umfang eingestanden.

1,4 % nachweisbar

"Ich konnte mich dem Sog des Neuen Marktes nicht entziehen", hieß es in Schnabels Erklärung, "mein Fehler bestand darin, dass ich in der Euphorie des neuen Marktes ausschließlich zukunftsorientiert gedacht habe". Er sei sich jedoch sicher gewesen, die nach seinen Worten "vorgezogenen Umsätze" rasch durch wirkliche Umsätze ersetzen zu können. Das Unternehmen musste im Frühjahr einräumen, dass gerade einmal 1,4 Prozent des angeblichen Umsatzes von zuletzt 93,6 Millionen Euro tatsächlich nachweisbar seien.

Zirkus Neuer Markt

Staatsanwalt Peter Noll hielt dem Angeklagten trotz eines "zigfachen Millionenbetrug" die Eigendynamik des Falles zu Gute: "Zu einem Clown gehört auch ein Zirkus, und dieser Zirkus hat sich Neuer Markt genannt", sagte Noll. Man müsse erstaunt darüber sein, dass sämtliche Kontrollmechanismen des Marktes versagt hätten, "von den Wirtschaftsprüfern ganz zu schweigen". Die Finanzbranche habe Schnabels Fantasiezahlen stets geglaubt: "Man fragt sich, was Marktanalysten vom Marktgeschehen wissen." Noll hatte sieben Jahre Haft für Schnabel sowie eine Haftstrafe von drei Jahren für dessen Ehefrau gefordert.

"Opfer der Zeit"

Auch Schnabels Anwalt Thomas Pfister machte in seinem Plädoyer die Neue-Markt-Euphorie mitverantwortlich für die Tat. "Wenn ein System so gut funktioniert, wird einem der Ausstieg schwer gemacht". Scharf kritisierte er das Versagen der Kontrolle des Unternehmens: "Einer der besonderen traurigen Helden dieses Prozesses ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG", sagte er. In der Hysterie des Neuen Marktes seien "unfähige Mitarbeiter in die Arena geschickt worden". Schnabels zweiter Anwalt, Peter Krauß, nannte seinen Mandanten "auch ein Opfer der damaligen Zeit".

Abhängig

Während Bodo Schnabels Anwälte auf eine Strafe von unter sieben Jahre plädierten, forderte der Rechtsanwalt von Ingrid Schnabel eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren für seine Mandantin. Sie sei von ihrem Mann abhängig gewesen: "Hätte sie dem Clown die Pappnase herunter gerissen, wäre das das Ende der Beziehung gewesen", sagte er.



ich1:

ich fordere lebenslang

 
22.11.02 13:34
sicher gehört zu jedem clown ein zirkus. nur die wahrhaftig geschädigten sind die anleger, die unter umständen, weil sie vieleicht für ihr alter vorsorge treffen wollten, sich gerade dieses unternehmen ausgesucht hatten, weil vieleicht gerade die zahlen i. o. waren. was wird passieren. der herr wird genug kohle auf die seite geschafft haben und sich nach der haftstrafe, welche wahrscheinlich vorzeitig beendet wird, ein leben leisten können wie keiner der anleger. solche menschen müßten immer hinter gitter und niemals die möglichkeit bekommen sich den durch ihren betrug entstandenen und vieleicht vesteckten gewinnen  einen nutzen zu haben.

ich hatte nie aktien dieser firma.

man kann nur hohen strafen dem betrug entgegentreten, sonst werden sich betrugsfälle immer wiederholen.
sir charles:

Nach drei Jahren geht er eh frei wg guter Führung o. T.

 
22.11.02 13:44
soulsurfer:

Gut gemacht

 
22.11.02 13:52

endlich mal ein Exempel. Schnabel ist kein Opfer der Zeit, er ist ein Betrüger und hat die Strafe verdient.  
mod:

ComROAD - vorläufige Zahlen 1999/2000/2001

 
22.11.02 13:56
22.11. 13:45    
ComROAD - vorläufige Zahlen 1999/2000/2001  

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(©BörseGo - www.boerse-go.de)
Die ComROAD AG gibt aktuell die voraussichtlichen Bilanzzahlen für die Geschäftsjahre 1999/2000 und 2001 bekannt. Die endgültigen Zahlen sollen dann Anfang 2003 veröffentlicht werden. Nach Abzug der fingierten Umsätze ergibt sich demnach für
1999 ein Umsatz von 1.4 Mio. Euro, 2000 ein Umsatz von 1.35 Mio. Euro und 2001 ein Umsatz von 1.3 Mio. Euro. Der Bilanzverlust 1999 betrage demnach 1999 2.8 Mio. Euro, 2000 15.0 Mio. Euro und 2001 26.5 Mio. Euro.

soulsurfer:

kein Wachstum mehr von

 
22.11.02 13:58

50 % und mehr ;-)

draki:

ComROAD-Aufsichtsratschef: Auflösung des Unternehm

 
24.11.02 20:13
ComROAD-Aufsichtsratschef: Auflösung des Unternehmens möglich

Nach der Verurteilung des ehemaligen ComROAD- Chefs  Bodo Schnabel zu sieben Jahren Haft soll das Unternehmen möglicherweise aufgelöst werden. Das Firmenvermögen könne dann auf die Aktionäre verteilt werden, sagte der neue Aufsichtsratschef Achim Walk der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). Die Entscheidung über die Liquidation des Telematik-Anbieters hänge unter anderem davon ab, ob Schnabel und dessen Frau in diesem Fall auf die Zuteilung ihres Anteils verzichten würden. Er werde Schnabel in nächster Zeit den freiwilligen Verzicht vorschlagen, sagte Walk.

WEDER UMSATZ NOCH GEWINN

Bodo Schnabel halte nach seinen Informationen noch rund 40 Prozent der Aktien und Ingrid Schnabel rund vier Prozent. Denkbar ist nach Angaben von Walk aber auch eine Sanierung des Unternehmens mit seinen derzeit 15 Mitarbeitern. "Wir überlegen auch eine Umbenennung", sagte Walk. Derzeit macht ComROAD weder Umsatz noch Gewinn, sondern zehrt von rund 20 Millionen Euro Kapital.

Nach dem größten Bilanzskandal am Neuen Markt  war ComROAD-Gründer Bodo Schnabel am Donnerstag vom Landgericht München wegen Kursbetrugs, Insiderhandels und Betrugs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Schnabel hatte gestanden, in den Jahren 1999 bis 2001 fast den gesamten Umsatz der Firma erfunden zu haben. Seine Frau hatte ihm dabei geholfen und wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Nach wie vor zieht die neue Geschäftsleitung eine Schadenersatzklage gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Betracht, die die Bilanzen jahrelang anstandslos abgesegnet hatte. "Es hätte sich einem aufdrängen müssen, dass hier etwas nicht stimmt", sagte Walk./dw/DP/ar



24.11.2002 - 19:39
Quelle: dpa-AFX
Nassie:

Warum traut sich keiner an die KPMG heran ?

 
24.11.02 20:56
Die haben jahrelang für Pfusch die hohen Honorare kassiert.
Im Zweifel ist bei denen mehr zu holen als bei Familie Schnabel.
Das müßte doch eine Steilvorlage für gute Anwälte sein.
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