SGL Carbon: Erstes Halbjahr 2006
* Umsatz in H1/2006 um 9%, EBIT vor EuGH-Urteil um 45% über H1/2005
* Umsatzrendite vor EuGH-Urteil 14 % in H1/2006
* Vorsteuerergebnis vor EuGH-Urteil mit 56,7 Mio. € mehr als verdoppelt in
H1/2006
* EuGH-Urteil vom 29.06.2006 belastet EBIT mit 23,5 Mio. € und Finanzergebnis
mit 12,8 Mio. €
* Weitere Ergebnisverbesserung für Q3/2006 erwartet und Jahresprognose 2006
vor EuGH-Urteil angehoben
Wiesbaden, 26. Juli 2006. Dank der guten Nachfrageentwicklung in allen drei Geschäftsfeldern
konnte der Konzernumsatz im 1. Halbjahr 2006 um 9% auf 568,9 Mio. €,
währungsbereinigt um 7% gesteigert werden. Das EBIT vor EuGH-Urteil stieg stärker
als erwartet um 45% auf 79,2 Mio. €. Wesentliche Gründe für den Ergebnisanstieg waren
die anhaltend positive Entwicklung bei Carbon and Graphite und Specialties sowie
Kosteneinsparungen von etwa 12 Mio. €.
Finanzergebnis
Das Finanzergebnis vor EuGH-Urteil verbesserte sich im 1. Halbjahr 2006 auf minus
22,5 Mio. € gegenüber minus 27,8 Mio. € im Vorjahreshalbjahr. Dies resultiert im Wesentlichen
aus einem geringeren Nettozinsaufwand aufgrund der gesunkenen Finanzschulden
sowie geringeren Zinsaufwendungen im Zusammenhang mit Kartellverfahren
wegen der vorzeitigen Zahlung der restlichen nordamerikanischen Kartellverbindlichkeiten
in 2005 sowie der Bar-Hinterlegung der ersten europäischen Kartellstrafe im April
2006. Darüber hinaus ist das sonstige finanzielle Ergebnis durch positive Stichtagsbewertungen der Zins- und Währungsinstrumente des Unternehmens beeinflusst.
Ergebnis vor und nach Steuern
Das Ergebnis vor Ertragsteuern vor EuGH-Urteil hat sich von 26,8 Mio. € im Vorjahreshalbjahr
auf 56,7 Mio. € im Berichtszeitraum mehr als verdoppelt. Auf den steuerlich
abzugsfähigen Zinsaufwand aus Kartellverfahren hat SGL Carbon aufgrund der erreichten absoluten Höhe und aufgrund der Mindestbesteuerungsregelungen in Deutschland
keine latenten Steuern gebildet. Einschließlich der Belastungen aus dem EuGH-Urteil
ergibt sich somit ein Periodenüberschuss von 1 Mio. € und ein Ergebnis pro Aktie von
0,02 € auf Basis einer durchschnittlichen Aktienanzahl von 60,2 Mio.
Entwicklung des Eigenkapitals
Durch die Kapitalerhöhungen erhöhte sich das Eigenkapital der Anteilseigner zum
30. Juni 2006 um 90 Mio. € auf 402 Mio. € und führte somit zu einer Verbesserung der
Eigenkapitalquote von 27,2% auf 34,1%. Ohne die Belastungen aus dem EuGH-Urteil
hätte sich eine Eigenkapitalquote von 37% ergeben.
Nettofinanzschulden
Zum 30. Juni 2006 verbesserten sich die Nettofinanzschulden deutlich durch die um
21 Mio. € geringeren Finanzschulden. Im April 2006 wurde zusätzlich zu den aus der
Kapitalerhöhung erlösten Mitteln auch ein Teil des Kassenbestands zur Bar-
Hinterlegung der EU-Kartellstrafe auf Basis des EuG-Urteils vom 29. April 2004 verwendet.
Deshalb ist das EuGH-Urteil vom 29. Juni 2006 nur noch mit 8,5 Mio. € im 3.
Quartal 2006 zahlungswirksam. Nach der Zahlung im 3. Quartal sind dann neben den
Erlösen aus der Kapitalerhöhung zusätzlich rund 17 Mio. € für Kartellzahlungen in
2006 zur Auszahlung gelangt. Trotz dieses Liquiditätsabflusses halten wir dank des besseren
Mittelzuflusses aus betrieblicher Tätigkeit an unserer Prognose fest, die Nettofinanzverbindlichkeiten bis zum Jahresende auf unter 240 Mio. € zu senken.
EuGH-Urteil
Wie bereits berichtet hat am 29. Juni 2006 der Europäische Gerichtshof (EuGH) sein
Urteil im Verfahren „Graphitelektroden“ verkündet und damit die Entscheidungen des
Europäischen Gerichts (EuG) vom 29. April 2004 sowie die der Europäischen Kommission
vom 18. Juli 2001 verändert und auf 75,7 Mio. € festgesetzt. Aufgrund dieses Urteils
hat das Unternehmen im 2. Quartal 2006 Anpassungen bei den Rückstellungen
vorgenommen, wodurch das EBIT mit 23,5 Mio. € und das Finanzergebnis mit 12,8
Mio. € nicht zahlungswirksam belastet ist. Wie bereits berichtet, wurden zu Beginn des
2. Quartals das Bußgeld sowie die ausstehenden Zinsen auf Basis der Entscheidung des
EuG bei der Europäischen Kommission ohne Anerkennung einer Rechtsschuld bar hinterlegt.
Damit führt das Urteil des EuGH nur noch zu einem Mittelabfluss von 8,5 Mio. € im 3. Quartal 2006. Mit dieser Entscheidung des EuGH und den im 2. Quartal erfolgten bilanziellen und ergebniswirksamen Maßnahmen sind die Auswirkungen aus dem Verfahren „Graphitelektroden“ endgültig abgeschlossen.
Segmentberichterstattung
Carbon and Graphite (CG)
Im 1. Halbjahr 2006 konnte der Umsatz dank erfolgreich durchgesetzter Preiserhöhungen
für Graphitelektroden sowie dem steigenden Absatz bei Kathoden um 9% auf 338,5
Mio. € gesteigert werden, währungsbereinigt um 7%. Trotz geplanter rückläufiger Graphitelektroden- Auslieferungen stieg das EBIT dank Preissteigerungen und kontinuierlichen
Kostensenkungsmaßnahmen um 26% auf 76,1 Mio. €. Die Umsatzrendite verbesserte
sich auf 22,5% im Vergleich zu 19,4% im Vorjahreshalbjahr. Die Durchschnittspreise
für Graphitelektroden stiegen gegenüber dem 1. Halbjahr 2005 um 22% in USD
und 10% in EUR. Im Berichtszeitraum wurden zwar wie erwartet rund 10% weniger
Graphitelektroden ausgeliefert als im außergewöhnlich starken 1. Halbjahr 2005, die
Auslieferungen erreichten aber mit 99.000 Tonnen ein Niveau vergleichbar mit dem
Durchschnitt der ersten Halbjahre früherer Jahre. Der Anstieg der Faktorkosten gegenüber
dem Vorjahr bewegte sich am oberen Ende der angegebenen Spanne von 10–15%.
Specialties (S)
Der Umsatzanstieg um 15% auf 145,9 Mio. €, währungsbereinigt um 14%, wurde insbesondere von der Nachfrage aus der Solar- und Kernenergieindustrie sowie aus industriellen Applikationen und als Folge einer guten Auftragslage im Bereich Prozesstechnologie positiv beeinflusst. Das EBIT hat sich im Vergleich zum noch vom schwachen Q1/2005 geprägten Vorjahreshalbjahr aufgrund des Umsatzwachstums und der daraus besseren Kapazitätsauslastung mehr als verdoppelt.
Wie bereits erstmals im Q1/2006 dargestellt, verbleibt die Umsatzrendite mit 11,8%
auch im 1. Halbjahr 2006 weiter innerhalb des Zielkorridors des Unternehmens von
10–15%.
SGL Technologies (T)
Der Umsatz stieg um 3% auf 83,7 Mio. €, währungsbereinigt blieb er unverändert.
Hierbei hat die höhere Nachfrage nach Kohlefasern die projekt- und entwicklungsbedingte
Verschiebung des Umsatzes bei Composites in das 2. Halbjahr überkompensiert.
Das EBIT ist mit 0,2 Mio. € positiv trotz – wie bereits im 1. Quartal berichtet – der Belastung
durch eine Forderungsabschreibung von ca. 1 Mio. € wegen der voraussichtlich
vorübergehenden Insolvenz (Chapter 11) der Gesellschaften der Dana Corporation in
den Vereinigten Staaten, eines SGL Carbon-Kunden im Bereich Expanded Graphite.
Mitarbeiter
Zum 30. Juni 2006 belief sich die Anzahl der Mitarbeiter im Konzern auf 5.280 gegenüber
dem Stand Ende Dezember 2005 von 5.263. Während die Belegschaft bei Carbon
and Graphite und Specialties leicht abnahm, wurde bei SGL Technologies aufgrund der
geplanten Geschäftsausweitung weiter Personal aufgebaut.
Ausblick
Für das 3. Quartal 2006 rechnet SGL Carbon mit einem um mindestens 10% steigenden
Konzernumsatz und einer Erhöhung des Konzern-EBITs um mindestens 20% im Vergleich
zum 3. Quartal 2005. Die Umsatzsteigerung bei Carbon and Graphite dürfte bis
zu 20% betragen, während sich die EBIT-Verbesserung mit 30% bis 40% wieder überproportional entwickeln dürfte. Für Specialties erwartet das Unternehmen im Umsatz
und EBIT wieder ein solides Quartal, das sich nahe dem Niveau des starken Vorjahresquartals
bewegen sollte. Bei SGL Technologies wird ein Umsatzwachstum von mehr als
10% und ein positives EBIT trotz Wegfall des AUDI-Sondereffektes im Vergleich zum
Vorjahresquartal erwartet. Nach Abschluss des 1. Halbjahres hebt das Unternehmen
seine Prognose für das Gesamtjahr an und erwartet nun eine Umsatzsteigerung von
5–10% und eine Verbesserung des EBIT vor EuGH-Urteil von mindestens 30%. Das
Finanzergebnis vor EuGH-Urteil wird weiterhin mit etwa minus 50 Mio. € geplant. Als
Konsequenz der besseren operativen Entwicklung rechnet SGL Carbon mit einem Vor- und
Nachsteuerergebnis vor EuGH-Urteil, das sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als
verdoppeln wird.
Wichtige Kennzahlen SGL Carbon Group
( in Mio. € / nicht testiert )
§1. Halbjahr
2006
2005
Umsatz 568,9 521,8
Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA)1) 104,7 89,4
Betriebsergebnis (EBIT) 1) 79,2 54,6
Umsatzrendite 1) 2) 13,9% 10,5%
Periodenüberschuss vor Anteilen anderer Gesellschafter 1,0 14,9
Ergebnis je Aktie (in €) 0,02 0,26
Betrieblicher Cashflow vor Kartellzahlungen 3) 42,7 5,3
§
30. Juni 2006
31. Dez.
2005
Bilanzsumme 1.177 1.183
Eigenkapital der Anteilseigner 402 322
Nettofinanzschulden 253 265
Verschuldungsgrad 4) 0,6 0,8
Eigenkapitalquote 5 ) 34,1% 27,2%
(1) Vor Auswirkungen aus dem EuGH-Urteil von 23,5 Mio. €
(2) EBIT zu Umsatz
(3) Bereinigt um Währungseinflüsse
(4) Nettofinanzschulden zu Eigenkapital der Anteilseigner
(5) Eigenkapital der Anteilseigner zu Bilanzsumme
Rückwirkende Anpassungen
Erstmalig seit dem Konzernabschluss zum 31. Dezember 2005 werden alle bisher nicht konsolidierten Tochtergesellschaften vollständig in den Konsolidierungskreis einbezogen sowie zwei Joint Ventures nach der Equity-Methode bilanziert. Für die Quartalsdarstellung des Geschäftsjahrs 2005 wurden die bereits veröffentlichten Daten um die vorher nicht konsolidierten Gesellschaften angepasst und vergleichbar dargestellt.
Zukunftsgerichtete Aussagen:
Dieses Dokument enthält Aussagen über zukünftige Entwicklungen, die auf derzeit zur Verfügung stehenden Informationen beruhen und die Risiken und Unsicherheiten bergen, die dazu führen können, dass die tatsächlichen Ergebnisse von den vorausschauenden Aussagen abweichen können. Die Aussagen über zukünftige Entwicklungen sind nicht als Garantien zu verstehen. Die zukünftigen Entwicklungen und Ergebnisse sind vielmehr abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, sie beinhalten verschiedene Risiken und Unwägbarkeiten und beruhen auf Annahmen, die sich möglicherweise als nicht zutreffend erweisen. Dazu zählen zum Beispiel nicht vorhersehbare Veränderungen der politischen, wirtschaftlichen und geschäftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere im Umfeld der Elektrostahlproduktion,
der Wettbewerbssituation, der Zins- und Währungsentwicklungen, technologischer Entwicklungen sowie sonstiger Risiken und Unwägbarkeiten. Weitere Risiken sehen wir u.a. in Preisentwicklungen, nicht vorhersehbaren Geschehnissen im Umfeld akquirierter Unternehmen und bei Konzerngesellschaften sowie bei den laufenden Kostenoptimierungsprogrammen. SGL Carbon beabsichtigt nicht, diese vorausschauenden Aussagen zu aktualisieren.