Geklaut? Streit um Europa auf dem Euro
Paris - Den neuen Euro-Geldscheinen droht der Reißwolf. Ein französisches Kartographie-Unternehmen will nämlich entdeckt haben, dass die Europakarte auf der Rückseite der Banknoten ein Raubdruck ist. Beim Amtsgericht ihrer Heimatstadt Clermont-Ferrand hat die Firma M Sat Editions - 20 Mitarbeiter, 4,8 Millionen Euro Jahresumsatz - Klage wegen Plagiats eingereicht.
Wim Duisenberg, der Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), soll auch persönlich wegen "Fälscherei" belangt werden. Die örtliche Polizei hat Ermittlungen eingeleitet.
M-Sat-Chef Laurent Masselot glaubt entdeckt zu haben, dass die Euro-Bebilderung rechtswidrig abgekupfert ist von einer Europakarte, die seine Mitarbeiter in vierjähriger Kleinarbeit und mit einem Aufwand von mehr als vier Millionen Euro erstellt haben. "Es war eine Mammutarbeit", sagt er. "Hunderte von Satellitenaufnahmen wurden dafür verwendet, der Erdkrümmung angepasst und in den Farben und Perspektiven harmonisiert." Um das Endprodukt ästhetisch ansprechend zu gestalten, habe man sich bei einigen Gebirgszügen und bewaldeten Landstrichen "ein paar Freiheiten" erlaubt. "Haargenau dieselben Eigenwilligkeiten tauchen auf den Banknoten auf", erklärt Masselot. "Ein skandalöser Fall."
Die farbige M-Sat-Karte erschien 1997 auf dem Titel einer naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift. Gleichzeitig brachte ein österreichischer Verlag die Karte mit Masselots Genehmigung im Posterformat heraus unter dem Titel "Die Europäische Union aus dem Weltall gesehen". Ein EZB-Sprecher versichert: "Alle erforderlichen Rechte wurden 1997 erworben, als der Österreicher, dessen Design letzten Endes angenommen wurde, seinen Entwurf für die Euro-Scheine einreichte."
Das sieht Masselot ganz anders. "Das Copyright gehört allein uns." Niemand in Österreich sei berechtigt gewesen, die Weiterverwertung zu genehmigen. M-Sat-Anwalt Gilles-Jean Portejoie verlangt als Erstes einen sofortigen Druckstopp weiterer Euro-Noten. "Laut Gesetz könnten wir jetzt verlangen, dass sämtliche bereits in Umlauf befindlichen Banknoten eingezogen und vernichtet werden, wie das bei Raubkopien von Markenartikeln üblich ist. Wahrscheinlicher ist, dass wir die Europäische Zentralbank zu einer finanziellen Einigung auffordern werden. Aber selbst wenn sie uns nur einen Zehntel Cent für jeden der 25 Milliarden ausgegebenen Scheine mit unserer Grafik zahlt, scheffeln wir ein Vermögen." (SAD)
julius----->voolles Röööhrrr