16.10.2003 06:06
AUSBLICK: Analysten erwarten von SAP Quartalsgewinnplus und höhere Prognosen
WALLDORF (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP hat nach Einschätzung von Analysten seinen Gewinn im dritten Quartal gesteigert. Nachdem SAP die Märkte und Analysten jüngst bereits mit einem deutlich besser als erwartet ausgefallenem Lizenzumsatz überrascht hat, steht bei der Bekanntgabe der detaillierten Geschäftszahlen an diesem Donnerstag (16. Oktober) neben dem Gewinn im dritten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr im Blickpunkt. Die meisten Experten rechnen damit, dass SAP die bisherige Prognose leicht anhebt.
Beim operativen Gewinn erwarten die zehn von dpa-AFX befragten Analysten durchschnittlich einen Anstieg von 336 Millionen im Vorjahr auf 352 Millionen Euro. Die Spanne reicht dabei von 346 bis 372 Millionen Euro. Beim Überschuss rechnen die Experten mit einem rund zehnprozentigen Anstieg auf 222 Millionen Euro (Spanne: 193 bis 234 Mio Euro) oder 0,71 Euro je Aktie (Spanne 0,62 bis 0,79 Euro). Bei den Prognosen handelt es sich um Zahlen, die nach der überraschenden Mitteilung über die Umsatzentwicklung im dritten Quartal aktualisiert wurden.
LEICHTE ANHEBUNG DER ERGEBNISPROGNOSE ERWARTET
Bei der Prognose für das Gesamtjahr gehen die meisten Experten davon aus, dass SAP trotz der positiven Umsatzentwicklung im dritten Quartal nach wie vor auf eine Umsatzprognose verzichtet. Dagegen wird eine leicht bessere Vorhersage für die operative Marge sowie den Gewinn je Aktie erwartet. Bisher geht SAP davon aus, dass die Proforma-Marge auf 23,7 bis 24,2 Prozent gesteigert werden kann. Außerdem soll der Proforma-Gewinn je Aktie zwischen 3,45 und 3,60 Euro liegen.
Bei den Proforma-Ergebnissen sind die Kosten für aktienorientierte Vergütungsprogramme, akquisitionsbezogene Aufwendungen sowie außerplanmäßige Abschreibungen nicht enthalten. Diese hatten das SAP-Ergebnis vor allem in den Jahren 1999 bis 2001 mit Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe verhagelt. Deren Bedeutung nimmt aber immer mehr ab. Für das dritte Quartal erwarten die Experten nur einen geringen negativen Einfluss von rund 10 Millionen Euro.
ANALYSTEN: SAP WIRD AUF EUPHORIEBREMSE TRETEN
Die Experten der Bank UBS gehen davon aus, dass SAP die Prognose an den oberen Rand der bisherigen Schätzung anhebt. HVB-Analyst Knut Woller ist etwas optimistischer. SAP wird seiner Einschätzung nach die Zielgröße für die operative Marge auf 25 bis 26 Prozent anheben. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass SAP bei Bekanntgabe der Zahlen nach den positiven Daten zum Lizenzumsatz auf die Euphoriebremse treten wird. Die Aktie legte innerhalb weniger Minuten nach Veröffentlichung der Umsatzzahlen (8. Oktober) rund 11 Prozent zu - bei einer Börsenkapitalisierung von zuvor rund 36 Milliarden Euro immerhin fast 4 Milliarden Euro.
SAP verzeichnete beim Lizenzumsatz lediglich einen Rückgang von 5 Millionen auf 430 Millionen Euro. Experten hatten beim Lizenzumsatz einen Wert von rund 370 Millionen Euro erwartet, wobei selbst die größten Optimisten nur 410 Millionen Euro prognostiziert hatten. Der Gesamtumsatz sei von 1,702 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,650 Milliarden Euro gefallen. Auch hier hatten Analysten mit einem stärkeren Rückgang gerechnet.
SORGEN ÜBER BEWERTUNGSNIVEAU DER AKTIE
Die Analysten waren von den vorgelegten Umsatzzahlen durchweg begeistert.
Die Stimmen reichten von "vortreffliche Vorstellung" (Goldman Sachs) bis zu "Willkommen zur Party" (Merrill Lynch). SAP habe den vorläufigen Zahlen bei den Marktanteilen weiter zugelegt und habe sich in einem schwierigen Marktumfeld bewährt. Sorgen bereitet einigen Analysten lediglich das hohe Bewertungsniveau der Aktie. Viele Experten wollen die Details zum abgelaufenen Quartal abwarten, bevor sie möglicherweise ihre Prognosen für die SAP-Gewinne im laufenden und kommenden Jahr anheben./zb