RWE plant Millionenprojekte in Russland

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RWE plant Millionenprojekte in Russland

 
02.01.02 20:36

RWE plant Millionenprojekte in Russland


Von Michael Gassmann, Düsseldorf

Der RWE-Konzern bemüht sich intensiver um eine starke Position auf dem russischen Strommarkt. RWE bestätigte Pläne zum Bau einer Elektrizitätsbrücke zwischen den Stromnetzen Russlands und Finnlands.

Experten schätzen die Investition auf 120 Mio. Euro. "Wir haben Anfang Dezember Gespräche mit der russischen Seite geführt", sagte Ralf Schäfer, Sprecher von RWE Trading, der Financial Times Deutschland. Außerdem will sich RWE an einem Dreiecksgeschäft beteiligen, das die Aufarbeitung von Atombrennstäben aus dem bulgarischen Kraftwerk Kosloduj in Russland ermöglichen soll.


Hintergrund der RWE-Strategie ist die Erwartung, dass die Elektrizitätsmärkte im Osten stark wachsen, wenn die Transformation der früher kommunistischen Volkswirtschaften weiter voranschreitet. "Osteuropa bietet Chancen auch in naher Zukunft", meinte Schäfer. RWE rechnet sich zudem eine Verbesserung seiner Startposition bei der Privatisierung der überwiegend staatlichen Energiesysteme aus.


Die Gespräche über die Netzverbindung führte RWE Anfang Dezember in Murmansk mit Vertretern des russischen Atomministeriums Minatom und des Energieversorgers RAO. Es handelt sich um eine so genannte Gleichstrom-Kurzkupplung, die zur störungsfreien Verbindung der technisch unterschiedlichen Netze in Ost und West nötig ist. Nach einem russischen Agenturbericht ist das Projekt in den Bau einer 330-Kilovolt-Hochspannungsleitung zwischen dem Kernkraftwerk Kola und der finnischen Übergabestation Pirttikoski geplant.





Kritik von Greenpeace


RWE trage dazu bei, die Betriebsdauer unsicherer Blöcke des Kernkraftwerks Kola zu verlängern, warf Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer dem Essener Konzern vor. "Das ist ein heikles Geschäft. Das Atomkraftwerk Kola gehört zu den gefährlichsten der Welt", sagte er. Das Kraftwerk besteht aus vier Blöcken zu je 440 Megawatt Leistung. Die beiden älteren des Typs WWER440/230 gingen 1973 und 1974 in Betrieb. Sie gelten als besonders problematisch. Ein Block ist laut Münchmeyer wegen Absatzproblemen in Russland abgeschaltet. Eine Verbindung nach Finnland würde ihn auslasten. RWE wies das zurück. Werde das Projekt realisiert, stamme ein Teil des exportierten russischen Stroms aus Wasserkraft. Beim finnischen Partner, dem staatlichen Energiekonzern Fingrid, gebe es aber "noch viele offene Fragen", so Schäfer. Finnland erwäge statt der Netzkupplung den Bau eines neuen Kernkraftwerks.


RWE Trading verhandelt zudem seit einem halben Jahr mit dem staatlichen bulgarischen Energieversorger NEK über die Vermarktung von Strom aus dem Kernkraftwerk Kosloduj, bestätigte der Sprecher. NEK solle auf diese Weise Devisen für die notwendige Entsorgung von Kosloduj erhalten. Der Strom werde ausschließlich in Osteuropa verkauft. Nach Informationen von Greenpeace verlangt die russische Firma Techsnabexport - de facto eine Abteilung des Ministeriums Minatom - 24,8 Mio. $ für Transport, Lagerung und Aufarbeitung von zunächst 96 Brennelementen. Techsnabexport besteht laut Vertrag vom 16. Juni 2000 auf Zahlung in Dollar. Dieser Transport sei bereits Anfang November per Zug nach Sibirien erfolgt, sagte Münchmeyer. "Das ist nur ein Pilotprojekt, andere folgen", vermutet Greenpeace-Experte. Die bulgarische Seite steht in den Verhandlungen mit RWE unter Zeitdruck. Nach dem der FTD vorliegenden Vertragstext ist ein Zahlungsziel von 90 Tagen vorgesehen, also bis Anfang Februar.


Die Transporte verstoßen nach Auffassung von Greenpeace gegen russisches Recht. Anwälte der Öko-Organisation haben die russische Staatsanwaltschaft aufgefordert, dagegen vorzugehen. RWE ermögliche die Transporte durch die geplante Vermarktung des Stroms. Schäfer wies auch das zurück: "Unsere Partner haben uns versichert, dass alles nach Recht und Gesetz läuft. Ich zweifle nicht daran", sagte er. Vier der sechs Blöcke in Kosloduj sind ältere Druckwasserreaktoren sowjetischer Bauart, die nach einem Vertrag mit der EU zwischen Ende 2002 und 2005 geschlossen werden. Zwei neuere Blöcke werden modernisiert.

FTD
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