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von einsteiger 15.04.01 13:33:11 3308606 COMROAD AG
Wo liegt die Wahrheit ? Oder ist alles nur ein Missverständnis ?
Man glaubt es kaum, wie erwachsene (?) Menschen getrieben einerseits von Angst und Panik – andererseits – und das ist noch viel schlimmer oft nur aus lauter Schadenfreude die Börsenboards mit tausenden von Beiträgen regelrecht torpedieren, wobei man bei den meisten den Eindruck hat, dass „Überlegen“ erst ziemlich weit hinten ansteht.
Zudem ist beim Lesen der verschiedenen Beiträge zu vermuten, dass ein Grossteil der Schreiber den Platow Beitrag gar nicht richtig gelesen hat, denn in vielen Fällen wird an den eigentlichen Vorwürfen völlig vorbeidiskutiert.
Was ist eigentlich geschehen das diese Massenhysterie auslöst, was ist daraus zu folgern und was wird am Dienstag mit Comroad passieren ?
1. Der Platowbrief hat gegenüber der Comroad AG Behauptungen aufgestellt die der Gesellschaft rechtswidrige oder zumindest dubiose Geschäftspraktiken unterstellen. Kernpunkt ist der Vorwurf die Comroad AG würde Scheinumsätze mit sich selbst generieren. Vermutungen Prognosen könnten nicht eingehalten werden sollen hier nicht mitbewertet werden, denn das ist von Analysten wie von Firmen erst im Nachhinein überprüfbar.
2. Folglich ist nur entscheidend, ob diese Behauptungen (so absolut) richtig sind oder nicht.
3. Der Comroad Kurs wird in jedem Fall zunächst sinken, wie tief hängt davon ab, ob und wieweit die jetzigen Aktionäre im Stande sind sich ein eigenes Urteil zu bilden. Zitat: „Einer springt am Dienstag morgen ins Wasser, die Frage ist wie viele springen hinterher ?“
Wer als Comroad Aktionär am Dienstag morgen verkaufen will, für den erübrigt sich im Grunde jede weitere Aufregung, er muss einfach den Eröffnungskurs oder jeden anderen Kurs den er bekommt akzeptieren.
Wer nicht gleich verkaufen, sondern zunächst abwarten will, für den ist nur der Punkt 2 siehe oben wichtig.
Hat der Platow-Brief recht oder nicht ?
Oder ist gar alles nur ein Irrtum ? Kann es womöglich sein, dass da Argumente vermischt und Halbwahrheiten falsch aufgefasst wurden und diese bei entsprechender Auslegung „stimmen“ könnten - andererseits nicht im Widerspruch zu Comroads Planungen und Aussagen stehen. ?? Jedes wenn und aber, hätte, könnte, wäre hat ein Fünkchen Wahrheit – was aber passt wirklich zusammen ?
Was spricht für den Platow Brief und gegen die Comroad AG ?
...das rechtliche und imagemässige Risiko der falschen Anschuldigung wird man beim Platow Brief nicht leichtfertig auf sich nehmen.
...wo Rauch ist, ist auch Feuer – zumindest ein wenig Glut. Dieses Argument ist zwar nicht logisch, aber trotzdem nicht zu unterschätzen.
...nach den unzähligen „Gaunergeschichten“ am Neuen Markt klingen die Zahlen und Prognosen von Comroad schon fast verboten gut – zu gut. Eine gesunde Portion Misstrauen ist hier sehr wohl angebracht.
....kaum jemand kennt die Telematikgeräte aus eigener praktischer Erfahrung – schon gar nicht Comroad Geräte. Es fehlt also der „praktische“ Beweis für deren Funktionalität und Praxistauglichkeit – ja gar für deren Existenz.
...die Kooperationen mit Skynet und IDEALab stehen erst am Anfang. Die für 2001 geplanten Umsatzmengen müssten demnach hauptsächlich ab dem 2. vielleicht erst ab den 3. Quartal noch fast vollständig erbracht werden.
...in der nur abgekürzt vorliegenden Bilanzversion fehlen Erläuterungen zu den einzelnen Positionen.
...die Vermutungen der Platow Brief mache sich zum Gehilfen für Institutionelle Investoren ist wohl eher wilde Spekulation als zu vermutende Tatsache.
...die Comroad AG hat möglicherweise mehrfache Anfragen des Platowbriefes nicht beantwortet oder bewusst hinausgezögert und damit nicht gerade zur Aufklärung der Vorwürfe beigetragen.
...die Comroad AG ist noch eine sehr kleine Gesellschaft und kann noch auf keinen langjährigen konstanten Geschäftsverlauf in der Vergangenheit zurückblicken.
Was spricht gegen den Platow Brief und für die Comroad AG ?
...Börsenmedien stehen seit einiger Zeit unter starkem Druck. Die Auflagen gehen drastisch zurück. Effektvolle Publicity ist die billigste Werbung die es gibt. Dabei steht wie bei Künstlern oder Sportlern die Art der Publicity nur an zweiter Stelle. Hauptsache man steht im Rampenlicht und der eigene Name wird genannt. Der Rest ist oft schnell vergessen.
...der Veröffentlichungstermin am Gründonnerstag hat einen schalen Beigeschmack. Es folgen vier Feiertage an denen die Meldung bei den neu Informierten so richtig wirken kann. Eine effektive „Gegenwehr“ von Seiten der Firma ist an diesen Tagen nur schwer möglich. Die Aktionäre sind teilweise im Urlaub. Wer am Donnerstag Abend kein NTV gesehen hat und in keinen Börsenforen verkehrt erfährt frühestens am Dienstag davon, viele vielleicht erst nach der Rückkehr aus dem Osterurlaub.
...die allgemeine Verunsicherung am Neuen Markt ist derzeit so groß, dass bereits kleinste Erschütterungen zu einem Erdbeben werden. Man könnte von einem seriösen Medium erwarten, dass es in der Wahl des Zeitpunktes nicht nur die Eigeninteressen voranstellt.
...die Begründung des Platow Briefes, man könne wegen des bisherigen Kursverfalles nun nicht mehr länger mit der Veröffentlichung warten, obwohl noch keine Stellungnahme seitens der Comroad AG vorliegt. Man müsste in diesem Falle unterstellen, dass der Platow Brief andere Kreise schon vorher informiert hat, die den bisherigen Kursverfall ausgelöst haben – oder diese Kreise sind die Informanten des Platow Briefes.
...ein fehlender Geschäftsbericht wurde von der Deutschen Börse nicht angemahnt. Richtig ist, dass derzeit anscheinend nur eine 6-seitige Kurzversion vorliegt. Hier wurde möglicherweise bewusst mit einer Halbwahrheit argumentiert.
...der gesamte Bericht des Platow Brief kommt ohne eigentliche Fakten aus und basiert nach eigenen Aussagen fast nur auf Informationen Dritter.
...wie es aussieht hat der Platow Brief keine umfangreichen eigenen Recherchen angestellt oder das Ergebnis dieser Recherchen in dem Bericht nicht veröffentlicht. Die Firma Skynet Ltd z.B. ist ein börsennotiertes Unternehmen über das es öffentlich zugängliche Informationen und Bilanzen gibt. Deren Zahlen für 2000 müssten somit also für die Verantwortlichen diese Berichtes leicht nachvollziehbar sein. Zahlen für 2001 sind können von allen Seiten nur Schätzungen sein, auch von der Redaktion des Platow Briefes und gehören somit in den Bereich der Spekulationen.
...der Bericht der Platow Briefes verwendet für seine Anschuldigungen fast ausschließlich Fremdmeinungen und sichert sich dadurch gegen Regressansprüche ab. Es werden Sätze wie. „ Informierte Kreise berichten uns nun... Branchenkenner fürchten... vermuten Insider Keine einzige der Kern-Anschuldigungen stammt also konkret aus dem Munde des Platow Briefes. Es werden nur Vermutungen und Schlussfolgerungen aus diesen Aussagen abgeleitet.
...bei den Absatzzahlen zu IDEALab entsteht u.U. der Eindruck, dass Absatz- und Planzahlen bewusst verdreht, vertauscht oder falsch dargestellt werden um die Dramatik zu steigern. Die Comroad AG spricht konkret von Lieferungen zu Pilotprojekten im ersten Quartal 2001. Ob das nun 20, 30 oder 100 Geräte sind oder waren ist unerheblich. Der Platow Brief stellt nun diese Pilotobjekte den geplanten Umsatzzahlen für das Gesamtjahr 2001 gegenüber. Man könnte das als Oberflächlichkeit des Redakteurs auslegen – aber auch als „bewusste“ Fahrlässigkeit. Einen fachlich sauberen Eindruck hinterlässt es jedenfalls nicht.
...das einzige Argument für die vermuteten Scheingeschäfte mit der Fa. Skynet . ist: Branchenkenner fürchten... Es folgt noch die eigene Feststellung, dass die Comroad AG 50 Millionen zur letzten KEH eingenommen hat, die diese Scheingeschäfte theoretisch ermöglichen würden. Das ist richtig. Aber mit den 50 Millionen könnte man auch ins Spielkasino gehen, sich einen Bananenfrachter kaufen oder es einfach auf die Bank legen. Theoretisch wäre das alles möglich.
...die Zweifel an der Seriosität der Geschäftsbeziehung zu der Fa. IDEALab entspringen der Argumentation ...vermuten Insider
... Meiden Sie das Papier bis der Sachverhalt endgültig geklärt ist. ist die Konsequenz aus den Ausführungen des Platow Briefes. Wenn man wollte, könnte man jetzt ganz schelmisch annehmen, dass die Damen und Herren der Platow Redaktion auch noch nicht so ganz sicher sind, was aus der Geschichte wird. Einen Verkaufs-Hinweis für „Noch“ Comroadaktionäre erfolgt nicht.
...der Platow Brief hat am 6.4. 2001 eine noch mehr oder weniger positive Haltung zur Comroad AG bekräftigt. Bis zum Erscheinen der jetzigen Ausgabe hatte diese Aussage Bestand und wurde praktisch erst mit dieser 100%igen Kehrtwende revidiert.
...der Platow Brief bestätigt mehrere Wochen mit dieser Recherche beschäftigt gewesen zu sein und in dieser Zeit auch Auskünfte der Comroad AG eingefordert zu haben. Das bedeutet, dass der Platowbrief zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner letzten Empfehlung von seinen eigenen Zweifeln an der Comroad AG gewusst haben muss. Andernfalls wäre zu befürchten, dass in der Redaktion des Platow Briefes eine Hand nicht weiß, was die andere tut.
...vom Platow Brief wurden „Ist-Zahlen“ für 2001 genannt. Zu welchem genauen Datum diese Zahlen gültig waren wird hingegen nicht gesagt. Da die Recherchen „mehrwöchig“ waren könnten dies Zahlen auch schon einige Wochen alt sein. Hier müsste wiederum das Argument der bewussten Halbwahrheit ins Spiel gebracht werden.
...vom Platow Brief gibt es ein erstes Statement auf eine Rund-Mail des Comroad Vorstandes an registrierte Aktionäre. In diesem Statement bezeichnet der Platow Brief den Satz „..dass die Prognosen auf einem globalen Distributionsnetz von Unternehmen basieren, deren kritische Größe und finanzielle Stärke wir anzweifeln als Kernaussage. Diese „Richtigstellung“ lässt zumindest aufhorchen, denn die Kernaussage des vorangegangenen Berichtes ist eindeutig: ... die Comroad AG würde Scheinumsätze mit sich selbst generieren.
Eine Menge Argumente. Richtige und Falsche ? Wer weiß das schon genau zum jetzigen Zeitpunkt. Der Comroad Aktionär muss aber wohl „seine“ Wahrheit finden. Ob er will oder nicht.
Wer keine Comroad Aktien hat, der kann sich gleich mit den grundlegenden Problemen des Neuen Marktes beschäftigen und ist von dieser nicht leichten Entscheidung wenigsten befreit.
Es soll hier aber nur um den Bericht des Platow Briefes vom Donnerstag gehen.
Die wilden Spekulationen in den Börsenboards um die Höhe des Anlagevermögens, die Ferraris der Vorstände, die Größe der Lagerräume und die Anzahl der Mitarbeiter entbehren meist jeder Grundlage und Grundkenntnisse und sollen nicht nochmals zur Diskussion stehen.
Der Inhalt des Platow Briefes ist höchst interessant – ich habe mehrmals gelesen, nachgedacht und versucht die Motivation zur Veröffentlichung gerade auch zu diesem Zeitpunkt zu verstehen. Ich habe für mich eine Antwort gefunden. Ob sie richtig ist, wird sich erst noch herausstellen. Was aber noch nichts über den Wahrheitsgehalt aussagt.
Motivation und Grund diesen „Platow-Brief“ zu veröffentlichen gäbe es in beiden Fällen. Ob der Inhalt nun stimmt oder nicht. Denn wenn man wirklich genau hinsieht wird man erkennen, dass den Damen und Herren das Platow Briefes rechtlich nichts passieren kann, selbst wenn die hintergründigen Anschuldigungen völlig haltlos wären.
Viele Grüße, Einsteiger
Hier nochmals die Vorwürfe der Platow Briefes:
Was steckt hinter dem ComROAD-Kursdesaster?
Obwohl der Telematik-Spezialist ComROAD (WKN 544 940) den Markt mit Ergebnissen "über Plan" verwöhnt, fällt die Aktie wie ein Stein. Informierte Kreise berichten uns nun, dass die Umsätze, die CEO Bodo Schnabel der Anlegerschaft präsentiert, nicht auf seriösen Geschäftsbeziehungen beruhen sollen!
Wir blicken beim britischen Kooperationspartner Skynet Telematics "hinter die Kulissen": 2001 hat der Partner bisher 150 Telematik-Einheiten bei seinen Kunden installiert. Geplant ist aber der fragwürdige Absatz von rd. 8 000 Einheiten! Es kommt noch besser: ComROAD selbst will sogar 15 000 Stück an Skynet liefern, fest eingeplant in den Prognosen für 2001.
Branchenkenner fürchten, dass Skynet den Münchnern die Einheiten bewusst ohne die Chance auf einen Weiterverkauf abnimmt. ComROAD präsentiert so "saubere" Erlöse und Erträge. Um ein "Ausbluten" von Skynet zu verhindern, soll Schnabel dem Unternehmen mit einer Finanzspritze in Form einer Beteiligung unter die Arme gegriffen haben. Aktuell besitzt ComROAD 5% an Skynet. Das nötige "Kleingeld" für derartige Spielchen hätte der clevere Bayer. Die zum Hype platzierte Kapitalerhöhung hat immerhin über 50 Mio. Euro in die ComROAD-Kassen gespült.
Ein ähnliches, fast schon an "Wechsel-Reiterei" grenzendes Spiel, vermuten Insider auch beim spanischen Kooperationspartner Idea-Lab. Die Iberer haben aktuell erst 20 (!) Einheiten weiterverkauft. In den Planungen von ComROAD sollen aber mindestens 30 000 Stück an Idea-Lab geliefert werden. Und das ist fast 1/5 der gesamten Planung für 2001! Bodo Schnabel befindet sich derzeit in den USA und war für eine Stellungnahme am Donnerstag nicht zu erreichen. Dazu am Rande: In den USA hat die Skynet-Mutter, an der ComROAD zu 3,5% beteiligt ist, ihren Firmensitz!
Fast schon skandalös finden wir es, dass der Jahresabschluss 2000 noch immer nicht bei der Dt. Börse vorliegt. Auf der DB-Homepage findet sich lediglich eine 6-seitige Kurzfassung . Unsere Bemühungen, über das Unternehmen an diese Pflichtveröffentlichungen zu gelangen, schlagen seit Wochen fehl. Stattdessen berichtet ComROAD wieder mit "Über-Plan"-Zahlen für das 1. Quartal 2001! Meiden Sie das Papier bis der Sachverhalt endgültig geklärt ist.
und hier ein erster Statement des Platow Briefes vom 13.4.2001-04-15
"Unsere Stellungnahme zum Stand der Dinge":
Auf der Homepage der Deutschen Börse war anstelle eines Jahresabschlusses am Freitag, den 12.04., definitiv nur eine 6-seitige Kurzversion hinterlegt.Bemühungen unsererseits, uns über die zu einem Jahresabschluss gehörigen Informationen (Segmentsberichtserstattung, Lagebericht etc.) ein fundiertes Bild vom aktuellen Stand des Unternehmens machen, schlagen seit Wochen (!) fehl. Mehrmals haben wir bei dem Unternehmen eindringlich diese Informationen eingefordert.
Selbstverständlich benennen wir die Informanten, die wir in dem Artikel zitieren, nicht.
Wir haben uns jedoch seit Tagen nachdrücklich um eine Stellungnahme des CEO Bodo Schnabel zu diesen Anschuldigungen bemüht, wurden jedoch behaarlich und kontinuierlich vertröstet. Aufgrund der drastischen Kursentwicklung sahen wir uns genötigt, unsere Informationen der Öffentlichkeit nicht länger vorzuenthalten, haben aber selbstverständlich darauf hingewiesen, dass Herr Schnabel für ein Gespräch zu dieser Sache nicht zur Verfügung stand.
Unsere Kernaussage, dass die Prognosen auf einem globalen Distributionsnetz von Unternehmen basieren, deren kritische Größe und finanzielle Stärke wir anzweifeln, sehen wir in dem Comroad-Statement nicht nachhaltig widerlegt.Vielmehr wurde seitens des Unternehmens nur der Businessplan für 2001 wiederholt, der wie von uns kommentiert, auf einer Absatzexplosion basiert, deren Nachhaltigkeit wir äusserst kritisch hinterfragen. Dass etwa die iberische Firma 100 Einheiten verkauft habe, und nicht erst 30 der geplanten 30000 Stücke, wie uns uns publuziert, widerlegt unsere Einschätzung u.E. nach sicherlich nicht grundsätzlich.
Weitere Stellungnahmen zu dieser Sache werden wir nach den Osterfeiertagen und sowie Sichtung des Jahresabschlusses von Comroad tätigen.
Das Platowteam