denn nach Monaten der Starre wehrt sich jetzt gegen Finanzkriminelle, gegenüber denen Laden ein Waisenknabe ist und die von unseren Lemmingen des Weltuntergangs hier auf dem Board glühend verehrt werden. Die Perversion ist meines Erachtens in der Finanzgeschichte einmalig und vor allem, dass die noch nicht in Guantanomo sind und man die dort Einsitzenden noch nicht éntlassen hat. Denn dass sind im Vergleich zu den Finanzkriminellen harmlose Jungelchen. Ich gehe aber davon aus, dass sich die Welt doch aufrafft und die kriminelle Geldwechsler aus ihren Tempeln und nach Guantanomo jagt - das soll ja alle 2000 Jahren einmal vorkommen.
Wall Streeter
Wanted - dead or alive!
von Jens Korte
Die Wall Street erinnert in diesen Tagen an den Wilden Westen. "Werft sie ins Gefängnis!" Diese Forderung stammt von keinem Geringeren als von Jamie Dimon. Der Chef von JP Morgan Chase, der als nüchterner Pragmatiker gilt, ließ sich von Charlie Rose, dem Biolek Amerikas, interviewen.
Dimon appellierte in dem TV-Gespräch an die Börsenaufsicht SEC. Sie solle die Schuldigen des Bear-Stearns-Kollaps ausfindig machen und hinter Gitter bringen. Die Schuldigen? Ja, die Leute, die die Gerüchte über Liquiditätsengpässe bei Bear bewusst gestreut haben sollen.
Der Chef der zweitgrößten US-Bank ist nicht gerade für Verfolgungswahn bekannt. Dimon ist auch nicht der Einzige, der eine Art Verschwörung wittert. "Ich will den Shorts wehtun. Das ist mein Ziel", hatte vor einigen Wochen Richard Fuld, der Chef von Lehman Brothers, gesagt. Lehman wird schon seit Monaten als nächster Abschusskandidat einiger Hedge-Fonds gehandelt. Erst in dieser Woche brach die Aktie der viertgrößten US-Investmentbank erneut im zweistelligen Bereich ein. Rund 70 Prozent hat der Broker in diesem Jahr bereits an Wert verloren.
Wurde Bear Stearns zur Strecke gebracht? Dieser Frage geht Bryan Burrough in einem heiß diskutierten Artikel in der jüngsten Ausgabe von "Vanity Fair" nach. Burrough hatte mit seinem Buch "Barbarians at the Gate" Anfang der 90er-Jahre an der Wall Street Ruhm erlangt. Damals ging es um Beteiligungsgesellschaften, die heutigen Heuschrecken. Jetzt hat sich Burrough mit zahlreichen Bear-Stearns-Insidern unterhalten. Und die Indizien verdichten sich, dass Bear Stearns Gerüchtestreuern zum Opfer gefallen ist. Hedge-Fonds, die bekanntlich aktiv als Shortseller unterwegs sind? Oder der Konkurrent Goldman Sachs? Oder womöglich ein Mitarbeiter der Deutschen Bank, der vormals bei Bear angestellt war? Oder Reporter des Börsensenders CNBC, die eine lockere Hand am Abzug hatten? Selbst SEC-Chef Christopher Cox räumte ein, dass Bear über einen Mangel an Vertrauen und nicht an Kapital gestolpert ist. Jetzt wird also der Kopf der Verschwörer gefordert. Denn die Finanzgemeinde hat Angst, dass sich Ähnliches wiederholen könnte. Gerüchte um Kapitalbedarf des Hypothekenfinanzierers Freddie Mac haben die Aktie binnen zwei Tagen die Hälfte ihres Werts gekostet.
Jens Korte schreibt als Wall-Street-Korrespondent für die FTD.
Diskutieren Sie verschiedene Themen in der FTD-Debatte
Und nun sollten sich die Öljunkies hier auf dem Board einmal folgendes fragen: Was paasiert mit dem Ölpreis, wenn die Finanzkriminellen in Guantanamo einbuchtet werden?