Quelle: Briefing von FAZ.net;
boersenmagazin.de
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Etwas mehr Klarheit brachte die abgelaufene Woche im Fall der
griechischen Staatsschulden. Die Glaeubiger haben mit gut 85
Prozent der Umschuldung, also dem Schuldenschnitt um mehr als
zwei Drittel, zugestimmt. Zumindest was die Mehrzahl der grie-
chischen Anleihen angeht, die unter griechischem Recht begeben
wurden. Diese wurden erst per Gesetz, also nachtraeglich mit
sogenannten CACs (Collective Action Clauses) versehen, die bei
Ueberschreiten einer bestimmten Schwelle (in diesem Fall 66
Prozent) ausgeloest werden. Dann bestimmt die Mehrheit der Anlei-
heeigner die Regeln, die dann auch fuer die restlichen Anleger
verbindlich werden. Dieser Fall tritt jetzt in Griechenland ein.
(Es gibt uebrigens auch griechische Staatsanleihen nach inter-
nationalem Recht, bei denen es nur eine geringere Zustimmung
gab und nun noch einmal zwei Wochen mehr Zeit fuer die Abstim-
mung bekommen haben).
Daher werden in Griechenland jetzt die Kreditausfallversicherun-
gen faellig. Dieses oft kritisierte Instrument zahlt, wenn die
ISDA (ein Zusammenschluss der Derivatehaendler und -emittenten)
feststellt, dass ein Kreditausfall stattgefunden hat. Dieser
Beschluss wurde am Freitagabend bekanntgegeben und erfolgte ein-
stimmig.
Nun machen sich viele Pessimisten schon wieder Sorgen ueber die
Abwicklung, es wird an Lehman erinnert. Allerdings ist es im
heutigen Fall ziemlich unwahrscheinlich, dass es zu Problemen
kommen wird. Dafuer sprechen einige Gruende:
a) Der Kreditausfall von Griechenland ist lange vorbereitet
worden und duerfte niemanden mehr ueberraschen. Mit der Pleite
von Lehman hingegen hat kaum jemand gerechnet, die Mehrheit rech-
nete mit einer staatlichen Last-Minute-Rettungsaktion.
b) Die EZB hat die europaeischen Banken in ihren zwei riesigen
Geldmarktgeschaeften mit sehr viel Bargeld versorgt.
c) Das Volumen der Kreditausfallversicherungen auf Griechenland
ist in den letzten Monaten deutlich gesunken und ist auch deut-
lich geringer als bei Lehman. Das oft zitierte Nettovolumen von
etwa 3 Milliarden spiegelt aber nur die halbe Wahrheit wider.
Das Bruttovolumen ist deutlich hoeher und liegt bei etwa 70
Milliarden Dollar. Die grossen Akteure haben also sowohl Kredit-
ausfallversicherungen gekauft wie auch angeboten. Im Fall der
Deutschen Bank sehen die Zahlen zum Beispiel wie folgt aus:
Sie muss 4,4 Milliarden Dollar auszahlen und kann gleichzeitig
4,3 Milliarden Dollar kassieren. Wenn alles glatt geht.
Sollte aber irgendwo ein Klumpenrisiko stecken und sich ein
Emittent uebernommen haben, koennte die Abwicklung doch noch
problematisch werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach duerfte
aber kein Risiko mehr drohen. Und selbst wenn noch irgendwo ein
Emittent pleite gehen sollte, duerfte der Staat einspringen ...