WDH/HINTERGRUND: Asiens Börsianer sehen in 'Mini-Crash' nur Episode
FRANKFURT (dpa-AFX) - Einen Tag nach den teils drastischen Korrekturen an den weltweiten Aktienmärkten infolge des schweren Kurseinbruchs in Schanghai haben sich Marktteilnehmer in Asien zuversichtlich gezeigt. In Anbetracht sich wieder erholender Kurse in China sprachen sie am Mittwoch bei dem schwersten Einbruch seit zehn Jahren in Schanghai von einer Episode anstatt von einem Trend für die asiatischen oder gar die weltweiten Märkte. Auch deutsche Marktexperten sehen keinen Grund zur Sorge - obwohl Ökonomen seit Wochen vor dem Platzen der Aktienblase an den chinesischen Märkten gewarnt hatten.
'Möglicherweise ist der 'Mini-Crash' schon wieder vorbei. Vorwiegend Gerüchte haben den Kurssturz in China ausgelöst', sagte Najeeb Jarhom von Frasers Securities in Singapur. Zuvor hatte in Peking die staatliche Steuerbehörde Gerüchte entkräftet, nach denen eine Steuer auf Kapitaleinnahmen aus Aktiengeschäften geplant sei - dies war ein Auslöser des Kurssturzes in Schanghai und Shenzhen gewesen. 'Die chinesische Wirtschaft ist aber stark, es ist somit kein bleibender Schaden zu erwarten', sagte Jarhom.
AUCH 'HAUSGEMACHTE' PROBLEME
In einigen Ländern waren es zudem auch 'hausgemachte' Probleme, die auf den Aktienmarkt drückten: So schloss in Bangkok der SET Index ein Prozent im Minus. Zusätzlich zum internationalen Tief belastete dort der Rücktritt von Thailands Vize-Regierungschef und Finanzminister Pridiathorn Devakula. 'Im Vergleich zu anderen regionalen Märkten hielten sich die thailändischen Börsen aber noch gut', sagte Pichai Lertsupongkit von Thanachart Securities. 'Ausländer haben kaum Thai-Aktien verkauft, da diese derzeit günstig bewertet sind', sagte er.
In der indischen Finanzmetropole Bombay verzeichnete Leitindex Sensex mit einem Minus von 4 Prozent die schwersten Verluste seit Mai 2006. Außer dem weltweiten Kurseinbruch belasteten Börsianern zufolge auch die Haushaltspläne der Regierung die Aktien. 'Die globalen Befürchtungen haben dem Markt einen Stoß versetzt, und das Budget des Finanzministers konnte die Stimmung nicht gerade aufheitern', sagte Nimesh Kampani von JM Morgan Stanley.
VOLKSWIRTE: KEIN GRUND ZUR SORGE
Volkswirte in Deutschland sehen keinen Grund zur Sorge für China. 'Den jüngsten Crash an Chinas Aktienmarkt sollte man in seinen Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung des Landes keinesfalls überbewerten oder gar Parallelen zur Asienkrise ziehen', heißt es in einer Studie der Dresdner Bank. Generell sie die Volatilität der chinesischen Aktien hoch. Eine weitergehende Korrektur könne China zwar ein bis zwei Prozentpunkte Wirtschaftswachstum kosten, schätzen die Experten. Damit würde das Land auf eine längerfristig tragbare Rate von 8 bis 9 Prozent kommen. Ansonsten stehe Chinas Wirtschaft aber 'auf sehr sicherem Fundament'.
Auch die Ökonomen von Cominvest sind der Ansicht, dass es sich bei dem Aktieneinbruch in China um eine Korrektur, nicht aber um eine Krise handele. Die Kursverluste seien vor allem auf mögliche Regierungsmaßnahmen für den Immobiliensektor und den Aktienmarkt zurückzuführen, insbesondere die geplante Einführung einer Kapitalertragssteuer. Dies habe die chinesischen Anleger zu verstärkten Aktienverkäufen veranlasst. Dass derartige China-spezifische Themen anhaltend die Stimmung an den internationalen Aktienbörsen determinieren, erscheint den Experten kaum plausibel.
DEKABANK: 'KORREKTUR DER WELTWEITEN AKTIENMÄRKTE AUS SICH HERAUS'
Die Dekabank sprach von einer 'Korrektur der weltweiten Aktienmärkte aus sich heraus'. Laut Chefvolkswirt Ulrich Kater bremsen sie nach der außerordentlich starken Kursentwicklung in den Vorquartalen vor einer drohenden Über-Beschleunigung ab. 'Da das Konjunktur- und Wachstumsbild intakt bleibe, handele es sich bei den starken Kursrückgängen wahrscheinlich um eine Episode - die kann zwar noch etwas dauern, ist aber vorübergehend', sagte Kater./sc/zb --- Von Nadine Schwede, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX
Servus, J.B.
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