In den vergangenen Jahren ist es immer wieder zu Übernahmen gekommen. Im Januar hatte Oracle für 10,3 Milliarden Dollar den Wettbewerber Peoplesoft mitsamt dem kleineren Softwarehaus J.D. Edwards geschluckt. Auf Grund schlechter Ergebnisse gilt Siebel, eine weitere Branchengröße, als angeschlagen. Demnach läuft die Entscheidung um die Vormacht auf einen Endkampf zwischen Marktführer SAP, Oracle als Softwarelieferant für Großunternehmen und zusätzlich Microsoft im Mittelstand hinaus.
Im Gegensatz zu Oracle verfolgt SAP jedoch die Strategie, durch Partnerschaften neue Märkte zu erschließen. Bereits seit längerem verbindet SAP eine Kooperation mit dem weltgrößten Computerkonzern IBM, der vor wenigen Wochen durch eine Entwicklungspartnerschaft für die IBM -Datenbanksoftware DB2 weiter vertieft wurde.
„Im Vergleich zu Konkurrenten wie Oracle und Microsoft sehen wir bei SAP derzeit das größte Wachstumspotenzial“, sagt Christopher Daerr, der bei IBM für die Kooperationen mit SAP zuständig ist. Nach Einschätzung von Analysten liegt der Umsatz, den IBM mit Beratung und Dienstleistungen rund um SAP-Produkte macht, bei mehreren Milliarden Dollar jährlich.
Dagegen verfolgt Oracle die Strategie, Marktanteile durch Übernahmen zu gewinnen. Vor wenigen Wochen hatte sich SAP mit Oracle ein Bietergefecht um das auf den Handel spezialisierte Softwarehaus Retek geliefert. Nach mehreren Bieterrunden ging Retek für rund eine halbe Milliarde Dollar an Oracle. Ein zu hoher Preis, wie viele Analysten meinen.
Und offensichtlich plant Oracle weitere Zukäufe: Jeff Henley, Chairman und ehemaliger Finanzchef von Oracle, hatte Anfang der Woche die Integration von PeopleSoft für abgeschlossen erklärt. Oracle sei jetzt für neue Großakquisitionen bereit und wolle sich bietende Gelegenheiten nutzen.
Das könnte bedeuten, dass Oracle Interesse an einer Übernahme des CRM-Spezialisten Siebel hat. SAP-Chef Henning Kagermann hat hingegen vor Kunden in Boston erneut erklärt, nicht an einer Übernahme von Siebel interessiert zu sein.
SAP stellt neuerdings seine Software auf eine neue Technik um. Es handelt sich hierbei um die so genannte Technologie-Plattform Netweaver, die bewirken soll, dass die einzelnen SAP-Programme gut zusammenarbeiten. Auf dieser Plattform wird SAP eine Vielzahl von Programmen und spezialisierten Funktionen anbieten, die je nach Bedarf der Kunden kombiniert werden können.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 20. Mai 2005, 07:57 Uhr...be invested
Der Einsame Samariter