WELS. Ökonom und IHS-Chef Christian Keuschnigg ist für Privatisierungen und Studiengebühren.
''Zuletzt sagten Sie, dass wegen der noch drohenden Milliardenkosten durch die verstaatlichte Hypo Alpe Adria Bank die Steuerreform wohl verschoben werden müsse.
Dass die Steuerreform wie vorgeschlagen 2015 kommen muss, ist ja nicht gesagt. Das sollte nur der Fall sein, wenn es einen klaren Gegenfinanzierungsplan mit dem gleichen Tempo gibt. Und auch die langfristigen Maßnahmen sind wichtig, wie die Anhebung des Pensionsalters. Hier haben wir europaweit den größten Aufholbedarf.
Und die Hypo-Milliarden?
Das ist ein einmaliger Schock. Wenn man nicht die Schulden steigen lassen und ein noch schärferes Sparpaket haben will, wird es dafür einmalige Einnahmen brauchen. Das geht über Privatisierungen.
Woran denken Sie da?
Post, OMV und Telekom Austria.
Soll die Regierung ihre Beteiligungen zwischen 28 und 52 Prozent bis auf die Sperrminorität abgeben oder sich ganz zurückziehen?
Ich denke, dass die Republik die gesamten Anteile verkaufen sollte. Wer sagt, dass der Staat einen Anteil an der OMV halten muss?
Und bei der Post, bei der es um die Versorgung der Bevölkerung geht?
Hier kann der Staat als Regulator die Versorgung sicherstellen. Das heißt nicht, dass er an der Post beteiligt sein muss.
Österreichs Banken warnen wegen Bankensteuer und schärferen Regulierungs-Auflagen vor einer Kreditklemme. Zu Recht?
Man muss sich bewusst sein, dass sich mehrfache Belastungen in den Kreditzinsen spiegeln werden. Ich bin dafür, dass die Banken ihr Eigenkapital erhöhen und Beiträge in einen Insolvenzfonds einspeisen. Aber ich bin gegen die Bankenabgabe. Banken sollten wie andere Unternehmen besteuert werden.''