Nun, ich möchte hier nicht unbedingt Wasser in den Wein gießen, dennoch muss ich meine Bedenken äußern.
Da ich selbst eine nicht unerhebliche Anzahl NN-Aktien besitze, wäre ich sehr froh, wenn die Reise wieder Richtung Norden ginge.
Trotzdem kann ich die teilweise überbordende Euphorie bezüglich der Zulassung des oralen Semaglutid nicht ganz teilen.
Ich will das auch gerne begründen.
Grundsätzlich halte ich die Zulassung in Europa für einen wichtigen Schritt.
Aus rein medizinischer Sicht gibt es aber einige Parameter die mich am ganz großen Wurf zweifeln lassen.
Die Einnahmemodalitäten von oralem Semaglutid sind nicht sehr patientenfreundlich und führen bei Nichtbeachten zu einem relevanten Wirkverlust.
Man muss die Tablette morgens direkt nach dem Aufstehen, auf nüchternen Magen nehmen.
Mit maximal 120 ml Wasser (ca. ein halbes Glas),.
Es darf keine Kohlensäure beinhalten!
Mindestabstand zur ersten Mahlzeit: 30 Minuten.
Trinken und weitere Medikamente sind in diesen 30 Minuten ebenso tabu.
Da die allermeisten Patienten nicht durch Selbstdisziplin glänzen und die Compliance auch schon bei erheblich geringeren zu beachtenden Parametern leidet, habe ich so meine Sorgen.
Wenn man nun zusätzlich die Patienten betrachtet, die bereits GLP-1 als Injektion verwenden, stellt man fest, dass es kaum Patienten gibt, die mit der Injektion ein wirkliches Problem haben.
Dazu gibt es aber, nach meinem Wissensstand, keine Publikation, die konkrete Zahlen dazu hergeben würde.
Allerdings kann ich aus meiner Erfahrung berichten, dass Patienten vor der ersten Injektion etwas Bammel haben.
Nachdem die erste Injektion gesetzt wurde und die Person festgestellt hat, dass man diesen kleinen Piks nicht oder nur geringfügig spürt, ist das Problem nicht mehr existent.
Die Konsequenz, die sich daraus ergibt.
Warum sollten sich Patienten einem täglichen Ritual mit einer Tablette aussetzen, welches doch recht nervig ist und leicht zu Einnahmefehlern führen kann, die dann in einem Wirkverlust enden?
Die Alternative, sich eine fast nicht spürbare Injektion setzen und anschließend die ganze Woche nicht mehr an meine Behandlung denken zu müssen, erscheint für eine Dauertherapie deutlich simpler und erhöht die Compliance erheblich.
Zusätzlich muss man sich den amerikanischen Markt anschauen.
Dort hat Rybelsus auch nicht zum Umkrempeln der Marktverhältnisse geführt.
Warum also sollte dies nach EU-Zulassung anders laufen?
Zusätzlich habe ich, was die orale Applikation von GLP-1 angeht, auch Sorgen aus einer anderen Richtung.
Denn in etwa 12 Monaten wird Orforglipron auf den Markt kommen.
Diese Tablette kann man ohne große Einschränkungen einnehmen, so wie jede andere Tablette auch.
Wie zuvor erwähnt, möchte ich hier nicht die Stimmung vermiesen!
Ich glaube nur nicht an die Tablette als Gamechanger, da braucht es mehr.
Grundsätzlich bleibe ich allerdings positiv für NN und selbstverständlich weiterhin als Aktionär dabei.
Allen ein frohes Fest.