Der Kurs hat bereits angezogen, jetzt kommen die fehlenden
Klapp- und Kamera-Handys, die Marktanteilsverluste ausgleichen
sollen.
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ftd.de, Mo, 14.6.2004, 13:19
Nokia bricht mit Tradition
Der finnische Telekommunikationskonzern Nokia will mit neu entwickelten Handys den kräftigen Verlust von weltweiten Marktanteilen stoppen. Bei seiner Modelloffensive brach Nokia erstmals mit einer lange gehegten Tradition.
Der weltgrößte Handyherteller brachte am Montag fünf neue Modelle auf den Markt. Dabei ist auch ein Mobiltelefon zum Aufklappen für den Massenmarkt. Damit schließt Nokia eine von Analysten kritisierte Lücke in seinem Produktangebot. Konzernchef Jorma Ollila sagte am Montag bei der Vorstellung der Modellen in Helsinki, Nokia sei nun wieder konkurrenzfähiger.
Wir haben unser Produktangebot an entscheidenden Stellen geschärft, sagte Nokia-Chef Ollila. Besonders im mittleren Preissegment sei Nokia mit den neuen Produkten nun besser aufgestellt. Im April hatte das Unternehmen mitgeteilt Markanteile an die Konkurrenz verloren zu haben. Die größten Rückgänge verzeichnete das Unternehmen gerade im mittleren Preisbereich.
Anteile an die Konkurrenz verloren
Während Nokia im ersten Quartal bei sinkendem Umsatz auf einen Marktanteil von 32 Prozent absackte, bauten die Hauptkonkurrenten Motorola und Samsung ihre Stellung aus. Gartner zufolge rutschten die Finnen in den Monaten Januar bis März sogar unter 30 Prozent, lag damit aber immer noch mit weitem Abstand vor den Konkurrenten
An der schwächer tendierenden Börse verloren Nokia-Aktien am Montag gut zwei Prozent auf 11,68 Euro. Wegen der jüngsten Marktanteilsverluste hat Nokias Börsenwert seit Anfang April rund ein Drittel eingebüßt und sich seitdem nicht wieder erholt.
Nokia lange Zeit gegen Klapp-Handys
Das Unternehmen hatte sich lange Zeit gegen die Entwicklung von Klappen-Handys gewandt, die sich steigender Beliebtheit bei den Nutzern erfreuen und vor allem von den asiatischen Herstellern produziert werden. Samsung und andere asiatischen Produzenten wie der ebenfalls koreanische Hersteller LG Electronics drängen verstärkt auf den europäischen Markt, den Nokia lange Zeit dominierte.
Mit der Produktion und dem Verkauf von Handys erwirtschaftete Nokia im ersten Vierteljahr 2004 rund vier Fünftel seines Umsatzes von 6,6 Mrd. Euro und das Gros der Gewinne. In den kommenden Jahren will sich Nokia vor allem auf den asiatischen Markt konzentrieren. In den dortigen aufstrebenden Industrienationen sei bis zum Jahr 2007 mit rund 300 Millionen neuen Mobilfunknutzern zu rechnen, prognostizierte das Unternehmen. Die derzeitige Zahl der Handy-Nutzer wird auf weltweit 1,3 Milliarden Menschen geschätzt.
Branchenprognose angehoben
Für die Gesamtbranche korrigierte Nokia die Absatzerwartungen für dieses Jahr auf 600 Millionen Stück nach oben. Laut Vizepräsident Matti Alahuhta werde ein Drittel davon auf Kamerahandys entfallen.
Die Prognose, deckt sich mit den Erwartungen des Forschungsinstituts Gartner. Auch dieses rechnet mit einem Anstieg des Absatzes in diesem Jahr auf rund 600 Millionen Stück nach 520 Millionen verkaufter Handys im Jahr 2003. Matti rechnet zudem mit einem starken Anstieg der vertraglich gebundenen Mobilfunkkunden. Ein Jahr früher als bisher prognostiziert, nämlich 2007 werde die Marke von zwei Milliarden Vertragskunden im Mobiltelefonmarkt erreicht, sagte Matti. Aktuell gebe es 1,5 Milliarden vertragsgebundene Kunden.