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Der Solaranlagen-Hersteller Roth und Rau ist sehr stark von der Krise in der Branche betroffen. Der Konzern beschloss deshalb am Montag ein umfassendes Restrukturierungsprogramm. Von den derzeit 26 Tochtergesellschaften des Konzerns sollen nur noch zwölf im Konzern verbleiben. Die Belegschaft wird von insgesamt 1350 Mitarbeitern auf unter 1150 reduziert. Am Konzernsitz in Hohenstein-Ernstthal werden von den 420 Beschäftigten etwa 15 Prozent und damit mindestens 60 betroffen sein.
Dabei setzt die Geschäftsführung zunächst auf Freiwilligkeit. Es liege den Mitarbeitern ein sehr attraktives Abfindungsangebot vor. "Wir hoffen auf viele Freiwillige", meinte Firmenchef Peter Wagner. Bereits seit Oktober wird in dem Werk mit Kurzarbeit auf die schwierige Situation reagiert. In einer Mitarbeiterversammlung werden die Beschäftigten heute die Einzelheiten der Restrukturierung erfahren. Die am Montag beschlossenen Maßnahmen sollen bis Ende Juni umgesetzt werden.
Nach vorläufigen Schätzungen wird das Unternehmen das Geschäftsjahr 2011 mit tiefroten Zahlen abschließen. Neben einem von 537 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 153 Millionen Euro gesunkenen Auftragseingang belasten hohe Personalkosten und starke Abschreibungen das Geschäft. "Die Konzernstruktur passt nicht mehr zum Umfeld", sagte Wagner, der nach dem Verkauf des Unternehmens an die Schweizer Meyer Burger AG und dem Ausscheiden von Firmengründer Dietmar Roth die Geschäfte führt.
Viele Jahre hatte Roth und Rau von der Expansion der asiatischen Solarindustrie profitiert. Es ist der Hauptmarkt, rund 80 Prozent der Produktion wird dahin exportiert. Doch durch den starken Preisverfall der Module halten sich die Solarzellenproduzenten jedoch dort bereits seit einiger Zeit mit Investitionen stark zurück. "Es gibt immense Lagerbestände in diesen riesigen Fabriken, viele von ihnen sind regelrecht ausgeschaltet", sagte Wagner. Zudem hätten die asiatischen Kunden ihre Strategie geändert. Sie setzten anders als bisher nicht mehr auf Quantität, sondern auf effiziente Solarmodule. Module unter einer bestimmten Effizienz seien nicht mehr verkäuflich. Auch darauf will sich Roth und Rau einstellen und jetzt noch stärker in Forschung und Entwicklung investieren.
"Wir erwarten ein sehr schwieriges Jahr 2012", sagte Wagner. Sollte sich die Finanzlage dramatisch verändern, so werde das Mutterunternehmen Roth und Rau mit 50 Millionen Euro unterstützen. "Wir sind vom Solarmarkt überzeugt und müssen jetzt in der Delle Gas geben", so Wagner.
In dem am Donnerstag vorgelegten Geschäftsbericht 2011 kündigte der Vorstand an, das Anfang Februar beschlossene Restrukturierungsprogramm bis Ende Juni "vollständig umsetzen" zu wollen. Demnach soll die Zahl der Mitarbeiter von 1350 auf unter 1150 reduziert werden. "Darüber hinaus werden wir die Kurzarbeit weiterführen, bis sich die Auftragslage erholt". Am Stammsitz Hohenstein-Ernstthal in Sachsen ist die Zahl der Mitarbeiter seit Herbst bereits um etwa 50 auf 400 Beschäftigte gesunken.
Mit einem schnellen Ende der Branchenkrise rechnet das rote Zahlen schreibende Unternehmen nicht. "Der Vorstand der Roth & Rau AG geht davon aus, dass sich die Krise in der Solarindustrie auch 2012 fortsetzen wird". Mittel- und langfristig sei man indes weiterhin vom Wachstum der Branche überzeugt. Defizitäre Tochtergesellschaften will das Unternehmen stilllegen. Dabei handele es sich um eine Produktionsgesellschaft in Italien und Vertriebsgesellschaften in Australien und in den USA. Im Inland sollen Gesellschaften verschmolzen werden.
Für das Geschäftsjahr 2011 bestätigte der inzwischen zur Schweizer Meyer-Burger-Gruppe gehörende Konzern weitgehend die Anfang Februar veröffentlichten vorläufigen Zahlen. So fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr von 285 Millionen Euro auf 208 Millionen Euro, das Konzernergebnis ging auf minus 121,9 Millionen Euro zurück (2010: -25,8 Millionen Euro)
Hohenstein-Ernstthal, 3. April 2012
Die Roth & Rau AG ist seit vergangenem Freitag (30. März 2012) in den Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse einbezogen.
Bislang war die Gesellschaft im Prime Standard Segment mit höchsten Transparenzanforderungen notiert.
Mit dem Segmentwechsel reagiert Roth & Rau auf das geringere Kapitalmarktinteresse nach der Übernahme durch die Meyer Burger Technology AG.
Der Entry Standard sieht die Veröffentlichung des testierten Jahresabschlusses innerhalb von sechs Monaten sowie eines Zwischenberichts innerhalb von drei Monaten nach Ablauf des Geschäftsjahres/Halbjahres vor. Darüber hinaus gilt im Entry Standard die Verpflichtung zur unverzüglichen Veröffentlichung wesentlicher Unternehmensnachrichten oder -umstände, die für die Bewertung des Wertpapiers oder des Unternehmens bedeutsam sein können ('Quasi-Ad-hoc-Pflicht').
Nachdem das Downlisting antragsmäßig am 30.03.2012 erfolgte, schloss die Aktie der Roth & Rau AG am ersten Handelstag (02.04.2012) bei 17,21 EUR.
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+++Morgenbericht mit Terminen+Analysten 04.07.07++ | eposter | 25.04.21 10:46 | ||||
10 | 1.999 | ** News zu Roth & Rau ** (SPAM-FREE) | Roecki | proxima | 17.10.17 21:34 | |
14 | 1.199 | Solar Zulieferer ! | Jorgos | Invest-Research | 05.05.15 15:50 | |
2 | 34 | Übernahme Roth & Rau | maturadoratum | Roecki | 28.06.11 09:22 | |
2 | 6 | Alternative zu Roth & Rau = Meyer Burger AG | troll1001 | thoti62 | 13.05.11 11:48 |