Jahresbilanz
Morphosys verfehlt Ziele - Aktie stürzt ab
[10:40, 21.01.11]
Die Biotechfirma Morphosys hat ihre Jahresziele wegen einer Bilanzierungspanne deutlich verfehlt. Anleger strafen die Papiere ab. Experten halten die Reaktion aber für übertrieben.
Das Unternehmen hatte im Dezember eine zwölfjährige Forschungsallianz mit dem Pharma-Branchenprimus Pfizer abgeschlossen. Eine Zahlung des US-Konzern zur Vertragsunterzeichnung rechnete Morphosys dabei zunächst irrtümlicherweise in vollem Umfang in den Umsatz für 2010 ein und hob daraufhin die Prognose an. Bei der Erstellung des Jahresabschlusses wurde nun aber klar, dass das Geld von Pfizer bilanziell auf zwölf Jahre verteilt werden muss.
Der Umsatz wird sich somit 2010 lediglich auf rund 87 Millionen Euro belaufen statt der in Aussicht gestellten 91 bis 94 Millionen Euro, wie das Unternehmen aus Martinsried bei München am Freitag kurz nach Mitternacht mitteilte. "Wäre die Zahlung voll verbucht worden, hätten wir einen Umsatz von 94 Millionen Euro erreicht", sagte eine Firmensprecherin. Börsianer zeigten für die Bilanzierungspanne wenig Verständnis: Die Morphosys-Aktie brach um rund sieben Prozent auf 19,15 Euro ein und war damit größter Verlierer im TecDax.
Nach Angabe der Biotechfirma, die Antikörper herstellt und für die medizinische Forschung optimiert, hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG dem Unternehmen im Dezember zunächst empfohlen, die Zahlung von Pfizer gleich voll als Umsatz für 2010 zu verbuchen. Bei der Erstellung des Jahresabschlusses habe KPMG seine Einschätzung nun korrigiert. "An den Vertragsmodalitäten mit Pfizer und den Zahlungsflüssen hat sich nichts geändert", betonte die Sprecherin. "Wir erwarten den Eingang des Geldes im ersten Quartal." KPMG wollte sich zu dem Thema zunächst nicht äußern.
Brilliantes Jahr
Morphosys kooperiert bei der Entwicklung neuer Medikamente mit Pharmakonzernen wie Pfizer, Roche und Novartis. Mit den Einnahmen aus den Allianzen finanziert Morphosys eigene Forschungsprojekte - und gehört deshalb neben Qiagen zu den wenigen profitablen Biotechunternehmen in Deutschland. 2010 ging der Gewinn jedoch wegen höherer Forschungsausgaben um rund zwölf Prozent auf zehn Millionen Euro zurück - im Dezember hatte Morphosys noch einen Anstieg auf 13 bis 16 Millionen angekündigt.
Finanzvorstand Dave Lemus sprach dennoch von einem "brillanten" Jahr für Morphosys. Die Firma erhielt 2010 sieben sogenannte Meilensteinzahlungen von seinen Partnern, die an Forschungsfortschritte geknüpft sind. Vorhergesagt waren vier bis sechs solcher Zahlungen. "Wir befinden uns auf steilem Wachstumskurs und rechnen für 2011 mit einem Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent", erklärte Lemus. Der Umsatz soll demnach auf mindestens 105 Millionen Euro klettern, das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mindestens so hoch ausfallen wie 2010. Detaillierte Zahlen und einen konkreteren Ausblick auf das laufende Jahr will die Firma am 24. Februar vorlegen.
Einschätzung
BÖRSE ONLINE bleibt trotz der schwächer als erwarteten Zahlen bei seiner Kaufempfehlung. Kursrücksetzer können zu Nachkäufen genützt werden. Weil sich die Ergebnisse aus Forschungstätigkeiten nicht genau prognostizieren lassen, ist immer mit einer Verfehlung der Ziele zu rechnen. Mittel- und langfristig bleiben die Aussichten jedoch weiterhin sehr gut.
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