Büdelsdorf/Berlin (vwd) - Die von allen Seiten geschürten Hoffnungen auf eine baldige Einigung zwischen MobilCom, France Telecom, Gerhard Schmid und Banken haben sich am Mittwoch nicht erfüllt. Zwar ist der Aufsichtsrat der MobilCom AG, Büdelsdorf, am Mittwochvormittag in Berlin zusammengekommen, um über die aktuelle Lage zu beraten. Die Präsentation der allumfassenden Lösung ist aber bislang nicht erfolgt. Mitglieder des Aufsichtsrates hielten sich sehr bedeckt und nahmen keine Stellung zum Stand der Verhandlungen. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass das Mobilfunkunternehmen noch eine Mitteilung herausgibt.
So richtet sich der Blick auf Donnerstag. Am 31. Oktober läuft bekanntlich die Stundung der Banken aus, und der UMTS-Kredit über 4,7 Mrd EUR inklusive Zinsen wird fällig. MobilCom geht mit einer Wahrscheinlichkeit von 60:40 Prozent von einer Verlängerung der Stundung aus. Dazu müssten aber 17 Banken ihre Unterschrift leisten, und so sei erst am Nachmittag mit einer entsprechenden Vollzugsmeldung zu rechnen, heißt es. Die Stundung wird wohl erneut unter der auflösenden Bedingung stehen, dass ein Memorandum of Understanding über eine langfristige Lösung der Finanzierung zwischen France Telecom SA, Paris, und dem Bankenkonsrtium bestandskräftig bleibt.
Mit einer Stundung des Kredites ist aber die Liquidität des Mobilfunkanbieters selbst noch nicht gesichert. Aus diesem Grund gibt es Verhandlungen mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die dem Unternehmen zusammen mit anderen Banken einen Kredit über 100 Mio EUR zur Verfügung stellen könnte. Aus informierten Kreisen ist zu vernehmen, dass aber nicht in den nächsten beiden Tagen mit einer Auszahlung zu rechnen ist. Noch seien wesentliche Dinge zu klären. Eine Sprecherin der Bank wollte dies nicht kommentieren. Sie sagte aber, dass die Prüfung weiterhin laufe.
Aus Sicht von Analysten wäre eine Kredit in dieser Höhe nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Zwar könne damit der Geschäftsbetrieb weitergeführt werden, Rückschlüsse auf den aktuellen Verhandlungsstand mit France Telecom lasse er aber nicht zu, heißt es etwa bei Independent Research.
Nach gegenwärtigem Stand müssen sich alle nicht an den Verhandlungen Beteiligten weiter gedulden und darauf hoffen, dass sich hinter den verschlossenen Türen mehr abspielt als nach außen dringt. MobilCom-Aufsichtsrat Dieter Vogel, der die Verhandlungen mit France Telecom führt, genießt dem Vernehmen nach bei allen Involvierten großen Respekt. Deswegen wird weiterhin damit gerechnet, dass eine Lösung nicht allzu fern ist.
MobilCom-Großaktionär Gerhard Schmid hatte gar vorgeschlagen, dass Vogel seine Aktien an dem Büdelsdorfer Unternehmen treuhänderisch verwalten soll. Schmid selbst hält sich gegenwärtig aus den Verhandlungen heraus und tut nichts, was eine Einigung gefährden könnte. Und auch Gewerkschaft und Betriebsrat haben eigenen Angaben zufolge alles getan, damit sich Unternehmen und Banken einigen können.
/30.10.2002/kib/rio
