Mobilcom-Gründer Schmid gibt auf

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Mobilcom-Gründer Schmid gibt auf

 
26.03.02 08:31
Aus der FTD vom 26.3.2002, aktualisiert: 26.3.2002 www.ftd.de/mobilcom
Mobilcom-Gründer Schmid gibt auf
Von Andreas Krosta, Hamburg

Mobilcom-Chef Gerhard Schmid hat nach Informationen der Financial Times Deutschland den Verkauf seines Anteils an seinem Unternehmen an Banken auf den Weg gebracht. Damit können France Telecom und deren Mobilfunktochter Orange die Macht bei Mobilcom übernehmen.

"Schmid hat mit den Banken eine Vereinbarung getroffen. Wir sind nun auf einer Autobahn, die in eine Richtung führt. Am Ende steht der Ausstieg Schmids aus Mobilcom", hieß es am Montag aus Verhandlungskreisen. Der Vorstandsvorsitzende des Büdelsdorfer Telefonkonzerns bestätigte diese in einem Interview mit dem Anlegermagazin "Die Telebörse". "Ich werde sämtliche Anteile an Banken verkaufen, die von France Telecom ausgewählt werden." Dieser Verkauf wäre "eine Lösung, bei der France Telecom noch nicht konsolidieren muss", sagte Schmid. Er erhalte entgegen anders lautender Meldungen die Kaufsumme in "cash".

Schmid scheide als Vorstand von Mobilcom aus, wenn er "die letzte MobilCom-Aktie an France Telecom oder die von ihr genannten Banken übereignet habe". Dies sei "spätestens Mitte April" der Fall. Für Mobilcom werde France Telecom mit den Banken "einen Plan erarbeiten, mit dem die Liquidität über das Jahr 2005 gesichert ist", sagte Schmid. Bezüglich der Kleinaktionäre habe France Telecom zugesichert, dass "sämtliche Rechte für Minderheitsgesellschafter beachtet werden".


Der Gründer, Hauptaktionär und Vorstandschef von Mobilcom gibt sich seinem Minderheitseigner France Telecom geschlagen. Somit zieht einer der bekanntesten Manager in Deutschland und Gegner der Deutschen Telekom die Konsequenzen aus einem monatelangen Streit. Mobilcom und France Telecom konnten sich nicht über die künftige Strategie für den Aufbau des Geschäfts mit der nächsten Mobilfunkgeneration UMTS einigen. Im Vordergrund des Streits standen die Investitionen in die Technik.


Schmid strebte den schnellen Ausbau der Mobilfunkmasten und -sender an und wollte dafür 1,3 Mrd. Euro in den nächsten 18 Monaten ausgeben. Er sah darin als Neustarter eine Chance, früh und rasch Kunden für die neue Technik zu gewinnen und den großen Konkurrenten T-Mobile und Vodafone Marktanteile abzunehmen. Dagegen versuchte das Management des schuldengeplagten französischen Unternehmens, die Ausgaben zu strecken und bis Ende 2003 nur 500 Mio. Euro auszugeben.



Vorteil verspielt


Damit verspielt France Telecom den Vorteil, als einer der ersten UMTS-Anbieter an den deutschen Markt zu gehen. Allerdings investiert das Unternehmen weniger und schönt damit sein Ergebnis und die Verschuldung von rund 60 Mrd. Euro. Außerdem versucht France Telecom, Mobilcom mit anderen deutschen UMTS-Anbietern zu fusionieren oder Kooperationen einzugehen.


Als Käufer des Anteils werden die vier Gläubiger von Mobilcom gehandelt. Bei dem von Deutscher Bank, ABN Amro, Merill Lynch und Societe Generale geführten Bankenkonsortium steht Mobilcom mit 4,7 Mrd. Euro in der Kreide. Der Kredit muss im Sommer umgeschuldet werden.


Für France Telecom ist der Kauf durch die Banken eine elegante Lösung. Das Unternehmen könnte den Anteil an Mobilcom von den Banken zurückkaufen, wenn der Konzern seine Schulden um einen hohen Teil reduziert hat. France Telecom müsste die Verbindlichkeiten von Mobilcom nicht in die Bilanz aufnehmen. Konzernchef Michel Bon hatte das Risiko aus einer Mobilcom-Übernahme auf bis zu sieben Mrd. Euro beziffert.



Viele offene Fragen


Ein genauer Zeitplan für den Ausstieg des Mobilcom-Gründers stehe noch nicht fest. "Dies werden die Gespräche in den nächsten Wochen zeigen", hieß es. Ebenso werde noch über den Mobilcom-Anteil in Höhe von knapp zehn Prozent von Schmids Ehefrau, Sybille Schmid-Sindran, verhandelt. Ob die anderen Mobilcom-Aktionäre ein Angebot bekommen, ist offen.


Am Wochenende hatte France Telecom Schmid ein Angebot zur Übernahme seines Anteils an Mobilcom unterbreitet. Für eine Mobilcom-Aktie sollte Schmid 2,75 Orange-Aktien bekommen. Dies entspricht einem Preis für die Mobilcom-Aktien von 22 Euro, rund neun Euro mehr als der Schlusskurs des Papiers am Freitag. Für seinen Anteil von 39,7 Prozent an Mobilcom bekäme Schmid dem Angebot zufolge rund 573 Mio. Euro in Aktien.


Das Angebot an Schmid trieb am Montag die Mobilcom-Aktie nach oben: Sie stieg um 19 Prozent auf 16,30 Euro. Das am Neuen Markt notierte Papier schloss bei 15 Euro - ein Plus von 9,5 Prozent. Dagegen gaben die Aktien von France Telecom um 0,7 Prozent auf 33,68 Euro nach. Der Orange-Kurs lag unverändert bei 7,92 Euro.



© 2002 Financial Times Deutschland  
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