Stern
Die geplante Fusion von ProSiebenSAT.1 mit der Muttergesellschaft KirchMedia zu einem der größten börsennotierten Medienkonzerne Europas steht derzeit unter keinem guten Stern. Der ohnehin schon schwächelnde Fernsehwerbemarkt in Deutschland wurde von den Terroranschlägen in den USA noch einmal zurückgeworfen.
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Beim ProSieben-Konzern halbierte sich der Gewinn in den ersten neun Monaten nahezu. Händler und Analysten sprachen von einem enttäuschenden Ergebnis. Trotz des ungünstigen Umfelds und der Skepsis vieler Investoren betonen aber beide Parteien: Am Fahrplan für den Zusammenschluss wird nicht gerüttelt.
In der Kirch-Zentrale zeigte man sich am Mittwoch von den schlechten ProSieben-Ergebnissen nicht überrascht. Kirch-Vize Dieter Hahn, der den neuen Konzern führen soll, rechnet ohnehin erst 2003 mit einer Erholung des Werbemarkts. "Es ist ein schwieriges Umfeld, aber beide Unternehmen sind gut aufgestellt", sagte eine Kirch- Sprecherin zur geplanten Fusion. Der Zeitplan werde eingehalten. "Wir liegen gut im Fahrplan." Mitte 2002 soll die neue KirchMedia AG an den Start gehen.
Das ProSiebenSAT.1-Vorsteuerergebnis sank in den ersten drei Quartalen von 65,4 auf 34,6 Millionen Euro. Der Umsatz ging um 4,5 Prozent auf 1,42 Milliarden Euro (2,77 Milliarden Mark) zurück. Als Begründung verwies der Konzern auf das schwache Werbeumfeld und die Folgen der Terroranschläge vom 11. September. Allein in der ersten Woche nach den Anschlägen seien Werbestornierungen in Höhe von rund 15 Millionen Euro eingegangen.
Ein Teil der Probleme des Konzerns könnte nach Einschätzung von Beobachtern hausgemacht sein. Denn der Sender ProSieben zeigte, dass auch gegen den Trend eine Steigerung von Umsatz und Ergebnis möglich ist. Mitverantwortlich dürften dafür unter anderem der Start von "TV Total" und das noch immer gute Spielfilmangebot sein. Das Sorgenkind SAT.1 musste dagegen Umsatzeinbußen von zwölf Prozent und fast eine Verdreifachung des Verlusts vor Steuern hinnehmen. Ein schwerer Schlag für den Sender und seine Mitarbeiter war auch die Diskussion um die SAT.1-Fußballsendung "ran", die erst nach heftigen Protesten und sinkenden Quoten wieder den neuen, umstrittenen Sendeplatz um 20.15 Uhr verlassen durfte.
Wirtschaftlich habe die "ran"-Verlegung nicht die ganz große Bedeutung gehabt, sagte ein ProSiebenSAT.1-Sprecher. Aufs Image des Senders habe sich der Vorgang aber sicher nicht förderlich ausgewirkt. Die Umsatzeinbußen bei SAT.1 seien aber auch insbesondere auf den Verlust eines Top-Werbekunden im November 2000 zurückzuführen. In dem schwierigen Umfeld sei es nicht gelungen, wie sonst üblich den Abgang durch neue Aufträge zu kompensieren. In jedem Fall aber gelte, dass man mit der Entwicklung bei SAT.1 sicher nicht zufrieden sei. "Es ist noch eine Reihe von Aufgaben zu lösen."
Die Fusion zwischen ProSieben und KirchMedia dürften auch deswegen nicht gefährdet sein, weil Leo Kirch außenstehenden Investoren der KirchMedia einen Börsengang bis spätestens 2003 versprochen hat. Hinzu kommt, dass die schwachen Zahlen bei ProSiebenSAT.1 den Sinn des Zusammenschlusses aufzeigen. "Einen vertikal voll integrierten Kontern zu schaffen, ist gerade in schwierigen Zeiten richtig", sagte der ProSieben-Sprecher. Denn nach dem Zusammenschluss mit KirchMedia wird die Abhängigkeit von den Werbeeinnahmen.