Lufthansa will keine Stellen streichen
Im Gegensatz zu anderen Fluggesellschaften plant die Lufthansa
nach den Terroranschlägen in den USA keine Entlassungen wegen
der Unterbrechung des Flugverkehrs und erwarteter
Buchungsrückgänge.
Die Streichung von Stellen sei nicht in der Diskussion, sagte ein
Lufthansa-Sprecher am Dienstag in Frankfurt. Einen Bericht der
"Börsen-Zeitung" über einen Gewinneinbruch bei der Lufthansa kommentierte
das Unternehmen am Dienstag nicht. "Das ist rein spekulativ", sagte
Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow. Derzeit werde im Konzern "kräftig
gerechnet". Das Ergebnis will das Unternehmen in Kürze mitteilen.
Am Mittwoch wird der Lufthansa-Aufsichtsrat zu einer planmäßigen Sitzung in
Frankfurt zusammenkommen. Nach Informationen der "Börsen-Zeitung"
rechne die Lufthansa für das laufende Jahr nur noch mit einem operativen
Ergebnis von deutlich unter 977 Mio. DM. Bislang sei die Lufthansa von rund
1,4 Mrd. DM ausgegangen.
Nachfragerückgang von bis zu 20 Prozent
Als längerfristige Folge der Terroranschläge in den USA wird vor allem auf der
Nordatlantikroute mit einem Nachfragerückgang von 15 bis 20 Prozent
gerechnet. Wegen drastischer Buchungsrückgänge hatte die Lufthansa bereits
am Montag angekündigt, drei Verbindungen in die Vereinigten Staaten
einzustellen. Betroffen sind die erst kürzlich eingerichtete Direktlinie
Berlin-Washington, eine von täglich zwei Verbindungen Frankfurt-Washington
und eine von vier Verbindungen Frankfurt-New-York. Bei höchstens 27
Lufthansa-Verbindungen in die USA entspreche die Herausnahme von drei
Flügen einem Rückgang von elf Prozent.
"Über die drei hinaus sind momentan keine weiteren Streckenschließungen
geplant", sagte Jachnow. Die Lufthansa prüfe allerdings schon seit Monaten
alle Strecken auf Wirtschaftlichkeit. Das auf den gestrichenen
USA-Verbindungen eingesparte Cockpit- und Kabinenpersonal könne auf
anderen Flügen gut eingesetzt werden. Schon seit Jahren gebe es einen
Personalmangel, sagte der Lufthansa- Sprecher. "Von Entlassungen kann
keine Rede sein."
Andere Fluggesellschaften wollen Stellen streichen
Die britische Fluggesellschaft "Virgin Atlantic" will die Zahl der Flüge über den
Atlantik um drei verringern und darüber hinaus 1200 Stellen streichen. Die
fünftgrößte US-Fluggesellschaft Continental Airlines hatte bereits am Samstag
angekündigt, ihr Flugangebot nach den Anschlägen langfristig um 20 Prozent
zu kürzen und 12 000 Beschäftigte zu entlassen. Auch United Airlines und die
Northwest Airlines kündigten an, dass sie ihre Flugkapazitäten um 20 Prozent
reduzieren wollen.
US-Präsident George W. Bush lässt derzeit Vorschläge erarbeiten, wie den
Fluggesellschaften bei der Bewältigung ihrer Probleme geholfen werden kann.
Frankreichs Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot sprach sich am Dienstag
dafür aus, auch die Airlines in Europa zu unterstützen. Der Ruf nach
staatlicher Unterstützung für die gebeutelten Fluggesellschaften stößt bei
Experten auf Zustimmung. "Ohne diese Hilfe könnten einige Anbieter in den
USA, aber auch in Europa vom Markt verschwinden", sagte der
Strategieanalyst von Delbrück Asset Management, Mathias Christmann, der
Finanznachrichtenagentur
© dpa