sollte euch nicht zu langweilig werden, dehalb noch etwas von Chartex
Hier ein interessanten Artikel aus dem Newsletter "Nebenwerte Daily" vom 7. Februar. Der Artikel bezieht sich zwar auf deutsche Nebenwerte, die grundsätzliche Überlegungen gelten jedoch, mit gewissen Abwandlungen, für Aktien ganz allgemein.
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Was ist teuer, was billig? Woran Sie gute Aktien erkennen
von Georg Pröbstl
Lieber Leser,
Nebenwerte boomen. Sehen Sie sich die Indizes an, den SDAX beispielsweise. 35 Prozent kletterte der Index in 2005. 2006 lag das Plus bei 31 Prozent. Die Blue Chips im DAX schafften „nur“ 27 bzw. 22 Prozent. Und in den ersten 6 Wochen 2007 liegen die SDAX-Werte mit 7,7 Prozent im Gewinn.
Auch wenn das Umfeld günstig ist – einfach blind Aktien kaufen und auf einen Kursanstieg vertrauen ist die falsche Strategie. Und zocken sollten Sie lieber mit Spielgeld im Casino beim Roulette.
Viele Aktien sind nach dem starken Anstieg der letzten Monate nicht mehr günstig, die Luft wird dünner. Bei anderen Firmen ist sowieso generell der Wurm drin. Welche Aktien aber kaufen? Wie erkennen Sie gute Firmen? Was ist teuer, was billig?
Vor einigen Tagen sprach ich mit Georg Geiger, Value Investor und ausgewiesener Kenner der deutschen Nebenwerte. Als Vorstandschef der börsennotierten Value Holdings AG (WKN
760040), investiert Geiger seit 15 Jahren nach der Strategie des Value Investing. Der Börsianer kauft dabei nur fundamental starke und unterbewertete Aktien. Der Portfoliomanager erläutert, wie Sie solide Firmen mit Potential von Pleitekandidaten unterscheiden können.
Nebenwerte Daily (NWD): Seit dem Tief im Juli 2006 legt der SDAX eine phantastische Rallye hin. Der Index notiert inzwischen 32 Prozent höher als vor 6 Monaten. Wie lange geht das noch so weiter?
Georg Geiger: Das kann man nicht sagen. Doch durch den starken Kursanstieg der letzten Monate sind viele Aktien einfach nicht mehr billig. Das Risiko auf einen Kursrückschlag ist deutlich gestiegen.
NWD: Woran erkennen Anleger, ob eine Aktie billig ist oder nicht?
Georg Geiger: Dazu müssen Sie ein Unternehmen zuerst bewerten. Kennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis, die Eigenkapitalquote oder die Dividendenrendite sagen uns schon einiges über billig oder nicht billig.
NWD: Wie hoch darf das KGV sein?
Georg Geiger: Das hängt von der Risikoneigung der Investoren und der jeweiligen Anlagestrategie ab. Bei einem Unternehmen, dass seinen Gewinn Jahr für Jahr um 25 Prozent steigert, halten viele Anleger ein KGV der Aktie im Bereich von 25 für fair bewertet. Wir als Value Investoren steigen bei KGVs von über 15 nicht mehr ein, auch wenn ein Unternehmen höhere Wachstumsraten hat. Denn irgendwann schafft ein Unternehmen diese hohen Wachstumsraten nicht mehr und es gibt einen mehr oder weniger starken Kursrückschlag. Um so höher die Wachstumsraten und damit die KGVs, um so höher ist damit das Risiko: Denn schafft ein Unternehmen nicht mehr 25 Prozent Gewinnanstieg pro Jahr wie in der Vergangenheit, sondern beispielsweise nur noch 10 Prozent, dann wird die Aktie aller Erfahrung nach deutlich in Richtung 10er-KGV fallen. Der Kurs kann sich dann ohne weiteres auch halbieren.
NWD: Value Investoren gehen beim Aktienkauf damit ein vergleichsweise geringes Risiko ein. Der „Erfinder“ des Value Investing, Benjamin Graham, sprach sogar von einer „Margin of Safety“, einer Sicherheitsmarge. Wie gehen Value Investorn bei der Suche nach erfolgversprechenden Aktien vor?
Georg Geiger: Wir blicken in die Bilanz, bewerten ein Unternehmen und ermitteln dabei den inneren, den fairen, Wert einer Aktie. Damit haben wir schon einmal einen wichtigen Maßstab an der Hand, was ein Unternehmen, eine Aktie, kosten sollte. Dieser faire Wert ist die Grundlage für den Erfolg von Value Investoren. Wie man nämlich seit Benjamin Graham, also etwa seit 1930, weiß, schwankt der Kurs einer Aktie im Laufe der Zeit um diesen fairen Wert. Die Aktie ist mal billiger mal teurer. Das nutzen Value Investoren aus. Sie kaufen nur Aktien, wenn sie an der Börse mit einem Abschlag zum fairen Wert von 25 Prozent oder mehr gehandelt werden. Dieser Abschlag ist der von Graham genannte Sicherheitspuffer, der das Risiko mindert. Er bietet auch Kurspotential. Denn wie die Erfahrung zeigt, passt sich eine Aktie mittelfristig ihrem fairen Wert an. Der Kurs steigt, bis sie fair bewertet ist.
NWD: Und wenn eine Aktie trotz des Sicherheitspuffers fällt?
Georg Geiger: Den richtigen Einstiegspunkt zu erwischen ist reine Glückssache. Selbst bei einem Abschlag von 30 Prozent kann der Kurs fallen. Wenn man aber nicht investiert ist und den Aufschwung verpasst, verschenkt man dieses Potential. Sollten die Kurse tatsächlich weiter fallen, wird der Abschlag vom fairen Wert und damit das Kurspotential noch größer.
NWD: Welche Aktien kommen für Sie in Frage?
Georg Geiger: Valueverdächtig sind für uns Unternehmen mit einem KGV im Bereich von 10 oder darunter, einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von maximal 1,5 oder niedriger, einer Eigenkapitalquote von über 30 Prozent. Die Gewinnentwicklung muss natürlich auch stimmen. Dazu zählt eine nachhaltige Eigenkapitalrendite von mehr als 10 Prozent und ein nachhaltiges Gewinnwachstum von über 10 Prozent im Jahr. Wichtig ist uns auch eine hohe nachhaltige Dividendenrendite ab etwa 3 Prozent. Wenn die Fundamentaldaten passen, dann sehen wir uns ein Unternehmen genau an.
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Nachfolgend versuche ich, die entsprechenden Werte für BPM aufzulisten:
Kurs-Gewinn-Verhältnis
Bei dem heutigen Kurs von 7,50 CAD und 103 Mio Aktien beträgt die Marktkapitalisierung 772,5 Mio CAD. Der Gewinn der übernommenen Firma Thompson Creek in 2006 betrug etwa 380 Mio US-Dollar oder etwa 445 CAD. Damit ergibt sich ein KGV von 1,73. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass der Gewinn in 2007 niedriger ausfallen dürfte.
Kurs-Buchwert-Verhältnis
Mit dem Buchwert habe ich im Moment ein gewisses Auslegungsproblem. Der Buchwert der übernommenen Firma Thompson Creek betrug Mitte 2006 628 Mio US-Dollar bzw. 734 Mio CAD. Dies würde ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,05 bedeuten. Andererseits wurden 637 Mio Dollar an Kaufpreis bezahlt (575 + 62 Mio) und sind 400 Mio Schulden vorhanden. Dafür sind die Rohstoff-Vorräte im Boden, also das Kriterium, das den Wert einer Minengesellschaft sehr wesentlich beeinflusst, in der Bilanz praktisch überhaupt nicht erfasst. Insoweit habe ich Zweifel, ob das von Geiger angesprochene Modell im Bereich Kurs-Buchwert-Verhältnis auf eine Minengesellschaft anwendbar ist.
Eigenkapitalquote
Wenn ich wieder von dem Buchwert von TC ausgehe und die vorhandenen Schulden von 400 Mio abziehe, so komme ich auf ein Eigenkapital von 228 Mio Dollar. Dies würde einer Eigenkapitalquote von 36% entsprechen und liegt somit über dem geforderten Mindestwert von 30%. Da eine sehr schnelle Schuldentilgung angestrebt wird (McDonald hat 2 Jahre ins Auge gefasst), wird sich der Eigenkapitalanteil sehr kurzfristig weiter erhöhen.
Gewinnentwicklung
Ausgehend von den Produktionsmengen (soweit wir einen unveränderten Molypreis annehmen) sind für die Folgejahre 38% und 20% geplant.
Wenn wir ein Eigenkapital von 228 Mio unterstellen, so ergibt sich bezogen auf den Gewinn 2006 eine Eigenkapitalrendite von 166% (wobei 2007 der Gewinn niedriger ausfallen wird).
Wenn ich ausgehend vom Gewinn 2006 hochrechne auf die Produktionszahlen von 2009 so komme ich ganz überschlägig auf 532 Mio Dollar. Soweit der Kredit dann vollkommen getilgt sein sollte, hätten wir ein Eigenkapital von 628 Mio Dollar und eine Eigenkapitalrendite von 85% (also auch weit über den geforderten 10%).
Dividendenrendite
Da BPM im Moment ganz eindeutig die Rückzahlung der Schulden favorisiert, wird keine Dividende bezahlt. Dafür ist damit zu rechnen, dass die Eigenkapitalquote, möglicherweise innerhalb von 2 Jahren, auf 100% steigt, das Unternehmen also schuldenfrei sein wird (sofern nicht, z.B. für die Übernahme anderer Gesellschaften neue Schulden aufgenommen werden müssen).
Die Werte für BPM konnte ich leider nur über einen ganz breiten Daumen mehr schätzen als kalkulieren. Dies sollte man sich bei der Beurteilung vor Augen halten. Trotzdem komme ich für mich ganz persönlich zu dem Schluß, dass BPM eine Value-Aktie "hoch 3" ist, da es sich bei dem derzeitigen Aktienkurs um einen Fall von ganz eklatanter Unterbewertung handelt. Die Frage für mich ist nur, wie schnell der Markt diese Unterbewertung ausgleichen wird und der Kurs auf einen fairen Wert steigen wird.
chartex