Auf dividendenstarke Aktien setzen
Von T. LUTHER, H. NACKEN und K. QUANDT, Handelsblatt
In flauen Börsenzeiten ist es Anlegern besonders wichtig, dass regelmäßig Einnahmen in die Kasse fließen. Aktien mit hoher Dividendenrendite sind gefragt. Experten sagen, was bei dieser Strategie zu beachten ist.
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Geldproduzent gesucht: Viele Investoren würden es wohl gerne dem glücklichen Burschen aus einer Erzählung der Gebrüder Grimm gleich tun. Der erhält einen Esel, der Golddukaten abwirft. Die gute Nachricht: An der Börse gibt es solche Exemplare – Unternehmen, die ihre Anleger regelmäßig mit einer lukrativen Dividende erfreuen. Die schlechte ist: Sie sind selten, mitunter wankelmütig und wollen deshalb gut gewählt sein.
Nachdem klassische Kennzahlen an der Börse lange Zeit niemanden ernsthaft interessierten, sind bei vielen Investoren plötzlich wieder fundamentale Daten Trumpf. „Momentan sind etwa Titel mit hoher Dividendenrendite gefragt“, beobachtet Rolf Elgeti, Aktienstratege bei Commerzbank Securities. Das Kalkül, das dahinter steht: Wenn denn schon Kursgewinne ausbleiben, stellt wenigstens die Beteiligung am Unternehmensgewinn eine stetige Einnahmequelle dar.
Um dabei die Dividendenrendite zu berechnen, wird die zuletzt gezahlte Dividende durch den aktuellen Aktienkurs geteilt und mit 100 multipliziert. Diese Maßzahl ist jedoch nicht ohne Tücken. „Fast wichtiger als die Höhe der Dividendenrendite ist das Kriterium der Nachhaltigkeit“, sagt Josef Schopf, Fondsmanager bei Lupus Alpha. Anleger und Analysten können sich schließlich nicht darauf verlassen, dass die Gewinnausschüttung in mindestens gleicher Höhe auch für das laufende und alle kommenden Geschäftsjahre gezahlt wird. Im Gegenteil: Oft spiegelt ein stark gefallener Kurs und damit eine vermeintlich hohe Dividendenrendite die Befürchtung der Anleger wider, dass das Unternehmen die Gewinnausschüttung auf Grund der schlechten Geschäftslage kürzen muss – oder sie fällt sogar ganz aus. Damit ist die hohe Dividendenrendite oft genug Makulatur. „Ein weiteres Problem ist, dass die Dividendenrenditen oft auf den erwarteten Dividenden beruhen – und manchmal liegen die Analysten völlig schief“, sagt Elgeti.
Anleger sollten also nicht blindlings nach Titeln mit hoher Ausschüttung greifen. „Die Dividendenhöhe allein gibt wenig Aufschluss über die Qualität einer Aktie, weil die Motive einer Dividendenzahlung sehr unterschiedlich sind“, warnt Commerzbank-Stratege Peter Knacke. „Entscheidend ist, ob das Unternehmen Gewinne erzielt und wie hoch diese ausfallen.“ Auch Investmentprofi Schopf rät, ein Unternehmen zuerst nach Kriterien wie Marktstellung, Managementqualität und anhand von Bewertungskennziffern wie dem Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnis zu analysieren. „Wenn am Ende zu einem insgesamt positiven Unternehmensurteil eine hohe Dividendenrendite kommt – umso besser.“
Sorgfältige Analyse ist unabdingbar
Schließlich bildet ein Ausschüttungssatz von fünf oder sechs Prozent angesichts des derzeitigen Zinsniveaus einen gewissen Risikopuffer nach unten. Das ist zwar keine Garantie dafür, dass der Kurs nicht doch einmal fällt. „Andererseits gibt es auch keinen Grund, dass er mittelfristig nicht wieder das alte Niveau erreicht“, wendet Schopf ein – vorausgesetzt, die Nachhaltigkeit der Dividende ist gesichert. Um dies abzuschätzen, rät der Fondsprofi, den Anteil der Ausschüttungssumme am gesamten Netto-Gewinn zu errechnen. Faustregel: Je geringer die so genannte Ausschüttungsquote, desto unwahrscheinlicher wird eine Dividendenkürzung, wenn der Gewinn einmal einbricht.
„Wenn ich sorgfältig analysiert habe, die Nachhaltigkeit gesichert scheint und ich mit meiner Einschätzung richtig liege, wird nicht nur die Dividende zumindest stabil bleiben. Auch der Kurs wird auf Grund der steigenden Umsätze und Gewinne steigen“, ist sich Schopf sicher.
So erscheint es wenig verwunderlich, dass die stärksten Dividendentitel über längere Phasen hinweg besser abschneiden als der jeweilige Index. Wer etwa jedes Jahr die zehn dividendenstärksten Aktien aus dem Dow Jones kaufte, verbuchte von 1972 bis 2001 ein durchschnittliches Plus von 11,3 Prozent pro Jahr; der Index stieg lediglich um 9,2 Prozent. Die Investmentbank Merrill Lynch erklärt dieses Phänomen wie folgt: Ein Unternehmen, das hohe Dividenden zahlt, wird versuchen, im darauf folgendem Jahr erneut eine hohe Dividende auszuschütten, um Kursabschläge zu vermeiden. Daher wirtschaftet die Gesellschaft mit dem verbleibenden Cash-Flow besonders sorgsam, was wiederum zu höheren Gewinnen und damit zu Kurssteigerungen führt.
Attraktive Substanztitel aussuchen
Für Gerhard Schwarz, Leiter Portfoliostrategie bei der Hypo-Vereinsbank in München, ist die Dividendenstrategie dafür geeignet, attraktive Substanztitel auszusuchen. Dazu stellt der Anleger sein Depot stets mit den ausschüttungsstärksten zehn oder zwölf Titeln aus dem Dax oder dem Dow-Jones-Index zusammen. Diese Auswahl überprüft er regelmäßig.
Allerdings: Auch Schwarz plädiert dafür, die Dividendenrendite nicht als einziges Auswahlkriterium zu nehmen, sondern sich immer das wirtschaftliche Umfeld des Unternehmens anzusehen. Dafür spricht auch, dass Titel mit hoher Dividendenrendite oft aus zyklischen Bereichen kommen, die wenig Wachstumschancen bieten, etwa der Maschinenbau. Investoren sollten jedoch ihr Depot mit Aktien aus vielen verschiedenen Sektoren zusammensetzen.
Als Beimischung macht es jedoch durchaus Sinn, auf dividendenstarke Werte zu setzen. Eine einfache Möglichkeit dazu bieten Strategiezertifikate. Damit werden aus einem Index systematisch die Titel mit der höchsten Dividendenrendite ausgewählt, wobei sie sich auf die zuletzt gezahlte Dividende beziehen. Im laufenden Jahr liegen zwar die meisten Produkte im Minus, schnitten aber besser ab als die Vergleichsindizes. So verlor das Xavex-Euro-Leader-Zertifikat der Deutschen Bank rund acht Prozent seit Jahresbeginn, der Euro Stoxx 50 gab hingegen gut 15 Prozent nach. Ohnehin sind die Papiere eher für eine langfristige Anlagestrategie gedacht. Denn wer würde schon einen Goldesel vorzeitig verkaufen?
So ein blödes Ge.....