dpa-AFX: STICHWORT: Finanzprodukte bringen den Kupfermarkt durcheinander
HAMBURG (dpa-AFX) - Kupfer ist so teuer wie noch nie. Bis zu 9300 Dollar
müssen an der Londoner Metallbörse derzeit für eine Tonne des Metalls gezahlt
werden. Bernd Drouven, der Chef des größten europäischen Kupferkonzerns Aurubis
, macht zwei wesentliche Faktoren für das Preishoch verantwortlich: Die
starke Nachfrage nach dem Rohstoff und den Einfluss der Finanzmärkte.
Weltweit werden in diesem Jahr ungefähr 18,3 Millionen
Tonnen raffiniertes Kupfer nachgefragt. Mehr als die Hälfte davon entfällt auf
Asien, allein 7,2 Millionen Tonnen auf China, den weltweit größten Kupfermarkt.
Wenn dann positive Daten zur chinesischen Industrieproduktion verbreitet werden,
steigt der Preis. China ist hat sich zur industriellen Werkbank der Welt
entwickelt und verbaut Kupfer in einer Vielzahl von Produkten, aber auch beim
Aufbau seiner eigenen Infrastruktur.
Dazu kommen Käufe von Akteuren auf dem Finanzmarkt, die
sich bislang auf Futures und Optionen beschränkten - mit einer Option erwirbt
ein Anleger das Recht (beim Future die Verpflichtung), den Basiswert, hier den
Rohstoff, zum Ende der Laufzeit zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.
Neu sind Exchange Traded Funds (ETF), die sich auch physisch
die Metalle beschaffen. In Londoner Börsenkreisen heißt es, dass JP Morgan für
rund 1,5 Milliarden Dollar Kupfer gekauft haben soll. Bestätigt ist das nicht.
Die Schweizer Großbank Credit Suisse soll einen ETF auf
Aluminium planen. Es ist aber noch unklar, ob die Aufsichtsbehörden der Börsen
in den verschiedenen Ländern solche Fonds überhaupt genehmigen.
Falls Spekulanten Kupfer aus dem Markt nehmen, führt das zu
einer weiteren Verknappung und damit zu steigenden Preisen. Generell begünstigt
die Politik der US-Notenbank mit niedrigen Zinsen und dem Kauf von
US-Staatsanleihen die Spekulation. Sie führt zu hoher Liquidität auf den
Finanzmärkten und damit zu vermehrtem Anlagedruck, der sich auf den
Rohstoffmärkten bemerkbar macht.
Ob solche Spekulationen langfristig aufgehen, ist ungewiss. Die
Fonds müssen sich irgendwann von ihren Vorräten trennen, die keine Zinsen
bringen und Lagerkosten verursachen. Dann kommen die Preise wieder ins Rutschen.
Bei einer legendären Spekulation in den 1970er Jahren, als die texanischen
Gebrüder Hunt weltweit Silber aufkauften, stand am Ende der Bankrott./egi/DP/he
Greeny