Mit Spannung warten die Investoren auf die Wiederöffnung der amerikanischen Aktienmärkte. Experten: US-Börsen werden mit relativ geringen Verlusten starten .
Berlin - "Denn erst wenn dort der erste Handelstag vorüber ist, wird man sagen können, wohin die Reise an den Börsen geht", erklärte gestern ein Händler in Frankfurt. Der Handel diesseits des Atlantiks kocht derweil auf Sparflamme: Die Umsätze haben sich vielerorts halbiert. Die wichtigsten europäischen Börsenbarometer präsentierten sich gestern bei eher richtungslosem Handel zwar in stabiler Verfassung. "Doch alles was jetzt in Europa passiert, ist unwichtig, solange wir nicht gesehen haben, wie die US-Investoren reagieren", hieß es in London.
Erste Hinweise auf die Verfassung der amerikanischen Finanzmarktakteure erhofften sich die Börsianer dabei vom gestern wieder aufgenommenen US-Bonds-Handel. Die Anleger flüchteten zunächst aus Langläufern in Titel mit kurzer Frist. "Dies ist die normale Reaktion, wenn die Investoren Parkstationen für ihr Geld suchen und das Zinsänderungsrisiko bei den Langläufern scheuen", kommentierten Marktbeobachter in Frankfurt das Geschehen. Für die Entwicklung der US-Aktienmärkte nach ihrer Wiedereröffnung ließen sich hieraus aber noch keine substanziellen Aufschlüsse gewinnen.
Am Donnerstagnachmittag war noch unklar, ob die US-Handelsplätze schon am Freitag oder erst am Montag wieder ihren Betrieb aufnehmen würden. Nicht wenigen Akteuren wäre der spätere Termin aber sogar lieber: "Denn im Augenblick arbeitet die Zeit für die Märkte", erklärte ein Handelsstratege einer Frankfurter Großbank. Je größer der Abstand zur Katastrophe werde, umso geringer sei die Gefahr, dass sich US-Privatanleger massiv von ihren Fonds- und Aktieninvestments trennten.
Die Gefahr eines wirklichen Ausverkaufs an den US-Börsen halten die Experten allerdings schon jetzt für weitgehend gebannt. "Der Handel wird zwar mit Abschlägen starten, aber einen Kurseinbruch wird es nicht geben", bringt Carsten Jansing von Hornblower Fisher die Meinung fast aller Beobachter des US-Marktes zum Ausdruck. Schließlich hätten die Amerikaner schon einige Zeit gehabt, den Schock und die Unsicherheit zu verdauen. "Und die realwirtschaftlichen Folgen erscheinen inzwischen nicht mehr so riesig, wie im ersten Moment nach der Katastrophe", heißt es bei der Frankfurter Dependance einer US-Bank. Die Experten rechnen deshalb durchweg nur mit einem Minus von drei bis allenfalls sechs Prozent im Dow am ersten Handelstag. Zudem werde der Markt zwischen den Sektoren deutlich differenzieren, ist Daniel Benz, US-Stratege bei der Zürcher Kantonalbank überzeugt: "Während Airline-Aktien, Finanztitel und Zykliker wie Automobilwerte kräftig Federn lassen dürften, sind beispielsweise bei Versorgern und Pharmapapieren eher Kursaufschläge zu erwarten."
Optimisten halten sogar im Verlauf des ersten Handelstages einen merklichen Trendwechsel an den US-Börsen für möglich: "Anfänglich gibt es in solchen Situationen zwar in der Regel einen Überhang von Verkaufsaufträgen, doch dann sorgen technische Reaktionen und die Aktivitäten von Schnäppchenjägern oft für eine Korrektur nach oben", so Emil Heppel von der Bankgesellschaft Berlin. "Und wenn dies nicht am ersten Tagen geschieht, dann an den folgenden." Kurzfristig sei in der Folge sogar ein Anstieg des Dow Richtung 10 000 Punkte nicht auszuschließen.
Die Hoffnung auf einen zunächst relativ glimpflichen Ausgang des Terrordramas für die Börsen speist sich gleich aus mehreren Quellen: So wird die Stabilisierung der europäischen Aktienmärkte ebenso als positives Signal gewertet, wie die eindeutige Bereitschaft der Notenbanken, die Märkte mit Liquidität zu versorgen. Rund 120 Mrd. Dollar sollen sie bereits in die Märkte gepumpt haben. Und die gestrigen Äußerungen der Europäischen Zentralbank werden von Marktteilnehmern als Zeichen dafür gewertet, dass sie sich nötigenfalls von der Fixierung auf das Preisstabilitätsziel lösen wird und zu einer konzertierten Zinssenkungsrunde mit der Fed bereit ist. Zudem halten sich Gerüchte, wonach US-Präsident George Bush schon kurzfristig ein milliardenschweres Hilfs- und Konjunkturprogramm bekannt geben wird.
Ein ganz wichtiger Faktor ist aber auch die erwartete Trotzreaktion der Amerikaner: "Die werden noch enger zusammenrücken und mit aller Macht verhindern, dass von den Börsen ein Signal der Schwäche ausgeht", ist nicht nur Benz überzeugt. Hier gebe es zwischen den Finanzmarkt-Akteuren unausgesprochenen Konsens.
Aber: Auf eine längerfristig Erholung an den US-Börsen sollten die Anleger nach Meinung der Experten noch nicht setzen. Jansing: "Man darf nicht vergessen, dass die Aktien schon vor der Terroraktion im Abwärtstrend lagen."
Gruß Kostolmoney
Berlin - "Denn erst wenn dort der erste Handelstag vorüber ist, wird man sagen können, wohin die Reise an den Börsen geht", erklärte gestern ein Händler in Frankfurt. Der Handel diesseits des Atlantiks kocht derweil auf Sparflamme: Die Umsätze haben sich vielerorts halbiert. Die wichtigsten europäischen Börsenbarometer präsentierten sich gestern bei eher richtungslosem Handel zwar in stabiler Verfassung. "Doch alles was jetzt in Europa passiert, ist unwichtig, solange wir nicht gesehen haben, wie die US-Investoren reagieren", hieß es in London.
Erste Hinweise auf die Verfassung der amerikanischen Finanzmarktakteure erhofften sich die Börsianer dabei vom gestern wieder aufgenommenen US-Bonds-Handel. Die Anleger flüchteten zunächst aus Langläufern in Titel mit kurzer Frist. "Dies ist die normale Reaktion, wenn die Investoren Parkstationen für ihr Geld suchen und das Zinsänderungsrisiko bei den Langläufern scheuen", kommentierten Marktbeobachter in Frankfurt das Geschehen. Für die Entwicklung der US-Aktienmärkte nach ihrer Wiedereröffnung ließen sich hieraus aber noch keine substanziellen Aufschlüsse gewinnen.
Am Donnerstagnachmittag war noch unklar, ob die US-Handelsplätze schon am Freitag oder erst am Montag wieder ihren Betrieb aufnehmen würden. Nicht wenigen Akteuren wäre der spätere Termin aber sogar lieber: "Denn im Augenblick arbeitet die Zeit für die Märkte", erklärte ein Handelsstratege einer Frankfurter Großbank. Je größer der Abstand zur Katastrophe werde, umso geringer sei die Gefahr, dass sich US-Privatanleger massiv von ihren Fonds- und Aktieninvestments trennten.
Die Gefahr eines wirklichen Ausverkaufs an den US-Börsen halten die Experten allerdings schon jetzt für weitgehend gebannt. "Der Handel wird zwar mit Abschlägen starten, aber einen Kurseinbruch wird es nicht geben", bringt Carsten Jansing von Hornblower Fisher die Meinung fast aller Beobachter des US-Marktes zum Ausdruck. Schließlich hätten die Amerikaner schon einige Zeit gehabt, den Schock und die Unsicherheit zu verdauen. "Und die realwirtschaftlichen Folgen erscheinen inzwischen nicht mehr so riesig, wie im ersten Moment nach der Katastrophe", heißt es bei der Frankfurter Dependance einer US-Bank. Die Experten rechnen deshalb durchweg nur mit einem Minus von drei bis allenfalls sechs Prozent im Dow am ersten Handelstag. Zudem werde der Markt zwischen den Sektoren deutlich differenzieren, ist Daniel Benz, US-Stratege bei der Zürcher Kantonalbank überzeugt: "Während Airline-Aktien, Finanztitel und Zykliker wie Automobilwerte kräftig Federn lassen dürften, sind beispielsweise bei Versorgern und Pharmapapieren eher Kursaufschläge zu erwarten."
Optimisten halten sogar im Verlauf des ersten Handelstages einen merklichen Trendwechsel an den US-Börsen für möglich: "Anfänglich gibt es in solchen Situationen zwar in der Regel einen Überhang von Verkaufsaufträgen, doch dann sorgen technische Reaktionen und die Aktivitäten von Schnäppchenjägern oft für eine Korrektur nach oben", so Emil Heppel von der Bankgesellschaft Berlin. "Und wenn dies nicht am ersten Tagen geschieht, dann an den folgenden." Kurzfristig sei in der Folge sogar ein Anstieg des Dow Richtung 10 000 Punkte nicht auszuschließen.
Die Hoffnung auf einen zunächst relativ glimpflichen Ausgang des Terrordramas für die Börsen speist sich gleich aus mehreren Quellen: So wird die Stabilisierung der europäischen Aktienmärkte ebenso als positives Signal gewertet, wie die eindeutige Bereitschaft der Notenbanken, die Märkte mit Liquidität zu versorgen. Rund 120 Mrd. Dollar sollen sie bereits in die Märkte gepumpt haben. Und die gestrigen Äußerungen der Europäischen Zentralbank werden von Marktteilnehmern als Zeichen dafür gewertet, dass sie sich nötigenfalls von der Fixierung auf das Preisstabilitätsziel lösen wird und zu einer konzertierten Zinssenkungsrunde mit der Fed bereit ist. Zudem halten sich Gerüchte, wonach US-Präsident George Bush schon kurzfristig ein milliardenschweres Hilfs- und Konjunkturprogramm bekannt geben wird.
Ein ganz wichtiger Faktor ist aber auch die erwartete Trotzreaktion der Amerikaner: "Die werden noch enger zusammenrücken und mit aller Macht verhindern, dass von den Börsen ein Signal der Schwäche ausgeht", ist nicht nur Benz überzeugt. Hier gebe es zwischen den Finanzmarkt-Akteuren unausgesprochenen Konsens.
Aber: Auf eine längerfristig Erholung an den US-Börsen sollten die Anleger nach Meinung der Experten noch nicht setzen. Jansing: "Man darf nicht vergessen, dass die Aktien schon vor der Terroraktion im Abwärtstrend lagen."
Gruß Kostolmoney